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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Anderson
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passiert?«
    »Nein.«
    »Dachte ich mir. Warum warst du in der Küche?«
    »Ich …« Tränen traten Klinge in die Augen. Sie hatte Mühe weiterzusprechen, und als sie es tat, drohte ihr jedes Wort im Hals stecken zu bleiben. »Die Milch in deiner Tasse … war vergiftet.Die Königin … meine Königin … wollte, dass ich dich töte … aber ich konnte nicht …«
    »Klinge.« Paul streckte die Hand aus und schloss die Finger um sie. Daumen und Zeigefinger lagen warm an ihren Schultern, als umarme er sie. Klinge lehnte sich an seinen Handteller und atmete den Geruch seiner Haut ein. Eine seltsame Ruhe überkam sie.
    »Ich konnte es nicht«, sagte sie, als sie wieder sprechen konnte. »Amaryllis meint, du würdest ohne mich vor Verzweiflung sterben wie Alfred Wrenfield und Philip Waverley. Aber vielleicht besteht doch noch Hoffnung, wenn …«
    »Warte«, unterbrach Paul sie. »Warum befiehlt deine Königin dir, mich zu töten, wenn sie glaubt, dass ich sowieso sterbe?«
    Klinge konnte es nicht mehr ertragen, ihn anzusehen. Sie schob seine Hand weg und ging zum Fenster. »Sie meinte, wenn du nicht stirbst, würde ich sterben.«
    Paul schwieg.
    »Ich habe alles falsch gemacht«, platzte es aus Klinge heraus, und sie vergrub das Gesicht im Vorhang. »Ich habe dein Leben kaputt gemacht und meins auch – ich wünschte, ich wäre nie geboren worden!«
    »Das darfst du nicht sagen!« Die Worte brachen wie eine Explosion aus Paul heraus, und Klinge erschrak. »Hör mir zu, Klinge. Vor nicht allzu langer Zeit wollte ich mich selbst umbringen. Ohne dich hätte ich das auch getan. Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich nicht ab und zu wieder versucht wäre, es zu tun, vor allem, wenn ich am Fluss vorbeifahre und sehe, wie die da draußen rudern …« Er brach ab und räusperte sich. »Aber ich habe es nicht mehr getan und beabsichtige das auch nicht. Ich habe mich für das Leben entschieden, Klinge … und ohne dich hätte ich das nicht geschafft.«
    »Paul …«
    »Und jetzt hast du mir zum zweiten Mal das Leben gerettet, obwohl du allen Grund gehabt hättest, mich zu töten. Ich könnte es dir nicht übel nehmen, wenn du mich nicht mehr ausstehen kannst, nach dem, was ich … was ich heute Morgen getan habe. Ich war dumm, ich habe gedacht, es ist ja sowieso egal, wenn ich dich küsse, du bist eine Fee, und hast solche Gefühle nicht. Kein Wunder, dass du so aufgewühlt warst. Du hattest ja gerade erst das mit Heide gelesen und …«
    »Du brauchst mir das nicht zu erklären«, fiel Klinge ihm hastig ins Wort.
    »Ich will aber.« Paul rollte näher zum Fenster. »Ich will damit sagen, dass ich es verstehen könnte, wenn du mich töten wolltest. Du glaubst ja, dass ich sowieso sterben muss. Ich mache dir keine Vorwürfe, im Gegenteil … Klinge, sieh mich an.«
    Widerwillig blickte sie zu ihm auf, und er fuhr fort. »Was ich jetzt sage, meine ich genau so, wie es eine Fee meinen würde. Denn genau das bedeutet es für mich.« Er holte tief Luft. » Danke. Danke für deine Freundschaft und Danke für mein Leben.«
    Paul sah sie unverwandt an. Am Ernst seiner Worte konnte kein Zweifel bestehen. Klinge ließ den Vorhang los und sank auf den Fenstersims.
    »Kehr nicht zur Eiche zurück«, hörte sie Paul sagen. Seine Stimme klang seltsam fern. »Bleib hier. Hier kann deine Königin dir nichts tun.«
    Unglücklich schüttelte sie den Kopf. »Das geht nicht. Mein Volk … meine Freunde … brauchen mich. Und du … du hast mir gedankt . Wie könnte ich bei dir bleiben, wenn ich …«
    »Ich weiß«, sagte Paul traurig. »Du meinst, ich erwarte, dass du für mich dasselbe empfindest wie Heide für Philip Waverley. Aber das erwarte ich nicht, Klinge. Ich weiß, dass es nie so sein wird,selbst wenn …« Er brach ab und senkte den Blick auf seine verkrüppelten Beine. »Egal. Was ich sagen will: Du brauchst nicht zu fürchten, dass ich dich zu irgendetwas dränge, wenn du hier bleibst. Ich wollte dir einfach danken – als Freund.«
    »Ach Paul.« Klinges Stimme klang, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. »Verstehst du denn nicht? Mein Problem ist doch nicht, dass ich dich nicht liebe, sondern …« Sie sah ihn flehentlich an. »Dass ich es tue.«
    Einen kurzen Augenblick tat Paul keinen Mucks. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich habe dir doch gesagt, ich will dein Mitleid nicht.«
    Klinge schlug mit der Faust auf den Fenstersims. »Ich bemitleide dich ja auch nicht! Wie kann man nur so stur …« Sie brach entmutigt ab,

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