Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Titel: Reise Um Die Erde in 80 Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
die Ankunft des Packetbootes meldete. Der ganze Schwarm der Packträger und Bauern stürzte auf den Quai mit einem Tumult, der für die Passagiere und ihre Kleider beunruhigend war. Zehn Nachen stießen vom Ufer ab und fuhren dem Mongolia entgegen.
    Nicht lange, so sah man das riesenmäßige Schiff zwischen den Canalufern fahren, und Schlag elf Uhr warf der Dampfer auf der Rhede Anker, während sein Dampf mit großem Getöse durch die Rauchfänge entströmte.
    Es waren sehr viele Passagiere an Bord. Manche blieben auf dem Verdeck, um das malerische Panorama der Stadt zu betrachten; aber die meisten begaben sich in den Nachen, welche herangekommen waren, an's Land.
    Fix beobachtete auf's Genaueste Alle, welche an's Land setzten.
    In dem Augenblicke kam Einer, nachdem er die mit ihren Dienstanerbietungen zudringlichen Fellahs kräftig zurückgedrängt hatte, zu ihm heran und fragte ihn sehr höflich nach dem Bureau des englischen Consularagenten. Und zugleich hielt dieser Passagier einen Paß hin, worauf er ohne Zweifel das englische Visa einholen wollte.
    Fix nahm den Paß instinctmäßig und überlief mit raschem Blick das Signalement.
    Eine unwillkürliche Bewegung erfaßte ihn, das Blatt zitterte in seiner Hand. Das auf dem Paß befindliche Signalement war gleichlautend mit dem, welches er vom Polizeidirector der Hauptstadt erhalten hatte.
    »Es ist nicht Ihr eigener Paß? sagte er zu dem Passagier.
    – Nein, erwiderte dieser, er gehört meinem Herrn.
    – Und Ihr Herr?
    – Ist an Bord geblieben.
    – Aber, versetzte der Agent, er muß sich persönlich auf dem Consularbureau einfinden, um seine Identität festzustellen.
    – Wie? Das ist nöthig?
    – Unerläßlich.
    – Und wo ist dieses Bureau?
    – Dort an der Ecke des Platzes, erwiderte der Polizei-Agent, und wies auf ein zweihundert Schritte entferntes Haus.
    [36] – Dann will ich meinen Herrn holen, dem es übrigens nicht angenehm sein wird, gestört zu werden!«
    Darauf empfahl sich der Passagier und kehrte an Bord des Dampfers zurück.

Siebentes Capitel.
Ein neuer Beweis, wie unnütz Pässe in Polizeisachen sind.
    Der Polizei-Agent begab sich wieder auf den Quai und unverzüglich in's Bureau des Consuls. Auf dringendes Verlangen erhielt er sogleich bei diesem Beamten Zutritt.
    »Herr Consul, sagte er ohneweiters, ich habe starke Vermuthungsgründe zu glauben, daß unser Mann sich als Passagier an Bord des Mongolia befindet.«
    Und Fix erzählte, was sich mit dem Bedienten in Beziehung auf den Paß begeben hatte.
    »Gut, Herr Fix, erwiderte der Consul, es würde mir lieb sein, diesem Schurken in's Gesicht zu sehen. Aber vielleicht wird er nicht auf mein Bureau kommen, wenn er ist, was Sie vermuthen. Ein Dieb läßt nicht leicht eine Spur von sich zurück, und übrigens ist Niemand mehr an die Formalität des Passes gebunden.
    – Herr Consul, erwiderte der Agent, wenn's ein starker Mann ist, wie man annehmen muß, wird er kommen!
    – Um seinen Paß visiren zu lassen?
    – Ja. Die Pässe dienen nur noch, die ehrlichen Leute zu geniren und den Schurken zur Flucht förderlich zu sein. Ich versichere Sie, dieser wird in der Ordnung sein, aber ich hoffe, Sie werden ihn nicht visiren ...
    – Und warum nicht? Wenn dieser Paß in Ordnung ist, hab' ich nicht das Recht, mein Visa zu verweigern.
    – Doch, Herr Consul, muß ich wohl diesen Menschen hier zurückhalten, bis ich von London einen Verhaftsbefehl erhalten habe.
    [37] – Ei! Herr Fix, das ist Ihre Sache, erwiderte der Consul, aber ich kann nicht ...«
    Der Consul hatte noch nicht ausgeredet, als man anklopfte und der Bureaudiener zwei Fremde hereinführte, wovon der eine derselbe Diener war, welcher sich mit dem Detective unterhalten hatte.
    Es waren wirklich der Herr und sein Diener. Der erstere überreichte seinen Paß und bat mit kurzen Worten den Consul, sein Visa beizufügen.
    Dieser nahm den Paß und las ihn achtsam, während Fix in einer Ecke des Zimmers den Fremden betrachtete, oder vielmehr mit den Augen verschlang.
    Als der Consul den Paß durchgelesen hatte, fragte er: »Sie sind Phileas Fogg, Sq.?
    – Ja mein Herr, erwiderte der Gentleman.
    – Und dieser Mensch ist Ihr Diener?
    – Ja, ein Franzose, Passepartout mit Namen.
    – Sie kommen aus London?
    – Ja.
    – Und gehen?
    – Nach Bombay.
    – Gut, mein Herr. Sie wissen, daß diese Förmlichkeit des Visa unnütz ist, und wir verlangen die Ueberreichung des Passes nicht mehr?
    – Ich weiß es, mein Herr, erwiderte Phileas Fogg, aber

Weitere Kostenlose Bücher