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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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klarmachen«, sagte sie weiter. »Vielleicht haben wir Glück – hier fällt vielleicht mehr als der übliche Finderlohn ab.«
    »Mich würde interessieren, wo der Rest der Statue ist«, sagte Ramie. »Ist sie umgestürzt? Oder ist ihr Rest noch im Boden vergraben?«
    »Nach den Proportionen zu urteilen«, sagte Gildoran nachdenklich, »muß die Statue ungefähr acht bis neun Meter hoch gewesen sein, wenn sie auch nur entfernt menschenähnlich sind, würde ich sagen. Die Arme und Beine – falls jemals welche existiert haben – sind vielleicht hier unter den Sanddünen vergraben, oder sie sind abgefallen. Ich erinnere mich dunkel, daß Arme und Hände die empfindlichsten Teile sind.«
    »Wenn er jemals welche hatte«, erinnerte ihn Gilrae. »Wir können nicht von zu vielen Analogien zu den Menschen ausgehen.« Er runzelte die Stirn.
    »Wer diese Stadt auch immer erbaut hat, Hände haben sie gehabt. Oder etwas Entsprechendes.«
    Rae sah sich um. »Wo ist denn Ramie? Es wird langsam dunkel. Wir dürfen sie nicht aus den Augen verlieren, und wenn der Wind nach Sonnenuntergang zunimmt, haben wir hier einen richtigen Sandsturm. Wir sollten zum Landungsboot zurückkehren. Ramie? Gilramie?« rief sie, erhielt aber keine Antwort.
    Die tiefstehende rote Sonne warf undeutliche Schatten auf die Trümmerhaufen um sie herum. Auch Gildoran rief in wachsender Besorgnis.
    »Gilramie! Ramie! Was ist denn nur los?«
    Gilrae versuchte, die Situation in den Griff zu bekommen, ohne sich von der Dämmerung und der Verlassenheit um sie herum beeindrucken zu lassen, und sagte mit fester Stimme: »Hier gibt es keine großen Tiere, die sie verletzen könnten, und sie kann nach uns rufen. Was mit ihr auch passiert ist, vor Tieren ist sie auf jeden Fall sicher. Hier gibt es außerdem seit zwei Millionen Jahren, nach vorsichtiger Schätzung, kein intelligentes Leben mehr. Ramie! Ramie! Wo bist du?«
    Gildoran wollte wegrennen, aber Gilrae hielt ihn fest. Er konnte das leichte Zittern in ihrer Stimme hören, als sie zu ihm sagte: »Nein, Doran. Bleib bei mir. Wenn wir drei getrennt werden, dann können wir hier in dieser Finsternis die ganze Nacht herumlaufen, ohne uns jemals wiederzufinden. Wir haben uns schon geteilt; warum sollten wir uns in drei Gruppen spalten?« Sie zog in der wachsenden Dunkelheit ihren Handscheinwerfer heraus und blinkte damit wiederholt zwischen den niedrigen Steinen und den zusammengestürzten Mauern herum.
    »Das bringt mehr als Rufen; sie wird es sehen und zu uns zurückkommen. Es wundert mich nicht, daß sie uns bei dem Wind hier nicht hört«, sagte sie. Gildoran bemerkte, wie sie in dem Wind zitterte, der, auf seinem weiten Weg ungebrochen, endlos um sie herum flüsterte.
    Es schien noch zu hell zu sein, so daß Gilraes Handscheinwerfer nicht viel nützte, aber Gildoran fing an, sich ernsthaft Gedanken zu machen. Was war, wenn es so dunkel wurde, daß sie den Weg zum Landungsboot zurück nicht mehr fanden? Dann würden, so erinnerte er sich selbst, die restlichen Mitglieder der Gruppe herkommen und nach ihnen suchen. Falls sie das nicht taten oder nicht tun konnten, dann stand ihnen nichts Schlimmeres bevor als eine einzige Nacht in der verlassenen Stadt, begleitet von den weit entfernten Geräuschen der kleinen Heuler.
    »Es hat keinen Sinn, wenn wir einfach losrennen und suchen«, ermahnte Gilrae sie. »Bleibt dicht bei mir, Doran. Hast du gesehen, in welche Richtung sie weggegangen ist?«
    »Ich habe gar nichts gesehen. Ich habe mir den Felsen hier angeschaut, ob in der Nähe noch mehr eingemeißelt ist. Dann habe ich mich umgedreht, um mit ihr zu sprechen, und da war sie plötzlich nicht mehr da.«
    »Dann kann sie nicht weit sein«, sagte Gilrae bestimmt. Gildoran sah besorgt zu dem dunkler werdenden Himmel hoch. Wie schnell es jetzt, da die Sonne direkt am Rande des Horizonts stand, dunkel wurde! Schon jetzt herrschte um sie herum nichts als Dämmerung – Dämmerung und unheimliche Schatten.
    »Wir haben hier nur dann eine Chance, wenn wir in einer Spirale suchen«, sagte Gilrae. »So lange wir die dunkle Felsnadel dort sehen …« – sie zeigte darauf – »… nehmen wir sie als Mittelpunkt und gehen langsam in einem Bogen.« Sie machte es ihm vor. »Geh nur in immer größer werdenden Kreisen. Ruf du nach ihr; deine Stimme trägt der Wind hier weiter als meine. Den Scheinwerfer mußt du ständig an- und ausschalten, damit sie weiß, daß es ein Signal ist. Meinen Scheinwerfer muß ich anlassen, damit

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