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Reise um den Mond

Reise um den Mond

Titel: Reise um den Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Arbeit, während Nicholl in den Weltraum hinaus sah und seinem Kameraden überließ, für’s Frühstück zu sorgen.
    Bevor eine halbe Stunde verflossen war, hob Barbicane den Kopf empor und zeigte Michel eine Seite voll algebraischer Zeichen, worunter diese allgemeine Formel:
     

    »Und das bedeutet? … fragte Michel.
    – Es bedeutet, erwiderte Nicholl: ein halb
v
in der zweiten
minus v
Null Quadrat ist gleich
gr
multiplicirt mit
r
auf
x minus
1
plus m
in der ersten auf
m
multiplicirt mit
r
auf
d minus x, minus r
auf
d minus r

    –
X
auf
y
steigt auf
z
und reitet über
p
, rief Michel Ardan mit hellem Lachen. Und Du begreifst das, Kapitän?
    – Nichts ist klarer.
    – Wie so? sagte Michel. Aber das springt ja in die Augen, und mehr begehr’ ich nicht.
    – Immer nur lachen! versetzte Barbicane. Du wolltest Algebra, und nun hast Du vollauf!
    – Lieber laß’ ich mich hängen!
    – Wahrhaftig! erwiderte Nicholl, der die Formel als Kenner prüfte, es scheint mir richtig aufgefunden, Barbicane. Es ist die Integrale der Gleichung lebender Kräfte, und ich zweifle nicht, daß sie uns das gesuchte Resultat ergiebt.
    – Aber verstehen möcht’ ich’s! rief Michel. Ich würde zehn Jahre von Nicholl’s Leben drum geben!
    – Höre denn, Michel, fuhr Barbicane fort. Ein halb
v
in der zweiten
minus v
Null Quadrat ist die Formel, welche uns die halbe Veränderung der lebenden Kraft giebt.
    – Gut, und Nicholl weiß, was das bedeutet?
    – Allerdings, Michel, erwiderte der Kapitän. Alle diese Zeichen, welche Dir wie eine Geheimnißsprache vorkommen, bilden jedoch für den, der sie versteht, die klarste, deutlichste, logischste Sprache.
    – Und Du behauptest, Nicholl, fragte Michel, daß Du vermittelst dieser Hieroglyphen, die noch unverständlicher sind, als die ägyptischen Ibis, finden könnest, welche Anfangsgeschwindigkeit man dem Projectil geben mußte?
    – Unfehlbar, erwiderte Nicholl, und vermittelst derselben Formel werde ich Dir stets angeben können, wie groß seine Geschwindigkeit auf jedem Punkt seiner Fahrt ist.
    – Dein Wort?
    – Mein Wort darauf.
    – Dann bist Du ein Schelm, wie unser Präsident?
    – Nein, Michel, Barbicane hat etwas Schwieriges geleistet, indem er eine Gleichung aufstellte, welche alle Bedingungen des Problems berücksichtigt. Das Uebrige ist nur ein Rechenexempel, wofür man nur die vier Species zu kennen braucht.
    – Das will schon etwas heißen! erwiderte Ardan, der in seinem Leben nicht ein Additions-Exempel fertig brachte, und diese Regel also definirte: ›Eine kopfbrechende Arbeit aus China, durch die man unbestimmte mannichfaltige Summen heraus bekommt.‹«
    Barbicane jedoch versicherte, Nicholl hätte, wenn er darüber nachgesonnen, sicherlich auch diese Formel gefunden.
    »Das glaub’ ich nicht, sagte Nicholl, denn je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr erkenne ich ihre Vortrefflichkeit.
    – Jetzt gieb Acht, sagte Barbicane zu seinem unwissenden Kameraden, und Du wirst sehen, daß alle diese Buchstaben ihre Bedeutung haben.
    – Ich gebe Acht, sagte Michel mit anscheinender Resignation.
    –
d
, sagte Barbicane, bedeutet die
D
-istanz des Centrums der Erde vom Centrum des Mondes, denn will man die Attractionen berechnen, so muß man die Centren nehmen.
    – Das begreif’ ich.
    –
r
bezeichnet den
R
-adius der Erde.
    –
r
, Radius. Zugegeben.
    – Unter
m
wird die
M
-asse der Erde verstanden; unter
m 1
die Masse des Mondes. In der That muß man die Masse der beiden anziehenden Körper in Berechnung ziehen, weil die Anziehungskraft im Verhältniß zu den Massen steht.
    – Versteht sich.
    –
g
bedeutet die
g
-ravitirende oder Schwerkraft, die Schnelligkeit eines auf die Erdoberfläche fallenden Körpers nach Verlauf einer Secunde. Ist das klar?
    – Wasser aus einem Felsen! erwiderte Michel.
    – Jetzt bezeichne ich mit
x
die veränderliche Distanz des Projectils vom Centrum der Erde, und mit
v (vitesse
) die Geschwindigkeit des Projectils bei dieser Distanz.
    – Gut.
    – Endlich, unter
v
Null, wie’s in der Gleichung vorkommt, verstehe ich die Geschwindigkeit, welche das Projectil hat, wenn es die Atmosphäre verläßt.
    – In der That, an diesem Punkt muß man diese Geschwindigkeit berechnen, da wir bereits wissen, daß die Geschwindigkeit bei der Abfahrt genau drei Hälften der Geschwindigkeit beim Austritt aus der Atmosphäre gleichkommt.
    – Immerfort, begreife! sagte Michel.
    – Es ist doch sehr simpel, versetzte Barbicane.
    – Nicht so

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