Reid 2 Die ungehorsame Braut
Beweise?«
»Als ich dachte, ich müsste den Rest meines Lebens an Ophelia Reids Seite verbringen, habe ich sie mit ihrer Selbstsucht und ihrer intriganten Art konfrontiert und sie unmissverständlich wissen lassen, dass ich so etwas nicht dulde. Ich habe ihr nahegelegt, sich von Grund auf zu ändern, um uns ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen. Meinst du, sie hätte irgendwelche Zugeständnisse gemacht? Nicht die Bohne.«
»Vermutlich ist sie direkt in die Defensive gegangen, weil du es falsch angepackt hast«, gab Raphael zu bedenken.
Duncan schüttelte den Kopf. »Nein, sie hat ausdrücklich betont, dass es an ihrer Art und ihrem Wesen nichts auszusetzen gebe. Das Wort nichts hat sie dabei besonders betont. Da hast du deinen Beweis. Diese zänkische Sirene wird sich niemals ändern. Darauf würde ich mein Hab und Gut verwetten.«
»Es läge mir fern, dich um deine Liegenschaften und dein Geld zu erleichtern, aber für eine kleine Wette unter Freunden bin ich stets zu haben. Ich wette fünfzig Pfund darauf, dass du dich irrst. Jeder kann sich ändern, selbst Ophelia.«
Duncan gluckste. »Sagen wir hundert Pfund. Es gibt nichts Schöneres als eine todsichere Wette. Die Frage ist nur, wie wir das Ergebnis beurteilen wollen. Schließlich reist sie in wenigen Minuten nach London ab, um dort ihr Unwesen zu treiben, und ich hoffe, sie nie wieder sehen zu müssen.«
»Eigentlich hatte ich auch vor, nach London zu reiten...« Der Gedanke, der Raphael in diesem Augenblick in den Kopf schoss, war so erschütternd, dass er ihn selbst erst einmal begreifen musste, ehe er ihn in Worte kleiden konnte.
»Ja, und?«, brummte Duncan unwirsch.
Raphael zuckte gleichgültig mit den Schultern, um seinen Freund zu besänftigen. »Mir ist gerade etwas in den Sinn gekommen, über das ich erst noch ein wenig nachdenken muss, alter Freund.«
»Jetzt, wo ich meinem Schicksal mit diesem Scheusal entkommen bin, bin ich einfach nur froh, dass ich sie nie wieder zu Gesicht bekommen werde. Ich werde um die Hand der richtigen Frau anhalten - der Frau, die ich wirklich liebe und die ich heiraten werde, auch wenn es meiner Familie bitter aufstoßen wird. Ich lasse mir nicht mehr vorschreiben, wen ich zur Gemahlin nehmen soll.«
Raphael wusste, dass sein Freund von Sabrina Lambert sprach und davon, dass seine beiden Großväter ihn in die Ehe mit Ophelia Reid hatten drängen wollen. Er zweifelte keinen Augenblick daran, dass Sabrina annehmen würde. Duncans breitem Feixen nach zu urteilen, war er sich seiner Sache ebenso sicher. »Da ich in den nächsten Tagen viel unterwegs sein werde, wäre es das Beste, du schickst mir die Einladung nach Norford Hall. Dort wird man wissen, wo ich zu finden bin.«
Duncan nickte und begab sich auf die Suche nach seinen Großvätern, um ihnen reinen Wein einzuschenken. Als Raphael wieder allein war, kehrte er zu seiner verwegenen Idee zurück. Ihm blieben nur wenige Minuten, um eine Entscheidung zu treffen. Ophelias Kutsche konnte jeden Moment vorfahren. Entweder handelte er blitzschnell, oder er ließ es bleiben.
Kapitel drei
O phelia sah durch das Fenster der Kutsche auf die vorbeiziehende Winterlandschaft. Das Gras war braun und die Bäume kahl bis auf einige wenige, die noch an ihren welken Blättern festhielten. Die Landschaft außerhalb der Kutsche war so trostlos wie die Gedanken innerhalb ihres hübschen Kopfes.
Hatte sie ernsthaft geglaubt, ihre Einführung in die Gesellschaft würde anders ablaufen? Sie hätte wissen müssen, dass die Männer von ihr geblendet waren, dass sie in Heiratsanträgen förmlich ertrank. Aber liebte einer dieser Männer sie? Nein. Wie denn auch, wenn keiner sie nicht richtig kannte und sich Zeit für sie nahm. Sie wollten sich lediglich mit ihr schmücken.
Und ihre Freundinnen waren keinen Deut besser. Allesamt Lügnerinnen und Heuchlerinnen. Auch sie wollten nur, dass ein wenig von ihrem Glanz auf sie abfärbte.
Ophelia hatte ein gespaltenes Verhältnis zu ihrer äußeren Hülle. Auf der einen Seite liebte sie es, dass sich keine Frau in puncto Schönheit mit ihr messen konnte, auf der anderen Seite empfand sie ihre Wirkung auf ihre Mitmenschen teils befremdlich.
Nicht nur Mavis war ihre Feindin, sondern auch die Erfindung des Spiegels, wenngleich sie selbst mehrmals am Tag ihr hellblondes Haar, den makellosen elfenbeinfarbenen Teint, die strahlend blauen Augen und ihre gleichmäßig geschwungenen Brauen studierte, die durch ein wenig Zupfen wie gemalt
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