Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reise um den Mond

Reise um den Mond

Titel: Reise um den Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
des Mondes fallen müßten.
    – Jedoch, erwiderte Michel, wenn wir nahe genug kommen …
     

    Ein Disput. (S. 138.)
     
    – Irrthum, entgegnete Barbicane. Hast Du nicht gesehen, wie zu Zeiten Tausende von Sternschnuppen am Himmel streifen?
    – Ja.
    – Nun diese Sterne, oder vielmehr Körperchen, schimmern nur, im Falle sie durch die Luftschichten gleitend sich erhitzen. Nun befinden sie sich, wenn sie durch die Atmosphäre streifen, keine sechzehn Lieues vom Erdball entfernt, und fallen doch selten auf denselben. Eben so ist’s möglich, daß unser Projectil dem Mond sehr nahe kommt und doch nicht darauf fällt.
     

    Vor der verderbensprühenden Gluth. (S. 143.)
     
    – Aber dann, fragte Michel, wäre ich sehr begierig zu wissen, wie es unserem herumschweifenden Fahrzeuge im Weltraume ergehen wird.
    – Ich sehe nur zwei Fälle, erwiderte Barbicane nach kurzem Bedenken.
    – Welche?
    – Das Projectil hat die Wahl zwischen zwei mathematischen Curven, und wird, je nach der Schnelligkeit, welche ihm einwohnt und die ich eben nicht schätzen kann, eine von beiden einschlagen.
    – Ja, sagte Nicholl, es wird entweder eine Parabel, oder eine Hyperbel beschreiben.
    – So ist’s, erwiderte Barbicane. Mit einer gewissen Geschwindigkeit wird’s eine Parabel beschreiben, für eine Hyperbel braucht es eine weit größere.
    – Solche stattliche Ausdrücke gefallen mir, rief Michel Ardan. Man weiß damit doch gleich, woran man ist. Und wollen Sie mir gefälligst sagen, was eine Parabel ist?
    – Mein Freund, erwiderte der Kapitän, die Parabel ist eine krumme Linie zweiter Ordnung, welche sich ergiebt, wenn man einen Kegel parallel mit einer seiner Seiten durchschneidet.
    – So! So! sagte Michel in einem Ton, als sei er befriedigt.
    – Es ist das, fuhr Nicholl fort, ungefähr die Bahn, welche eine von einem Mörser geworfene Bombe beschreibt.

    – Ganz recht. Und die Hyperbel? fragte Michel.
    – Die Hyperbel, Michel, ist eine krumme Linie zweiter Ordnung, welche gebildet wird, wenn man eine konische Fläche parallel mit der Achse des Kegels durchschneidet, wodurch zwei von einander getrennt laufende Linien entstehen, die in beiden Richtungen ins Unendliche hinauslaufen.
    – Ist’s möglich! rief Michel Ardan im ernstesten Ton, als hätte er ein wichtiges Ereigniß erfahren. Dann merke Dir wohl, Kapitän, es gefällt mir an Deiner Definition der Hyperbel – Hyperblage 1 hätte ich beinahe gesagt –, daß sie noch weniger verständlich ist, wie der Ausdruck, welchen Du zu erklären meinst!«
    Nicholl und Barbicane beachteten die Scherze Michel Ardan’s wenig. Sie waren in einem wissenschaftlichen Disput begriffen, und die Frage, welche Art von krummer Linie das Projectil verfolge, erhitzte sie, indem der Eine es mit der Hyperbel hielt, der Andere mit der Parabel. Ihre Gründe waren mit X gespickt. Ihre Beweise wurden in einer Sprache beigebracht, die für Michel widerlich war. Der Streit war lebhaft, indem keiner der Gegner dem anderen die von ihm bevorzugte Linie opfern wollte.
    Da der Streit fortdauerte, verlor Michel die Geduld.
    »Aber, meine Herren von Cosinus, hören Sie endlich auf, sich Parabeln und Hyperbeln an den Kopf zu werfen? Wir werden eine Ihrer Curven einschlagen. Gut. Aber, wohin werden sie zurückführen?
    – Nirgends hin, erwiderte Nicholl.
    – Wie? Nirgends!
    – Offenbar, sagte Barbicane. Es sind nicht geschlossene Curven, die sich bis in’s Unendliche verlängern!
    – Ah! Ihr Gelehrten, ich hab’ meine Freude an Euch! Doch was liegt mir daran, ob Parabel oder Hyperbel, wenn eine wie die andere mich in den unendlichen Raum führt!«
    Barbicane und Nicholl konnten das Lachen nicht halten.
    Es war doch eine recht müßige Frage zu einem ungelegenen Zeitpunkt. Das Traurige der Wahrheit bestand darin, daß das Projectil, parabolisch und hyperbolisch, niemals, weder auf der Erde, noch auf dem Mond anlangen sollte.
    Was stand nun aber den kühnen Reisenden in aller Kürze bevor? Starben sie nicht aus Hunger oder Durst, so mußten sie in einigen Tagen aus Mangel an Luft umkommen, falls nicht zuvor aus Kälte!
    Indessen, soviel darauf ankam Gas zu sparen, nöthigte doch der äußerst niedrige Grad der Temperatur um sie her einen Theil desselben zu verbrauchen. Im schlimmsten Fall konnten sie Licht entbehren, nicht aber Wärme. Zum Glück entwickelte auch der Apparat Reiset und Regnaut Wärmestoff, welcher die Temperatur im Projectil etwas erhöhte, und man konnte ohne großen Aufwand sie auf

Weitere Kostenlose Bücher