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Reiseführer Ostfriesische Inseln: Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge

Reiseführer Ostfriesische Inseln: Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge

Titel: Reiseführer Ostfriesische Inseln: Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Arends
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Herrschaft.
    Und dann kam das Jahr, das in die Insel-Annalen einging und zugleich in die deutsche Seebädergeschichte: Am 3. Oktober 1797 eröffnete die Norderneyer Seebadeanstalt – als erste Seebadeanstalt auf einer ostfriesischen Insel und an der deutschen Nordseeküste überhaupt. Dr. med. Friedrich Wilhelm von Halem (1762–1835), seit 1797 Landphysikus der preußischen Provinz Ostfriesland und somit zuständig für das gesamte Gesundheitswesen, hatte die ostfriesischen Landstände von den heilenden Kräften der Seeluft und des Seewassers überzeugen können – und die wiederum ließen sich ihren Beschluss von König Friedrich II. genehmigen. Hatte doch die kurz zuvor erstellte Wasseranalyse durch den Emder Apotheker Heydeck ergeben, dass »das Wasser, helle und klar, wie gutes Brunnenwasser, dabei von salzig-bitterem Geschmack« sei.
    Doch Leben kam in das junge Seebad erst, als es von Halem gelang, die Stände auch davon zu überzeugen, die Norderneyer Einrichtung nicht nur ideell, sondern auch finanziell zu fördern. Am 1. Mai 1800 eröffnete das Seebad schließlich offiziell – was so viel hieß, dass die Kurgäste nun auch offiziell eingeladen waren, die Insel zu besuchen. Da die Norderneyer jedoch nur wenige Unterkünfte bieten konnten, musste ein Teil der 250 Sommerfrischler zunächst in mitgebrachten Zelten campieren. Immerhin: Es gab ein hölzernes
Conversationshaus
mit Küche und Gesellschaftszimmer, das den Gästen als Tanz- und Speisesaal diente; in vier Privathäusern waren Wannen für warme und kalte Seebäder aufgestellt und am Strand harrten drei Badekutschen. Ein bescheidener Anfang, doch langsam stellte sich der Erfolg ein: So logierten im Jahre 1803 bereits 400 Gäste auf der Insel, wovon 100 sogenannte
Ausländer
waren – so wurden die Nicht-Preußen seinerzeit tituliert und statistisch aufgeführt. Der Aufschwung kam zum Erliegen, als Ostfriesland ab 1806 unter französische Besatzung fiel und Napoleon die Kontinentalsperre über England verhängte – die »wohltuende Seebadeanstalt« blieb in jenem Jahr und den folgenden geschlossen. Statt der Sommerfrischler nutzten nun französische Soldaten die Logierhäuser. Doch auch das hatte ein Ende: Von 1813 bis 1815 war Norderney wieder preußisch und ab 1815 Teil des Königreichs Hannover.
    Das Badeleben auf der Insel bekam alsbald neue Impulse, das erste Warmbad und ein Kurpark entstanden, und die Insulaner begannen, Zimmer zu vermieten. Noch heute sind an vielen Häusern entsprechende Anbauten (Veranden) zu erkennen. Bereits 1819 zählte das
Königlich-Hannoversche Seebad
zu den bedeutendsten Treffpunkten in Europa. Dieser Ruf wurde noch mehr gefestigt, nachdem sich König Georg V. von Hannover und seine Gattin 1851 dazu entschlossen hatten, Norderney zu ihrer Sommerresidenz zu machen. Natürlich reiste der Hofstaat mit, und so entstanden in jener Zeit prachtvolle Gebäude, die bis heute das Stadtbild prägen. 1866 endete die hannoversche Regentschaft, und unter preußischer Ägide wurde Norderney zur
Königlich-Preußischen Seebadeanstalt und Staatsdomäne
und drei Jahre später zum Sommerdomizil der preußischen Königsfamilie. Die erste tideunabhängige Dampfschiffverbindung zwischen Norderney und Norddeich erfolgte 1872, und als 1889 die Bahnstrecke zwischen Emden und Norddeich fertiggestellt wurde, war damit ein Küstenanschluss bis nach Münster möglich. Anfang des 20. Jahrhunderts sprach man von Norderney als Insel mit Weltruhm – damals kamen im Jahr 40.000 Kurende auf die Insel, auf der rund 4.000 Einwohner lebten. Die Liste der hochwohlgeborenen Logiergäste ist lang – unter ihnen Kaiser Wilhelm II., der im Jahre 1906 Reichskanzler von Bülow in dessen Villa (heute Hotelvilla
Belvedere
) am Weststrand besuchte.
    Der Erste Weltkrieg brachte den Badebetrieb zum Erliegen, doch danach ging es rasch wieder aufwärts. So konnte Norderney beispielsweise Ende der 1920er-Jahre das erste Meerwasserwellen-Hallenbad Europas vorweisen. Auch der Zweite Weltkrieg beendete den Badebetrieb. Den weithin bekannten Erholungsfaktor des Eilandes entdeckte 1946 auch die britische Militärverwaltung und lud Soldaten der Besatzungstruppen und deren Angehörige ein. Aber auch deutsche Kurgäste durften nach und nach wieder anreisen. 1948 bekam Norderney die Stadtrechte verliehen und 1949 den

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