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Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Titel: Reise nach dem Mittelpunkt der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Schatten den Krater des Sneffels liebkoset‹. Wir müssen daher so schnell wie möglich nach Kopenhagen kommen, um daselbst für die Ueberfahrt ein Beförderungsmittel zu finden. Geh’ und pack’ Deinen Koffer!«
    Darauf war kein Wort zu erwidern. Ich begab mich wieder in mein Zimmer. Gretchen folgte mir nach und bemühte sich selbst, meine Reisebedürfnisse in einen kleinen Ranzen zu packen. Es ging ihr das nicht näher zu Herzen, als wenn sich’s um einen Ausflug nach Lübeck oder Helgoland handelte. Ihre kleinen Hände bewegten sich ohne Uebereilung hin und her. Sie plauderte ruhig und führte mir die verständigsten Gründe zu Gunsten unserer Unternehmung an. Sie wirkten zauberhaft auf mich, und ich konnte ihr nicht zürnen. Manchmal, wenn ich aufbrausen wollte, achtete sie nicht darauf, und setzte mit methodischer Ruhe ihre Arbeit fort.
    Endlich war der letzte Riemen des Ranzen geschnallt, und ich kam herab in’s Erdgeschoß.
    Diesen Tag über kamen die Ablieferungen von physikalischen Instrumenten, Waffen, elektrischen Apparaten noch häufiger. Die gute Martha verlor den Kopf.
    »Ist der Herr ein Narr geworden?« sagte sie zu mir.
    Ich machte ein Zeichen der Bejahung.
    »Und er nimmt Sie mit?«
    Gleiches Ja.
    »Wohin soll’s gehen?« fragte sie.
    Ich deutete mit dem Finger nach dem Inneren der Erde.
    »In den Keller? schrie die alte Dienerin.
    – Nein, sagte ich endlich, noch tiefer hinab!«
    Der Abend kam. Ich wußte gar nicht mehr, wie die Zeit verflossen war.
    »Morgen früh, sagte mein Oheim, präcis sechs Uhr reisen wir ab.«
    Um zehn Uhr sank ich wie eine träge Masse auf mein Bett. Während der Nacht kam mir wieder die Angst.
    Ich träumte in einem fort von Abgründen! Ich verfiel dem Wahnsinn. Ich fühlte mich von des Professors starker Hand ergriffen, fortgezogen, in einen Schlund gestürzt. Ich fiel in unergründliche Schluchten hinab mit der wachsenden Schnelligkeit fallender Körper. Mein Leben war nur noch ein endloses Fallen.
    Um fünf Uhr wachte ich auf, zerschlagen durch Erschöpfung und Aufregung. Ich begab mich in’s Speisezimmer hinab. Mein Oheim saß bei Tische und schlang sein Frühstück hinunter. Ich blickte ihn mit einer Art Grauen an. Aber Gretchen war zugegen. Ich sprach nichts, konnte nicht essen.
    Um halb sechs Uhr hörte man das Rasseln eines Wagens in der Straße. Es kam ein großer Wagen, uns auf die Altonaer Eisenbahn zu bringen. Er war bald mit den Collis meines Oheims bepackt.
    »Und Dein Koffer? sagte er zu mir.
    – Er ist fertig, erwiderte ich, und es ward mir schwach.
    – So bring’ ihn rasch herab, oder Du bist Schuld, daß wir den Zug verfehlen!«
    Gegen mein Geschick anzukämpfen, schien mir damals unmöglich. Ich begab mich wieder in meine Kammer, ließ meinen Ranzen die Treppe hinab rutschen und folgte hinterdrein.
    In diesem Augenblick gab mein Oheim die »Zügel« seines Hauses in Gretchen’s Hände. Meine hübsche Vierländerin bewahrte ihre gewohnte Ruhe. Sie umarmte ihren Vormund, konnte aber, als sie meine Wange mit ihren süßen Lippen berührte, eine Thräne nicht zurückhalten.
    »Gretchen! rief ich aus.
    – Geh’, lieber Axel, geh’, sagte sie zu mir, Du verlässest Deine Braut, aber bei der Rückkehr findest Du Deine Frau.«
    Ich schloß Gretchen in meine Arme, dann setzte ich mich in den Wagen. Martha und das junge Mädchen sagten uns von der Schwelle des Hauses aus Lebewohl. Darauf rannten die Pferde, durch das Pfeifen ihres Kutschers angeregt, im Galop über die Altonaer Straße.
Achtes Capitel.
Reise nach Island.
    Von Altona aus, welches zum Weichbild Hamburgs gehört, führt eine Eisenbahn nach Kiel, wo wir an’s Ufer des Belt gelangten. In zwanzig Minuten kamen wir auf Holsteinisches Gebiet.
    Um halb sieben hielt der Wagen vorm Bahnhof; die zahlreichen Collis meines Oheims, seine umfangreichen Reiseartikel wurden abgeladen, transportirt, gewogen, etikettirt, in den Gepäckwagen gebracht; und um sieben Uhr saßen wir in derselben Waggonabtheilung einander gegenüber. Der Dampf zischte, die Locomotive setzte sich in Bewegung. Wir befanden uns unterwegs.
    Ich hatte mich noch nicht drein gefunden. Doch wirkten die frische Morgenluft, die bei der Schnelligkeit der Fahrt rasch erneuerten Eindrücke darauf hin, mich durch Zerstreuung aus meiner großen Befangenheit zu reißen.
    Die Gedanken des Professors eilten offenbar dem Zug voraus, der für seine Ungeduld zu langsam fuhr. Wir befanden uns allein in dem Waggon, sprachen aber kein Wort mit

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