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Reine Glückssache

Reine Glückssache

Titel: Reine Glückssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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unsere Koch-, beziehungsweise Haushaltskünste.
    Ich trank mein Bier aus und stand auf. Als ich mich umwandte, spürte ich im Rücken einen vertrauten stechenden Schmerz. Im Geist rief ich nach Morelli, aber entweder hatte er mich bei dem Gedröhn des Fernsehers nicht gehört, oder der Hilferuf war nur ein eingebildeter, denn Dunkelheit kam über mich, und Morelli war nicht da.
    Noch ehe ich die Augen aufschlug, wusste ich, dass ich in der Scheiße steckte. Ich hatte eine Heidenangst. Sie schnürte mir die Kehle zu. Sie schwappte wie eine schleimige Welle durch meinen Magen. Ich musste mich zwingen, die Augen aufzuschlagen und mich umzuschauen. Ich lag auf dem Boden, es war dunkel. Verletzt war ich anscheinend nicht. Ich bewegte ein Bein und merkte, dass eine Kette mit Vorhängeschloss um mein Fußgelenk gelegt war. An der Kette hingen Glöckchen. Der Gedanke an die mögliche Bedeutung der Fußkette raubte mir den Atem.
    Hinter meinen Augen pochte ein dumpfer Schmerz. Es kommt von dem Betäubungsmittel, überlegte ich. Wie das letzte Mal, als ich auf dem Parkplatz mit einem Betäubungsgewehr angeschossen worden war.
    Die einzige Lichtquelle war eine Kerze, die auf einem Schreibtisch rechts von mir brannte. Das Licht war schwach, aber ich wusste, wo ich war. Ich war bei TriBro, in Clydes Büro. Ich erkannte die Actionfiguren in dem Bücherregal links von mir wieder.
    Ich drückte mich hoch in eine sitzende Haltung. Am anderen Ende des Raums, in Schatten getaucht, saß jemand in einen Sessel gelümmelt. Die Gestalt im Schatten beugte sich vor, so dass das Kerzenlicht auf sie fiel. Es war Clyde.
    »Sie sind wach«, sagte er. »Und Sie sehen aus, als hätten Sie Angst. Wenn ich Angst kriege, erregt mich das manchmal sexuell. Erregt Sie das auch, wenn Sie Angst haben? Werden Sie dann geil?«
    Die Worte lösten einen erneuten Angstschauder in meiner Brust aus. Ich sah in Clydes Augen, und ich sah in ihnen das Monster zum Vorschein treten.
    »Stehen Sie auf«, sagte Clyde. »Gehen Sie um den Schreibtisch herum und öffnen Sie die Schubladen. Ich habe eine Überraschung für Sie.«
    Ich hangelte mich an dem Schreibtisch hoch auf die Beine, schluckte das dumpfe Gefühl von dem Betäubungsmittel hinunter, bewegte mich zentimeterweise um den Schreibtisch herum, zog die Schublade auf und sah vor mir, zusammengebunden mit einem schmalen rosa Bändchen, eine Locke von meinem Haar.
    Ich schaute auf, und Clydes Blick traf mich. »Jetzt wissen Sie Bescheid«, sagte er. »Überrascht, was? Sie hätten niemals gedacht, dass ich es bin.«
    Auf einmal schoben sich alle Puzzlestücke zusammen. Webmaster war kein Begriff aus der Welt der Computer, wie wir alle vermutet hatten. Es war ein Verweis auf Spider Man. Vor einigen Tagen hatte ich Clyde einmal gefragt, was er eigentlich machen wolle, und er hatte geantwortet, am liebsten wäre er Spider Man. Spider Man war als Webslinger bekannt, jemand, der sein Netz auswirft, und Clydes Name lautete Webmaster.
    »Spider Man hat aber keine unschuldigen Menschen getötet«, sagte ich. »Spider Man war ein guter Mensch.«
    »Ich bin nicht der Webslinger«, sagte Clyde. »Ich bin der Webmaster. Das ist ein Unterschied. Und ich töte auch keine unschuldigen Menschen. Ich leite ein Spiel, damit sich die Leute untereinander umbringen können. Ist das nicht obercool?«
    »Und die Opfer? Sind die etwa nicht unschuldig?«
    »Die Opfer wähle ich sehr sorgfältig aus. Und unschuldig sind die auch nicht. Der Polizist hat im Dienst einen Mann erschossen. Und Sie ebenfalls. Als ich Sie das erste Mal in der Firma sah, da war mir klar, dass ich Sie als nächsten Preis ausschreiben werde. Bart hat versucht, Sie zu warnen, aber Sie wollten nicht auf ihn hören. Es hätte sowieso nichts gebracht. Ich hatte mich schon auf Sie eingeschossen.«
    »Weiß Bart über das Spiel Bescheid?«
    Clyde lächelte, schaukelte auf den Fersen, kostete diesen Augenblick voll aus. »Bart blickt nicht ganz durch. Vor zwei Jahren war ich einmal etwas unvorsichtig bei dem Spiel, und Bart bekam eine E-Mail zu lesen. Paressi und Fisher Cat waren noch übrig geblieben in dem Spiel, und ich hatte ihnen das Stichwort für den letzten Mord gegeben. Bart wusste nicht, dass es ein Spiel war. Er dachte, ich hätte was mit Paressi angefangen, und er kam zu dem Ort, an dem die Tötung stattfand, um mich von meinem angeblichen Verbrechen aus Leidenschaft abzuhalten. Leider kam er zu spät. Paressi war tot, und Fisher Cat war schon

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