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Raus aus dem Har(t)z IV!

Raus aus dem Har(t)z IV!

Titel: Raus aus dem Har(t)z IV! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Meier
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zu erhalten –gerade so, als ob sie mir meinen Kühlschrank füllen würde- und dann die Enttäuschungen, eine Absage nach der Anderen zu erhalten. Arbeit war für mich nicht nur ein Gelderwerb, es war ein Lebensgefühl und eine Lebenseinstellung. Ich arbeitete mit Freude, war gern von Menschen umgeben und sah in der Arbeit einen Sinn. Plötzlich ohne Arbeit dazustehen, ließ in mir eben auch das Gefühl der Sinnlosigkeit entstehen, selbst wenn es mir gelang, mich mit der Situation nach und nach zu arrangieren. Doch nicht nur das, vor allem kam ich mir in den Augen Anderer als bemitleidenswert vor. Als ich kurz nach meiner Arbeitslosigkeit zu einem Klassentreffen ging und mit alten Schulfreundinnen und Schulfreunden in einer großen Runde stand, kamen die Fragen danach, was jeder macht, wobei die ehemalige Klassensprecherin Beate es sich nicht nehmen ließ, diese fast schon Verhörrunde zu leiten und jede Antwort zu kommentieren:
     
    „Und, Rudolf, was machst Du so?“- „Ich bin Architekt“ – „Wie interessant . Und Renate, was machst Du?“ – „Ich arbeite als Sekretärin bei einem Rechtsanwalt.“ – „Wie aufregend . Und Du, Bernhard, was machst Du, um Geld zu verdienen?“ – „Ich bin bei der Feuerwehr.“ – „Na das ist ja spannend ! Was machst Du eigentlich, Diana?“ – Die Frage war plötzlich bei mir angelangt und ohne lange zu zögern antwortete ich wahrheitsgemäß: „Ich bin arbeitslos.“  - „Auch Du Arme !“. Schweigen überall. Man hätte eine Stecknadel herunterfallen hören können. Was war los? Hatte ich eben verkündet, ich wolle Amok laufen oder sei die ehemalige Haremsbraut von Saddam Hussein?
     
    Interessant, aufregend, spannend : Jeder hatte scheinbar seinen Traumjob gefunden im Leben und bekam mit überzogener, gönnerhafter Stimme der ehemaligen Klassensprecherin Superlative zugeordnet und ich bekam die volle Breitseite. Das volle gekünstelte Mitleid ‚Auch , Du Arme!‘ . Als wenn ich bald sterben müsste und dies hier meine Totenwache sei. So kam ich mir zumindest vor in dem Moment. Doch habe ich es mir ausgesucht? Nein, es lag einfach nur daran, dass mein alter Chef die Hacken hochgeworfen hat und seine Erben sich nicht einig werden konnten, wer das Antiquitätengeschäft jetzt weiter führt. Punkt. Weder habe ich Lepra, noch irgendetwas anderes, das es rechtfertigen würde, dass man mich bemitleidet, verdammt noch Mal.  Aber das interessierte niemanden, von diesem Moment an – ‚ Ach, Du Arme ‘ – war ich nicht mehr dazugehörig. Ich war etwas, dass zwar anscheinend anwesend sein musste, um den sozialen Querschnitt richtig widerzuspiegeln, aber ich war nicht mehr auf der gleichen Ebene .  Zumindest fühlte ich mich so. Denn während es in den Gesprächen der Beteiligten um ganz banale Alltagsthemen ging, erntete ich immer Fragen danach, wie man denn so ‚überlebt‘ als Arbeitsloser, wie man es ‚schafft‘ mit so wenig Geld klarzukommen oder –mein Highlight aus dieser verkappten Heuchelei- wie sich das denn ‚anfühlen‘ würde, plötzlich vor dem ‚Nichts‘ zu stehen. Alle machten plötzlich so, als wären sie mit dem goldenen Löffel im Hintern geboren oder hätten das Glück gepachtet, während man mich bemitleidete und auf die Arbeitslosigkeit reduzierte. Mit mir machte man keine Scherze, man zeigte Mitgefühl. Man unterhielt sich nicht lachend und gut gelaunt über alte Erlebnisse, man machte ein möglichst sorgenvolles Gesicht und bot an, dass man ja vielleicht helfen könne, wenn es gar nicht mehr geht . Als mir dann Peter, der Überflieger in der Schule damals, anbot, er könne mir auch gerne seine Portion vom Essen einpacken lassen, das ich morgen auch noch etwas zu Essen hätte, platzte mir der Kragen und ich machte mich auf den Heimweg. Dabei dachte ich noch daran, dass ich selbst Schuld war. Warum bin ich da auch hingegangen oder warum war ich auch so ehrlich und habe gesagt, dass ich keine Arbeit hatte. Ich hätte Lügen sollen, wie die anderen auch. Hätte ebenso eine Show vorspielen können und wäre für diesen Tag in eine Rolle geschlüpft, alles für die scheinbare Hauptsache, beneidet zu werden. Einer wollte den Anderen übertrumpfen, jeder wollte in irgendeiner Weise zeigen, dass er es besser als die anderen hat und mehr Glück im Leben hatte. Außer ich. Ich wollte ehrlich sein und mich nicht dieser Verblendung hingeben. Selbst Schuld. Der Ehrliche ist der Dumme. Ich hätte wissen müssen, dass auch für die alte Klasse

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