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Raus aus der Suchtfalle

Raus aus der Suchtfalle

Titel: Raus aus der Suchtfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Dehner-Rau , Harald Rau
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dies die Wahrscheinlichkeit, dass auch die übrigen Teile des Suchtgedächtnisses aktiv werden. Im Beispiel von Herrn K. bedeutet dies, dass die Kneipenszene in der Lage ist, auch die Alkoholerwartung und die Entzugssymptome zu aktivieren. Auf diese Weise können wir verstehen, dass der Suchtdruck bei vielen Betroffenen besonders dann sehr hoch wird, wenn sie in eine übliche Konsumsituation geraten oder daran nur erinnert werden, z. B. durch eine Filmszene wie bei Herrn K.
    Oft ist den Betroffenen gar nicht so ganz bewusst, welche Merkmale den Suchtdruck auslösen oder verstärken. Das ist ein starker Hinweis darauf, dass dem Suchtgedächtnis »implizites Lernen« zugrunde liegt und es sich hier um ein implizites Gedächtnissystem handelt, das sich – wie erwähnt – kaum bewusst kontrollieren lässt.
Auch Gefühle können Teil des Suchtgedächtnisses werden
    Im Beispiel von Herrn K. haben wir beschrieben, wie äußere Merkmale, nämlich die Kneipensituation, Teil des Suchtgedächtnisses werden. Oft sind allerdings innere – psychologische – Merkmale der typischen Konsumsituation mindestens ebenso bedeutend: Die Koppelung von Trauer, Wut, Hilflosigkeit, Langeweile, Freude mit dem Konsum des Suchtmittels kann dann dazu führen, dass diese Gefühle und Zustände ebenfalls Teil des Suchtgedächtnisses werden. Fühlt man sich dann später traurig oder langweilt sich, wird das Suchtgedächtnis aktiviert und führt zum Verlangen und zu Entzugssymptomen. Ein erneuter Konsum oder ein Rückfall wird wahrscheinlicher.
    Die meisten Menschen, die Suchtmittel konsumieren, haben gewisse Konsumgewohnheiten oder Rituale entwickelt. Solche Gewohnheiten und Rituale sind ebenfalls häufig Teile des Suchtgedächtnisses. Die nachfolgende Tabelle führt einige mögliche Merkmale typischer Konsumsituationen und dazugehörige Beispiele auf:
Typische Merkmale von Konsumsituationen.
örtliche Umgebung
zu Hause, bei der Arbeit, in der Kneipe, am Bahnhof
soziale Umgebung
Alleinsein, Zusammensein mit »Saufkumpeln«, Zusammensein mit Sportkameraden nach dem Training
zeitliche Merkmale
bestimmter Tagesabschnitt, am Wochenende
psychische Merkmale
Langeweile, Frustration, Ärger, Wut, gute Laune, Ausgelassensein, vergessen wollen, Angst, Unruhe
Im Suchtgedächtnis wird auch die Suchtumgebung abgespeichert
    Was bedeutet es nun für den Körper, wenn sich solche Konsumrituale entwickeln? Der Körper lernt, in diesen Situationen – der speziellen Suchtumgebung – seinen »Stoff« zu erhalten.
    Er verknüpft die Merkmale der Situation mit der Wirkung des Suchtmittels. Ein »Suchtgedächtnis« bildet sich, die Suchtumgebung wird Teil des Suchtgedächtnisses.
    ÜBUNG
    Wie sehen Ihre Trinkgewohnheiten und Rituale aus?
    Wir laden Sie an dieser Stelle ein, die typischen Merkmale Ihrer eigenen Konsumsituationen nach diesem Muster zu beschreiben. Es ist durchaus möglich, dass Sie mehrere typische Situationen kennen, in denen Sie zur Flasche greifen oder den Drang dazu verspüren, und deshalb mehrere typische Konsumsituationen beschreiben können.
    Es kann auch sein, dass ein Merkmal weitgehend ähnlich bleibt, während sich andere Merkmale von Situation zu Situation ändern. Je ausführlicher und genauer Sie diese Bestandsaufnahme machen, desto besser. Nur so sind Sie in der Lage, typische Konsumsituationen gezielt zu vermeiden.
    Viele Betroffene machen die Erfahrung, dass sie in den Situationen, die an den Konsum gekoppelt sind, besonders leicht Entzugssymptome und Suchtdruck spüren. Das lässt sich in Experimenten auch anhand einiger körperlicher Funktionen messen: Die Haut ist in solchen Situationen eher feucht, das Herz schlägt schneller, der Mund ist trockener. Der Lernvorgang, der die Suchtumgebung an den Konsum koppelt, ist ein typisches Beispiel impliziten Lernens: der gelernte Zusammenhang muss den Betroffenen gar nicht unbedingt bewusst sein. Umgekehrt führt das bewusste Wissen um diesen Zusammenhang, die »Erkenntnis«, nicht dazu, dass willentlich der Suchtdruck beeinflusst werden könnte.
Wie entsteht Suchtdruck?
    Gegen den Suchtdruck selbst ist man machtlos. Also muss man zunächst alles tun, um ihn zu vermeiden.
    Suchtdruck ist für viele Betroffene ein entscheidender Auslöser von Rückfällen. Im letzten Abschnitt haben wir beschrieben, dass Suchtdruck durch innere und äußere Merkmale, die Sucht umgebung, ausgelöst werden kann. Suchtdruck ist somitdas Ergebnis eines Lernprozesses: Der Körper hat gelernt, in bestimmten

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