Reden macht Leute
Stresshormone. Doch sowohl Blackout wie Fluchtprogramm gilt es zu verhindern.
Praxis-Tipp:
Das Angriffsprogramm bietet die Chance, das Lampenfieber als positive Spannung, die Ihnen eine sieghafte Ausstrahlung gibt, zu nutzen.
Wie Sie das Fluchtprogramm ausschalten können
Die Antwort auf diese Frage ist für all diejenigen von zentraler Bedeutung, bei denen in Redesituationen das Fluchtprogramm ausgelöst wird.
Selbst wenn Sie inzwischen wissen, dass das Alarmprogramm drei Möglichkeiten – Angriff, Flucht oder Lähmung – bietet, so genügt diese theoretische Einsicht oft nicht, um die Flucht vor dem Reden in der Öffentlichkeit zu verhindern. Oder haben Sie nicht auch schon vergeblich versucht, Lampenfieber mit Beschwichtigungen zu unterdrücken wie: „Jetzt reg’ dich nicht so auf, ist ja alles halb so schlimm.“ Oder: „Es steht doch eigentlich nichts auf dem Spiel.“ Da solche Beeinflussungsversuche meist wenig von Erfolg gekrönt sind, brauchen Sie Ideen, wie Sie Ihre rhetorischen Fähigkeiten üben können. Hinweise dazu finden Sie auf Seite 101.
Praxis-Tipp:
Reden lernen Sie nur durch Reden.
Lampenfieber lässt sich systematisch abtrainieren. Hilfe bietet das Vorversprachlichen . Sie müssen dabei das, was Sie später vor Publikum äußern sollen, zu Hause laut üben, möglichst mit einer/m aufgeschlossenen Partnerin oder Partner. Scheuen Sie sich nicht vor Selbstgesprächen, falls Sie gerade niemanden finden, der Zeit zum Zuhören hat. Dass diese Art der Vorbereitung Klarheit in unsere Gedanken und Vorstellungen bringt, nutzte schon Heinrich von Kleist. Er empfand es als sehr angenehm, Fälle vorzutragen, über die er von Berufs wegen zu entscheiden hatte. Sein Aufsatz darüber heißt „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“.
Erst wenn Sie über einen Sachverhalt laut reden, merken Sie sehr deutlich die Mängel der Sprache: Sie ist eindimensional, vergleichbar einer Nudel; die Wirklichkeit dagegen ist dreidimensional und stellt sich in unserem Kopf dar als komplexes, ganzheitliches Gemenge, als „Kloß“. Dieser Kloß setzt sich aus Bildern, Gedanken, Empfindungen und fertigen Formulierungen zusammen. Sie müssen beim Reden aus diesem Kloß eine Nudel machen und alles in ein geordnetes und sinnvolles Nacheinander bringen, das Ihre Hörer wiederum als komplexe Ganzheit speichern sollen.
Sie können sich auch vorstellen, dass sich Ihre Gedanken erst einen Weg durch Ihren „Gehirndschungel“ suchen müssen. Beim ersten Versuch ist dies dementsprechend mühsam und das Ergebnis könnte man mit einem „Trampelpfad“ vergleichen. Probieren Sie es dann ein weiteres Mal, ist es bereits ein „Fußweg“ geworden. Sie sollten jetzt noch so oft laut üben, bis Sie den Eindruck haben, dass Ihre Gedanken auf einer „Landstraße“ daherkommen. Eine Landstraße hat noch gewisse Unebenheiten und Kurven. Das entspricht dann kleineren grammatikalischen und sprachlichen Mängeln, die Sie und Ihre Hörer wach halten. Denn wenn Ihre Gedanken so schnell daherkommen wie Autos auf einer gleichmäßig befahrenen Autobahn, dann mag dies zwar flüssig klingen, doch es wirkt bei den Hörern auf die Dauer oft ermüdend.
Wenn Sie das Vorversprachlichen öfter üben, werden Sie im Formulieren sicherer. So müssen Sie später, bei der eigentlichen Rede, weniger Konzentration auf die sprachlich richtige Form legen und können sich besser auf die Hörer einstellen.
Rechnen Sie bitte damit, dass Sie im Normalfall zu Hause beim Üben weniger Zeit brauchen, als wenn Sie vor Publikum sprechen. Das reale Publikum motiviert einen oft dazu, mehr zu sagen oder manches ausführlicher darzustellen.
Falls Sie vor Publikum jedoch kürzer reden als zu Hause, können Sie davon ausgehen, dass vermutlich das „Fluchtprogramm“ aktiviert wurde. In diesem Fall ist es bewundernswert, wenn Sie dann noch weiter reden, obwohl Ihnen Ihr Körper befiehlt zu fliehen. Als Alternative redet man dann meist schneller und vergisst auch das eine oder andere, nur damit diese unangenehme Situation möglichst bald vorbeigeht. Für diesen Fall sollten Sie noch Redestoff in Reserve haben, etwa weitere Beispiele.
Falls Sie dann in Redesituationen nicht mehr so viel Lampenfieber haben, kalkulieren Sie einen erhöhten Zeitbedarf dafür ein. Hierfür ein Beispiel: Angenommen die offizielle Redezeit beträgt 30 Minuten, dann sollten Sie beim Üben des Vortrags höchstens 20 Minuten benötigen. So können Sie ziemlich sicher
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