Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry
Kommissar Morry
Kommissar Morry greift ein
„Morry greift ein”
In der Villa des Bankdirektors Mr. Porter wird ein rauschendes Fest im engsten Kreise gefeiert. Als das Fest seinen Höhepunkt fast überschritten hatte, beendet jäh die Detonation eines Pistolenschusses die festliche Stimmung. Ein Gast des Abends, der Seidenfabrikant Cotton, wird durch die Kugel tödlich getroffen.
Wem aber galt diese Kugel? Kurz darauf wird auf die Bank des Mr. Porter ein Einbruch verübt, der als fingiert erscheint und ihn selbst schwer belastet und ins Gefängnis bringt. Als darauf versucht wird, ihm einzureden, seine schöne Frau Helena liebte ihn nicht mehr, bricht er vollends zusammen. Kommissar Morry, der von der Unschuld des Angeklagten überzeugt ist, greift ein und klärt die Hintergründe dieses Verbrechens auf. Dabei ergeben sich überraschende Parallelen; und ein wahrhaft teuflischer Plan kommt ans Tageslicht.
G. E. Morry
Kommissar Morry greift ein
Kriminal Roman
MERCEDA - VERLAG Albachten b. Münster i. Westfalen.
Rechte, insbesondere die der Übersetzung und Verfilmung, Vorbehalten. Nachdruck verboten. Copyright by Heinz Borgsmüller, Merceda-Verlag, Albachten b. Münster i. W.
Titelbild aus dem Film „Im Dunkel der Großstadt" (Pallas-Film-Verleih).
Die Räume der stilvollen Villa Henry Porters waren hell erleuchtet. Die Bäume in dem parkähnlichen Garten, der das Anwesen im Londoner Westend umgab, warfen bizarre Schatten auf den gepflegten Rasen. Der Bankdirektor Porter hatte zu einer Cocktailparty geladen, und es versteht sich, daß sich die Teilnehmer aus einem kleinen erlesenen Kreise zusammensetzten; es waren gute Geschäftsfreunde und enge Bekannte der Familie. Der Mittelpunkt dieser phantastischen Gesellschaft war zweifellos die Gattin des Bankdirektors, die wunderschöne Helena Porter, die von allen anwesenden Männern verehrt und mehr oder weniger versteckt bewundert wurde.
Ein aufmerksamer Beobachter hätte auch feststellen können, daß jetzt, wo das Fest seinem Höhepunkt entgegen ging, nicht nur ausgelassen getanzt wurde nach
schwungvollen Rhythmen, nicht nur eifrig dem Champagner zugesprochen wurde, sondern, daß auch einzelne Paare sich auf die großen Terrassen begaben und im Schatten des Parks zärtliche Worte tauschten. Auch Rechtsanwalt Mac Hunter, der beste Freund der Familie, war ausgelassen und heiter wie selten, und zusammen mit Mr. Fellow, dem Kaufhausbesitzer, flirteten sie mit der schönen Helena, Mr. Porters Gattin. Mr. Porter war stolz auf seine Frau, er genoß die Bewunderung, die ihr entgegengebracht wurde, denn er wußte, daß sie nur ihn liebte.
Das Fest hatte jetzt den Höhepunkt überschritten, und einzelne Gäste rüsteten schon zum Aufbruch. Helena Porter, die nach einem heißen Tanz mit Mr. Jerry Cotton, dem Seidenhändler, auf die Terrasse trat, um sich ein wenig abzukühlen, schrie plötzlich entsetzt auf.
Ein Pistolenschuß zerriß plötzlich die nächtliche Stille des Gartens, und Mr. Cotton brach neben ihr zusammen. Bevor sich jemand um ihn bemühen konnte und alle noch vor diesem schrecklichen Bild gelähmt dastanden, umfingen ihn schon die Schwingen des Todes. War nun wirklich ein heimlicher Zuschauer und Verbrecher im Park gewesen, oder woher kam dieser Schuß?
Die sofort herbeigerufene Polizei konnte keine Spuren feststellen, und auch eine Vernehmung der Gäste, die außerdem über jeden Zweifel erhaben waren, ergab keine Anhaltspunkte. Scotland Yard arbeitete fieberhaft, doch die Wellen der Erregung schlugen im Volke so hoch über die in letzter Zeit nicht enden wollende Reihe von Verbrechen, daß sich das Sonderdezernat dieses Falles annahm. Wer hatte Interesse an dem Tod des Jerry Cotton? Es waren keine Motive sichtbar. Oder sollte der Schuß ihm gar nicht gegolten haben?
*
Es wurde stürmisch geschellt. Unwillig wandte sich die junge Haushälterin von ihrer Arbeit ab und als es wieder läutete, rief sie mit lauter Stimme:
„Immer langsam... ich komme ja schon!“
Bevor sie aber die Tür öffnete, blickte sie durch den Spion, und erst als sie sich vergewissert hatte, daß der gut gekleidete Fremde vor der Tür kein Bettler sein konnte, öffnete sie.
Verlegen lächelnd blickte sie der Mann an. „Verzeihen Sie, daß ich störe“, sagte er bescheiden, „ich sehe, gnädige Frau, Sie sind gerade bei der Arbeit. . .
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