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Raumzeit - Provokation der Schoepfung

Raumzeit - Provokation der Schoepfung

Titel: Raumzeit - Provokation der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes von Buttlar
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heißt, gegenseitige Fellpflege.
    »Komm, Rami, spiel hier kein Theater. Ich weiß, du bist wach! Wir müssen uns entscheiden!« Theki versucht ihm die Hand vom Gesicht zu ziehen.
    »Geh schon, wir passen von hier oben aus auf dich auf. Wir sind mit dir! Es wird schon nichts passieren. Du kannst ja jederzeit zurück«, versucht der Chef ihn anzutreiben.
    »Es ist so flach.« Rami schaut ängstlich runter in die sich ausbreitende Savanne. »Nichts, woran man sich halten kann. Hier haben wir zumindest Höhe und Tiefe.«
    »Ja, es ist eine Fläche«, tönt der Professor.
    »Aber wo führt sie hin? Was steckt dahinter?«, fällt Rami ihm ins Wort. »Wie weit ist das Ganze, und wo ist das Ende?«
    »Ist völlig egal«, ruft jemand von einer benachbarten Baumkrone. »Wie lange braucht er, wie viel Zeit wird vergehen, bis er Futter für uns findet. Ich habe Hunger.«
    »Was ist Zeit, Mami?«, fragt Afa. »Geduld haben, weil Dinge dauern«, antwortet Theki. »Zum Beispiel, bis du erwachsen bist und alt wirst.«
    »Ihr macht mich alt mit eurem Gerede. Euch ist es ja egal, wenn mir was passiert!« Rami ist genervt.
    »Wisst ihr was? Mir reicht’s«, ruft Theki aufgebracht. »Ich hab die Nase voll, besonders von dir, Rami. Ihr seid alles Feiglinge! Ich werde es selbst tun, ich werde runterklettern und mich auf die Suche machen.«
    »Gut«, sagt der Chef zufrieden. »Ich kann ja leider hier nicht weg. Ich habe eine Aufgabe zu erfüllen.« Er wirft einen bedeutungsvollen Blick auf eine seiner Frauen.
    Entschlossen hangelt Theki sich nach unten, beunruhigt beobachtet von ihrem Mann. »Sei vorsichtig, Theki, ich hätte es doch auch getan! Wollte doch nur den Abstieg sorgfältig planen. Ich bin kein Feigling, aber so ist es ja auch in Ordnung. Ist ja keine große Sache, ich passe auf die Kinder auf«, sprudelt es aus ihm heraus.
    »Weiter so, Theki«, ruft das Oberhaupt und instruiert seinen Assistenten, etwas weiter nach unten zu klettern. »Beobachte, was passiert und berichte mir über die Aktion!«
    Als Theki schließlich den mächtigen Fuß des Baumes erreicht, betastet sie zögernd den Boden, kauert vor dem Baum, und ihr Blick wandert nachdenklich zu dem hohen Gras der vor ihr liegenden Savanne. Dann dreht sie ihren Kopf, reckt ihn nach oben, so als wolle sie zurückblicken auf ihr bisheriges Leben. Entschlossen wendet sie sich um und springt ins Unbekannte. Danach richtet sie sich auf, winkt zu den Baumkronen und ruft: »Das war ein kleiner Hüpfer für mich!«
    »Ein großer für unsere Horde«, bemerkt der Professor. »Es ist der Vorstoß zu einer anderen Wirklichkeit.«
Südfrankreich – vor rund 30 000 Jahren
    Die ockerfarbenen Höhlenwände wechseln ihr Farbenspiel im Widerschein der flackernden Flammen der Feuerstelle. Die brennenden Äste knistern, und Rauchschwaden bringen die beiden am Feuer kauernden Gestalten immer wieder zum Husten. Ein Jugendlicher mit den ersten Anzeichen eines Bartes stochert gedankenverloren im Feuer. Die Frau neben ihm dreht den Spieß mit der wacholderbespickten Rentierkeule. Sie sind in weiches Leder gekleidet und haben sich mit Eberzahn-Halsketten geschmückt.
    Ein hochgewachsener, bärtiger Mann, der mit einem zum Pinsel ausgefransten Stöckchen eine Jagdszene auf die Höhlenwand zeichnet, wendet den Kopf: »Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Ich kriege richtig Hunger. Das riecht ja köstlich!«
    »Du musst dich noch ein wenig gedulden. Es ist noch nicht so weit«, entgegnet die Frau. »Sag mal, was malst du da eigentlich?«
    »Ich male meinen Traum.« Er wendet sich wieder seiner Arbeit zu. In der linken Hand hält er ein Tontöpfchen, in dem sich gemahlene Holzkohle mit Tierfett vermengt. Er lässt die Umrisse eines Wisents neben den bereits gemalten Rentieren, Pferden, Wildschweinen und Jägern entstehen.
    »Traum? Wieso, was hast du geträumt?«, fragt der Junge und blickt auf zur Felswand.
    Der Maler stellt Töpfchen und Pinsel weg und geht in die Hocke. Sein Blick scheint etwas Unsichtbares zu fixieren. »Ich habe geschlafen und habe meinen Körper verlassen, habe ihn zurückgelassen. Ich war leicht, so leicht!«, sagt er, als spräche er mit sich selbst. »Ich konnte fliegen wie ein Vogel. Ich hatte meine Arme ausgebreitet, sah unter mir die Steppe. Der Himmel war dunkel, und doch konnte ich das Grasland mit Büschen, Bäumen und Tieren deutlich sehen. Da waren Rentiere, Wisente, Pferde, Bären, Wölfe, Tiger, Wildschweine, und mir war ganz warm. Ich schwebte und hörte

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