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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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rollten, wieder hielten und erneut ein Stück weiterfuhren, sondern etwas Anderes, Fremdes, Drohendes.
    Jeffrey wich aufstöhnend zurück, als er den Umriss sah.
    Unmöglich, dröhnten seine Gedanken.
    Er musste verrückt geworden sein. Pauls Gestammel hatte ihn schließlich doch um den Verstand gebracht.
    Langsam, mit entsetzt aufgerissenen Augen, wich er vom Bordstein zurück, ohne den Blick von der grauenhaften Erscheinung nehmen zu können.
    Es war ein Reiter.
    Der dunkle, massige Umriss eines Mannes auf einem Pferd, das, aller Vernunft zum Trotz, inmitten des fließenden Verkehrs stand. Die Gestalt schien ihn aus unsichtbaren Augen zu mustern. Jeffrey konnte das Gesicht unter der dunklen Kapuze nicht erkennen, aber er spürte, dass der Mann ihn ansah. Der Blick seiner hypnotischen dunklen Augen ruhte fast schmerzhaft auf Jeffrey.
    Er stieß einen dünnen, halb erstickten Schrei aus, als sich die Erscheinung langsam in Bewegung setzte.
    Sie müssen ihn sehen!, dachte er verzweifelt. Irgendjemand muss ihn doch sehen!
    Aber die Menschen um ihn herum hasteten teilnahmslos weiter, ohne ihm mehr als einen verwunderten Blick zu schenken. Niemand schien die riesige, schattenhafte Gestalt wahrzunehmen.
    »Nein ...«, wimmerte Jeffrey. »Nein. Bitte ...« Seine Stimme versagte, war ein unartikuliertes, entsetztes Stöhnen. Er wollte sich herumwerfen und davonrennen, aber seine Arme und Beine waren gelähmt, als hielte ihn eine unsichtbare Kraft gefangen.
    Der Reiter war jetzt ganz nahe, aber Jeffrey konnte trotzdem nicht mehr als einen dunklen, substanzlosen Umriss erkennen. Ein unsichtbarer Wind bauschte seinen Mantel, und das Licht der Straßenlampen und Schaufenster brach sich auf der Klinge des meterlangen Krummsäbels, den er in der Rechten trug.
    Der Schattenreiter!
    Jeffreys Gedanken überschlugen sich. Paul hatte doch Recht gehabt. Aber die Erkenntnis kam zu spät. Er wusste nur zu genau, welche Macht die Schattenreiter hatten. Nichts und niemand auf der Welt würde ihn jetzt noch retten können.
    Jeffrey begann haltlos zu zittern. Der Schattenreiter stand jetzt auf Armeslänge vor ihm, aber Jeffrey war immer noch unfähig, auch nur einen Muskel zu rühren. Er hörte das leise Schnauben des Pferdes, das metallische Klirren, mit dem die Waffen des Unheimlichen aneinanderschlugen. Eine seltsame, mit Worten kaum zu beschreibende Aura umgab die gigantische Erscheinung, die Ahnung von unbezwingbarer Wildheit und Stärke, von Bösem, von Mordlust und Tod. Er wusste, dass dieser Reiter kein Mensch war, nicht einmal ein Lebewesen im herkömmlichen Sinne, aber er war trotzdem gefährlich und tödlich.
    Der Reiter bewegte sich. Sein Umhang raschelte, als sich die mächtigen Schultern strafften. Langsam hob er den Säbel hoch in die Luft.
    Plötzlich wallte Angst in Jeffrey empor, eine Welle grauer, tobender Panik, unter der jeder vernünftige Gedanke erstickt wurde. Die Lähmung fiel von ihm ab, und er sank zu Boden, als seine Knie unter ihm nachgaben. Aber es dauerte noch einmal Sekunden, ehe er zu einigermaßen vernünftigem Denken fähig war.
    Er wirbelte herum, stürzte schwer auf Hände und Knie und rollte blitzschnell zur Seite, als der Säbel des Unheimlichen herabsauste. Die Waffe traf wenige Fingerbreit neben seinem Kopf die Straße und schlug blitzende Funken aus dem Asphalt.
    Jeffrey hörte ein wütendes, zischendes Knurren, sprang auf die Füße und warf sich gleichzeitig zur Seite, um einem weiteren Schwertstreich zu entgehen. Dann hetzte er los. Er wusste, dass er keine Chance hatte, aber in seinem Bewusstsein war kein Platz mehr für solche Überlegungen. Er wollte nur weg, fort von hier, fort von dieser grässlichen, unmenschlichen Erscheinung.
    Er bahnte sich rücksichtslos einen Weg durch die Menschenmenge, ignorierte Knüffe und wütende Kommentare und sah sich verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit um. Es gab eine Anzahl schmaler, dunkler Seitenstraßen, die von den belebten Hauptwegen abbogen. Wenn er überhaupt eine Chance hatte, seinem Henker zu entkommen, dann dort. Hier, inmitten der Menschen und des Verkehrs, war er viel zu langsam.
    Das helle Klappern von Pferdehufen drang jetzt durch das Raunen der Menge zu ihm; der Schattenreiter hatte die Verfolgung aufgenommen.
    Jeffrey hetzte auf den schmalen Spalt einer Seitenstraße los, rannte einen Passanten über den Haufen und torkelte weiter. Er wagte es nicht, sich umzusehen, aber er hörte das Hämmern der Hufe hinter sich, und er spürte den

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