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Reise um den Mond

Reise um den Mond

Titel: Reise um den Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Genauigkeit begonnen, und es wurden die verschiedenen Ansichten des Mondes von den wechselnden Standpunkten aus, welche das Projectil dem Gestirn gegenüber einnahm, getreu aufgenommen.
    Zu derselben Zeit, als die Kugel sich über dem zehnten Grad nördlicher Breite befand, schien sie strenge dem zwanzigsten Grad östlicher Länge zu folgen.
    Hierhin gehört eine wichtige Bemerkung hinsichtlich der Karte, welche bei den Beobachtungen gebraucht wurde. Bei den Mondkarten, wo, in Folge des verkehrten Bildes, welches die Fernröhre von Gegenständen werfen, der Süden oben ist, der Norden unten, sollte es natürlich scheinen, daß in Folge dieser Umkehrung der Osten links fallen müßte, der Westen rechts. Jedoch so ist’s nicht der Fall. Würde die Karte umgekehrt, und stellte den Mond so dar, wie er sich den Blicken darbietet, so wäre Osten links und Westen rechts, umgekehrt wie bei den Landkarten. Der Grund dieser abweichenden Erscheinung ist folgender. Wer den Mond von der nördlichen Hemisphäre aus, in Europa, wenn man will, beobachtet, sieht ihn sich gegenüber im Süden, und kehrt dem Norden den Rücken zu, umgekehrt wie bei Betrachtung einer Landkarte. Weil er dem Norden den Rücken zuwendet, hat er den Osten links, den Westen rechts. Ein Beobachter auf der südlichen Hemisphäre, in Patagonien z.B., hätte die Westseite des Mondes vollständig links, die östliche rechts, weil Süden hinter ihm ist.
    Dieses ist der Grund der anscheinenden Umkehrung der beiden Cardinalpunkte, und man muß sich desselben bewußt sein, um die Beobachtungen des Präsidenten Barbicane zu begleiten.
    Mit Hilfe der
Mappa selenographica
von Beer und Mädler konnten die Reisenden auf dem Theil der Mondscheibe, welche sich vor dem Feld ihres Fernrohres befand, sich leicht zurecht finden.
    »Was erblicken wir in diesem Augenblick? fragte Michel.
    – Den nördlichen Theil des Wolkenmeeres, erwiderte Barbicane. Wir sind noch nicht nahe genug, um seine Beschaffenheit zu erkennen. Sind diese Ebenen mit dürrem Sand bedeckt, wie die ersten Astronomen angenommen haben? Sind es nur unermeßliche Waldungen, wie Waren de la Rue meinte, welcher auf dem Mond eine sehr niedrige, aber sehr dichte Atmosphäre voraussetzt, das werden wir später erfahren. Behaupten wollen wir nicht eher etwas, als wir dazu befugt sind.«
    Dieses Wolkenmeer ist auf den Karten ziemlich unbestimmt abgegrenzt. Man nimmt an, jene ungeheure Ebene sei mit Lavablöcken bedeckt, welche von den rechtsbenachbarten Vulkanen Ptolemäus, Purbach, Arzachel ausgeworfen worden. Aber das Projectil kam merklich näher, und bald zeigten sich die Berghöhen, welche die nördliche Grenze dieses Meeres bilden. Vor demselben ragte ein in voller Schönheit strahlender Berg empor, dessen Gipfel Sonnenstrahlen auszusprühen schienen, gleich den Gluthstrahlen aus einem Krater.
    »Das ist? … fragte Michel.
    – Kopernicus! erwiderte Barbicane.
    – Betrachten wir Kopernicus.«
    Dieser Berg, unterm 9° nördl. Breite und 20° östl. Länge erhebt sich bis zu einer Höhe von dreitausendvierhundertachtunddreißig Meter über der Mondoberfläche. Er ist auf der Erde gut sichtbar, und die Astronomen können ihn genau studiren, besonders während der Phase zwischen dem letzten Viertel und Neumond, weil dann seine Schatten weithin von Osten nach Westen fallen und seine Höhen zu messen gestatten.
    Dieser Kopernicus bildet nach dem auf der südlichen Hemisphäre gelegenen Tycho das bedeutendste strahlende System der Mondscheibe. Er steht einzeln, wie ein riesenhafter Pharus auf dem an das Meer der Stürme grenzenden Theile des Wolkenmeers, und beleuchtet mit seinem glänzenden Strahlenwurf zwei Oceane zugleich. Diese langen Lichtstreifen boten einen Anblick ohne Gleichen dar; beim Vollmond von blendendem Glanze reichen sie nördlich über die Grenzgebirgsketten, um im Regenmeere allmälig zu erlöschen. Um ein Uhr Morgens, nach dem Maßstab der Erde gerechnet, beherrschte das Projectil gleich einem in den Raum geschleuderten Ballon dieses prachtvolle Gebirge.
    Barbicane konnte sehr genau die hauptsächlichen Eigenthümlichkeiten desselben erkennen. Kopernicus gehört zu den Ringgebirgen ersten Ranges in der Abtheilung des großen Circus. Gleich dem Keppler und Aristarch, welche den Ocean der Stürme beherrschen, zeigt er sich manchmal wie ein Punkt, der durch das aschfarbene Licht hindurch glänzt, und wurde für einen thätigen Vulkan gehalten. Aber es ist ein ausgebrannter Vulkan, wie alle auf

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