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Readwulf

Readwulf

Titel: Readwulf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofi Mart
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nicht, meinen Verfolger abzuschütteln.
    Da passierte es. Ich war unachtsam und gehetzt über einen erhöhten Pflasterstein gestolpert. Mitten auf der Straße kam ich zum Liegen. Mein Angreifer hatte freie Fahrt. Zum Entkommen war es zu spät. Ich zog nur noch instinktiv die Beine an, schloss die Augen und wartete auf den Aufprall. Mein Herz raste. Ich hielt die Luft an und dann … Nichts! Der Wagen wurde plötzlich langsamer und bog in die Seitenstraße rechts vor mir ab.
    Ich brauchte einige Sekunden, um die neue Situation einzuschätzen, dann drehte ich mich völlig erledigt auf den Rücken.
    »Was war das denn jetzt?«, fluchte ich keuchend dem schwarzen Nachthimmel entgegen. Mein Knie schmerzte und erst jetzt bemerkte ich die blutende Schürfwunde, die ich mir während der Rutschpartie auf dem harten Asphalt zugezogen hatte.

    ***
    Readwulf saß in seinem Jaguar vor dem Haus seiner Zielperson. Er beobachtete sein Opfer nun schon seit zwei Stunden aus sicherer Entfernung. Mit Mozarts Streichquartetten und einer Zigarette vertrieb er sich die Zeit. Er war eigentlich kein Raucher. Nur ab und zu gönnte er sich einen Glimmstängel, und diese Observationen waren wie geschaffen dafür.
    Jetzt kam Bewegung ins Spiel, doch er kannte ihren Weg bereits. Er verfolgte Juliette bis zum Haus der Stonehavens. Sie hatte es nicht eilig und genoss die milde Abendluft.
    Dann verschwand sie im Haus ihrer Abendeinladung, und Readwulf machte sich daran, seinen neuen Beobachtungsposten in Beschlag zu nehmen. Die Straße war nicht sehr belebt, sein Sichtfeld gut gewählt, daher entging ihm die feierliche Situation im Haus nicht. Aufmerksam verfolgte er das Geschehen, bis man die Räumlichkeiten wechselte. Er verließ sein sicheres Versteck und schlich zur Hinterseite des Hauses. Sie stand am Fenster, als er um die Ecke bog. Gerade noch so konnte er unter dem Fenstersims in Deckung gehen. Beinahe hätte sie ihn gesehen.
    Puh, knapp! Wie unprofessionell von mir. Readwulf begab sich eiligst wieder in seinen Wagen. Lange dauerte es nicht, bis sich die Haustür öffnete und eine herzliche Verabschiedungsszene zu sehen war.
    Er fühlte sich zerrissen. Sollte er ihr noch Zeit geben? Wollte er wirklich wissen, warum Darius ihn beauftragt hatte? Niemals hatte er einen Auftrag hinterfragt. Er zweifelte auch jetzt nicht an der Wichtigkeit seiner Mission, trotzdem sträubte sich alles in ihm, sie zu töten.
    Sie lief gerade an einer großen Pfütze vorbei, als ein Wagen unachtsam vorbeiraste. Readwulf traute seinen Augen kaum. Sie sprang mit einem gewaltigen Satz zur Seite.
    Readwulfs Nackenhaare stellten sich auf. Er starrte sie Sekundenlang wie versteinert an. „Was war das?“, zischte er. Wie hatte sie das gemacht? So sprang niemand, außer ihm!
    Bisher wusste er nur, dass sie eine ambitionierte Studentin war, attraktiv auf ihn wirkte und ihr Duft bei ihm einen berauschenden Effekt hatte. Als er sie damals auf der Tanzfläche zurückließ, wollte er einer jeder weiteren Konfrontation aus dem Weg gehen. Der Tag ihrer ersten Begegnung, erst in der U-Bahn und dann im Club, irrlichterte seitdem in seinem Kopf herum. Das sorgte bereits für jede Menge ungewohnter Fragen. Aber jetzt? Jetzt verstand er langsam. Sie konnte ähnlich gut springen wie er, und das war wirklich alles andere als normal. Readwulf verlangte mehr Informationen, also startete er den Motor und fuhr langsam aus der Parklücke. Sie stand wütend gestikulierend mitten auf der Fahrbahn und fluchte dem Raser hinterher. Er ließ seinen Wagen aufheulen und bremste nur Zentimeter vor ihr scharf ab. Er wollte sie provozieren, ja herausfordern, und hoffte, so mehr über sie zu erfahren.
    Erst reagierte sie nicht wie erwartet, daher wiederholte er seinen Angriff noch zweimal, bevor sie blitzschnell auswich und weglief. Wie eine Wildkatze rannte sie ihm davon. Sie lief in ähnlicher Geschwindigkeit, wie er selbst laufen konnte. Natürlich war er etwas schneller, aber selbst mitanzusehen, wie unfassbar dynamisch diese Gangart auf andere wirken musste, war faszinierend für ihn. Plötzlich kam sie ins Straucheln und fiel. Readwulf bemerkte erst jetzt, wie gebannt und nah er ihr auf den Fersen war. Er bremste stark ab, behielt aber die Kontrolle über seinen Wagen und bog rechts vor ihr in eine Seitenstraße ab. Berauscht über die Geschehnisse und neuen Erkenntnisse folgte er der Straßenführung. Sein Kopf arbeitete schnell, sein Puls war beschleunigt und seine Hände umklammerten

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