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Reise um den Mond

Reise um den Mond

Titel: Reise um den Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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simpel wie ich, entgegnete Michel.
    – Das will heißen: als unser Projectil von der Grenze der Erdatmosphäre ankam, hatte es schon ein Drittel seiner Anfangsgeschwindigkeit verloren.
    – So viel?
    – Ja, mein Freund, lediglich durch seine Reibung an Schichten der Atmosphäre. Du begreifst wohl, daß, je schneller es dahin glitt, desto größer der Widerstand der Luft war.
    – Das begreif’ ich und geb’s zu, erwiderte Michel, obgleich Deine
v
Null in der zweiten, und Deine
v
Null Quadrat in meinem Kopf rappeln, wie Nägel in einem Sack.
    – Das ist nur der erste Eindruck, den die Algebra macht, versetzte Barbicane. Und jetzt wollen wir, um zum Schluß zu kommen, das Zahlenergebniß dieser verschiedenen Ausdrücke aufstellen, d.h. ihren Werth beziffern.
    – Kommen Sie nur zum Schluß! erwiderte Michel.
    – Von diesen Ausdrücken, sagte Barbicane, sind einige bekannt, andere zu berechnen.
    – Ich nehme die letzteren auf mich, sagte Nicholl.
    – Sehen wir, fuhr Barbicane fort,
r
ist der Radius der Erde, welcher unter dem Breitegrad Florida’s, wo wir abfuhren, sechs Millionen dreimalhunderttausend Meter groß ist;
d
, d.h. die Distanz des Centrums der Erde von dem des Mondes, beträgt sechsundfünfzig Halbdurchmesser (Radien) der Erde, das macht …«
    Nicholl rechnete schnell aus.
    »Es macht«, sagte er, »dreihundertsechsundfünfzig Millionen siebenhundertundzwanzigtausend Meter zu der Zeit, wo der Mond in seiner Sonnennähe sich befindet.«
    – Recht, sagte Barbicane. Jetzt
m 1
auf
m
, d.h. das Verhältniß der Mondmasse zu der Erdmasse, beträgt den einundachtzigsten Theil.
    – Ganz richtig, sagte Nicholl.
    –
g
, die Schwerkraft, die Schnelligkeit in einer Secunde, ist zu Florida neun Meter 81. Daraus ergiebt sich, daß
gr =

    – Zweiundsechzig Millionen viermalhundertsechsundzwanzigtausend Quadratmeter, erwiderte Nicholl.
    – Und jetzt? fragte Michel Ardan.
    – Jetzt, da die Ausdrücke beziffert sind, erwiderte Barbicane, will ich die Geschwindigkeit
v
Null suchen, d.h. die Geschwindigkeit, welche das Projectil beim Verlassen der Atmosphäre haben muß, um den Punkt zu erreichen, wo die Anziehungskraft eine Geschwindigkeit = Null hat. Weil zu dem Zeitpunkt gar keine Geschwindigkeit stattfindet, stelle ich auf, daß sie = 0, und daß
x
, die Entfernung dieses neutralen Punkts, durch neun Zehntel von
d
dargestellt ist, d.h. von der Distanz der beiden Centren.
    – Ich habe eine unbestimmte Idee, daß es so richtig ist, sagte Michel.
    – Dann werd’ ich also haben:
a
= neun Zehntel von
d
, und
v
= Null, und meine Formel wird sein …
    Barbicane schrieb hastig nieder:
     

    Nicholl las mit gierigem Auge, und rief aus:
    »Richtig! Richtig!«
    – Ist’s klar? fragte Barbicane.
    – Es steht in feurigen Buchstaben geschrieben! erwiderte Nicholl. – Wackere Leute! murmelte Michel.
    – Hast Du’s endlich begriffen? fragte Barbicane.
    – Ob ich’s begriff! rief Michel Ardan, aber es berstet mir darüber der Kopf!
    – Also, fuhr Barbicane fort,
v
Null zwei = zwei
gr
multiplicirt mit 1,
minus
10
r
auf
9 d, minus 1 / 81
multiplicirt mit 10
r
auf
d minus r
gegen
d minus r
.
    – Und jetzt, sagte Nicholl, um die Geschwindigkeit des Geschosses beim Verlassen der Atmosphäre zu bekommen, braucht man nur zu rechnen.
    Der Kapitän, ein allen Schwierigkeiten gewachsener Praktiker, begann mit erschrecklicher Schnelligkeit zu rechnen. Lange Divisions-und Multiplicationsexempel quollen unter seinen Fingern hervor. Es hagelte Ziffern auf sein weißes Blatt. Barbicane sah ihm gespannt zu, während Michel Ardan mit beiden Händen ein Kopfweh zu erdrücken suchte.
     

    Ich gäbe zwanzig Pistolen darum. (S. 51.)
     
    »Nun?« fragte Barbicane, nach einigen Minuten.
    – Nun, die Rechnung ist fertig, erwiderte Nicholl,
v
Null, d.h. die Geschwindigkeit des Projectils beim Verlassen der Atmosphäre, mußte, um bis zum neukraten Punkt der Anziehung zu gelangen, betragen …
     

    Ein köstliches Gericht. (S. 54.)
     
    – Nun?
    – Elftausendfünfhundertundein Meter in der ersten Secunde.
    – Wie? sagte Barbicane aufspringend, Sie meinen?
    – Elftausendfünfhundertundein Meter.
    – Verdammt! rief der Präsident mit einer Handbewegung der Verzweiflung.
    – Was fehlt Dir? fragte Michel Ardan überrascht.
    – Was mir fehlt? Wenn zu der Zeit die Schnelligkeit durch die Reibung bereits um ein Drittel vermindert war, so mußte die Anfangsgeschwindigkeit betragen …
    –

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