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Raumzeit - Provokation der Schoepfung

Raumzeit - Provokation der Schoepfung

Titel: Raumzeit - Provokation der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes von Buttlar
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Götter haben alle einen Shamba-Mé, um zu kommunizieren«, bestätigt dieser. »Und sie können in ihrem Dingir nach Nibiru fliegen.«
    »Das ist ganz erstaunlich, denn was schwerer als Luft ist, kann ja nicht fliegen. Eine Kraft hält uns am Boden«, sagt der Astronom.
    »Bis auf die Vögel«, fällt der Dichter ihm ins Wort.
    »Ja, und die Götter sind allmächtig«, sagt der Theologe.
    »Wo führt der Himmel hin?«, rätselt der Mediziner.
    »Nun, wir Astronomen beobachten den Himmel schon seit Langem und gehen davon aus, dass die unzähligen Lichter, die wir am Nachthimmel sehen, andere Orte sind, Häuser der Götter. Sie sind offensichtlich weit entfernt. Wie weit, wissen wir noch nicht, aber unsere Mathematiker versuchen es zu berechnen.«
    »Wir Mediziner interessieren uns eher für die Vergänglichkeit, für die Zeit. Wir suchen nach Mitteln, die den Alterungsprozess aufhalten können und den Tod in die Ferne rücken. Vergleicht einmal unsere Lebensspanne mit der der Annunaki.«
    »Sie sind nahezu unsterblich.« Der Theologe steht auf. »Ich muss leider gehen. Ich habe eine wichtige Besprechung bei der Behörde.«
    Wie auf ein Signal löst sich die Gruppe auf.
    Draußen auf der Strasse blickt der Astronom nachdenklich zu der gewaltigen Stufen-Zikkurat empor, die sich imposant vor dem frühen Nachthimmel abzeichnet. Oben im Penthouse von Enki lodern Fackeln. »Wie werden die Wissenschaftler unsere Erkenntnisse wohl einmal bewerten?« Er gibt sich einen Ruck, als wolle er etwas abschütteln, und überquert mit festen Schritten den Maschu-Boulevard. Er weicht dabei einem von Ochsen gezogenen Fuhrwerk aus, das mit seinen Rädern holprig über die Pflastersteine rattert. Der Astronom biegt in eine Seitengasse ab, wo sich seine Gestalt schließlich im Dunkel der Nacht auflöst.
Athen – vor 2416 Jahren
    An einem sonnigen Junimorgen gehen zwei Männer durch eine der schäbigen Athener Gassen zum Marktplatz, der Agora. Der gutaussehende junge Mann überragt seinen Begleiter um Haupteslänge. Er hebt immer wieder den Saum seines Gewandes, um es vor dem Schmutz der ungepflasterten Straße zu schützen. Der Dreck scheint den Älteren nicht zu kümmern. Er ist untersetzt und zeigt den Ansatz eines Bauches. Seine Kleidung ist nachlässig, und er ist barfuß, während der andere gepflegt wirkt und Sandalen trägt. Er dürfte um die zwanzig sein.
    Der Ältere mit seinem grauen Bart, der Stirnglatze und dem silbernen Haarkranz hat den Kopf mit seiner kleinen Knollennase nachdenklich gesenkt. Nachdem beide eine Weile schweigend nebeneinander hergegangen sind, hebt er den Kopf und sagt zu dem Jüngeren: »Ich hab mal wieder Ärger, Platon. Xanthippe streikt. Sie unterstellt mir, ich würde nur mit Jünglingen rumsitzen und schwafeln, während sie sich um Haus und Kinder kümmern müsse. Es sei ja alles schön und gut, aber mit meinem hochgestochenen Gerede käme kein Geld rein, und damit könne sie uns nicht ernähren. Und mit der Steuer hätten wir auch Ärger, aber das kümmere mich wohl nicht, meint sie.« Mit einem mitfühlenden Seitenblick fragt Platon: »Kann ich etwas tun für dich, Sokrates?«
    »Nein, nein«, winkt dieser ab, »ich komme schon zurecht. Und überhaupt, was heißt hier ›hochgestochen‹? Ich suche mit meinen Freunden nach logischen Antworten auf Fragen, die ich verstehen möchte.«
    »Nun untertreib nicht, Sokrates, wir sind deine Schüler und lernen von dir. Deine Strategie ist schon ganz schön raffiniert. Du sagst selbst, du seist die geistige Hebamme«, meint Platon lächelnd, als sie den Marktplatz erreichen.
    »Wir alle sind Schüler, und der Logos ist unser Lehrer. Es geht um Verstand und Wissen«, antwortet Sokrates und mustert die Marktstände und die öffentlichen und sakralen Prachtbauten, die unter dem Staatsmann Perikles erbaut wurden, deren Reliefs in leuchtenden Farben hervorgehoben sind. Sie bilden einen frappierenden Kontrast zu den ärmlichen, engen Gassen, deren fensterlose Fassaden die Bewohner vor dem Gestank von Müll und Abwässern schützen.
    Vor dem tiefblauen Himmel erstrahlt der Parthenon hoch über der Stadt. Platon und Sokrates betreten den Säulengang, der mit bemalten Statuen der Helden der Kriege und der Mythen geschmückt ist. In der schattigen Säulenhalle, der Stoa, ist es angenehm kühl. Es herrscht zu dieser Morgenstunde bereits ein buntes Treiben. An den Ständen wird diskutiert, gestritten und gefeilscht.
    In der Passage zum Tempel des Hephaistos, an der

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