Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reingeschneit!

Reingeschneit!

Titel: Reingeschneit! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquie D’Alessandro
Vom Netzwerk:
“Ich bin völlig erledigt. Und was die Hochzeit angeht – ich werde lediglich in der Kirche erscheinen. Oder, verdammt, vielleicht werde ich auch das nicht tun.” Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und stolzierte aus der Lounge.

4. KAPITEL
    J essica hörte, dass Eric sie rief. Aber statt stehen zu bleiben, ging sie noch schneller. Sie wollte nur noch weg. Sie musste Abstand zu ihrer Mutter und Kelley bekommen, bevor sie völlig die Fassung verlor. Sie griff sich ihren Parka und stürmte nach draußen. Der Wind war eisig kalt, sie schnappte nach Luft. Ohne anzuhalten, zog sie den Parka und ihre Handschuhe an und versuchte, ruhig durchzuatmen. Denn dass sie so hektisch nach Atem rang, war das erste Alarmsignal für eine drohende Angstattacke.
Entspanne dich.
    Verdammt, sie hasste es, so die Kontrolle zu verlieren. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und ihre Muskeln zitterten vor Anspannung. Sie hatte solche Angstattacken das erste Mal erlitten, nachdem ihr Vater gestorben war und der Kummer sie fast überwältigt hätte. Aber schon seit einigen Jahren war sie davon verschont geblieben. Erst seit Bekanntgabe ihrer Verlobung war sie einige Mal daran erinnert worden, wie grauenvoll sich solche Anfälle anfühlten. Jetzt wollte sie sich nur noch hinlegen und die Augen schließen, bis die Panik wieder verflogen war.
    Sie kam sich wie ein Feigling vor, weil sie einfach weggerannt war und es Eric überlassen hatte, mit den Streithähnen fertig zu werden. Aber Jessica konnte nicht mehr. Sie hatte versucht, diplomatisch und höflich zu sein. Doch ihre Mom und Kelley hatten ihr wirklich den letzten Nerv geraubt. Ihre Mutter hatte sich anmaßend und grob aufgeführt, während Kelley großspurig und brüsk gewesen war. Vielleicht hätte sie die Auseinandersetzung noch bis zum Schluss ertragen können – wenn sie nicht als krönenden Abschluss das Hochzeitskleid gesehen hätte.
    Sie schluchzte. Das Kleid, das ihre Mutter für perfekt hielt, war für Jessica ein Albtraum. Keinesfalls würde sie dieses fürchterliche Monstrum tragen. Aber ihre Mutter hatte sie darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie das Kleid bereits bestellt hatte. Und da hatte Jess ihren aufgestauten Ärger nicht mehr im Zaum halten können. Wenn sie nicht weggegangen wäre, hätte sie in ihrer Wut Dinge gesagt, die sie später bereut hätte. Und sie hatte leidvoll gelernt, dass man Sätze, die jemanden tief verletzen, nicht mehr zurücknehmen kann.
    Erneut erinnerte sie sich an den dummen Streit, den sie als vierzehnjähriges Mädchen mit ihrem verärgerten Vater gehabt hatte, weil sie zu viel telefoniert hatte, statt ihre Hausaufgaben zu machen. Sie hatte wütend gegen die Ermahnung ihres Vaters rebelliert. Zwei Tage später war er dann plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben, ohne dass sie den Streit aus der Welt geschafft hatten. Noch heute, elf Jahre später, konnte sie sich das nicht verzeihen. Also war sie aus der Lodge geflüchtet – obwohl sie einige Sekunden zu spät das Weite gesucht hatte.
    Ich werde nur in der Kirche erscheinen. Oder, verdammt, vielleicht werde ich auch das nicht tun
. Das war ihr herausgerutscht. Sie hatte das nicht so gemeint. Oder doch? Jessica konnte nicht leugnen, dass sie die Worte in diesem Moment ernst gemeint hatte. Sie war zu feige gewesen, um innezuhalten und Eric anzusehen. Doch sie hatte gespürt, dass er erstarrt war. Erneut ging ihr die Frage durch den Kopf, die sie schon seit vier Monaten quälte: Wie, um Himmels willen, konnte sie ihre Beziehung zu Eric und die zu ihrer Familie unter einen Hut bringen?
    Als sie die Hütte erreichte, drehte sie sich um und sah, dass Eric gerade die Timberline Lodge verließ. Offensichtlich hatte er mit Mom, Marc und Kelly Klartext geredet. Sie war nicht sicher, ob sie wissen wollte, was er zu ihnen gesagt hatte. Und sie wusste nicht, was sie ihm sagen würde, wenn er zu ihr in die Hütte kam. Bis dahin blieben ihr weniger als zehn Minuten, die sie dringend brauchte, um ihre Fassung wiederzugewinnen.
    Sobald Jessica die Tür hinter sich zugemacht hatte, zog sie die schweren Stiefel und den Parka aus und ließ beides auf den Boden fallen. Dann legte sie sich sofort ins Bett und zog die Decke bis zum Kinn. Noch immer zitterte sie am ganzen Körper, und die Tränen strömten ihr über das Gesicht. Sie zwang sich, an nichts zu denken und sich nur auf die Atemübungen zu konzentrieren, die sie nach dem Tod ihres Vaters gelernt hatte. Nach ein paar Minuten ließen die Anspannung

Weitere Kostenlose Bücher