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Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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7° hunderttheilig); dieser Wärmegrad war von reichlichem Regen begleitet, den die Reisenden ruhig, selbst mit Vergnügen ertrugen, denn er beförderte das Schmelzen des Schnees; man mußte wieder auf die Mocassins von Damleder zurückgreifen und auch das Gleitungsvermögen des Schlittens ändern. Der Marsch wurde dadurch zwar aufgehalten, da aber ernsthafte Hindernisse nicht auftraten, kam man doch vorwärts.
    Einige Male hob der Doctor unterwegs rundliche oder platte Steine auf, die das Ansehen der durch den Wellenschlag abgerundeten Steine am Seestrande hatten, und er glaubte deshalb, in der Nähe des Polar-Meeres zu sein; aber immer noch dehnte sich die Ebene zu unübersehbarer Ferne aus.
    Sie bot kein Anzeichen von Bewohntsein, weder Hütten, noch Cairns, noch Eskimohöhlen; offenbar waren unsere Reisenden die Ersten, welche dieses neue Land betraten; diejenigen Stämme der Grönländer, welche die arktischen Länder besuchen, drangen nie soweit hinauf, obgleich die Jagd hier reiche Ergebnisse diesen immer hungrigen Unglücklichen liefern mußte; manchmal bemerkte man Bären, die der kleinen Gesellschaft unter dem Winde folgten, aber keine Miene machten, sie anzugreifen; in der Ferne zeigten sich auch zahlreiche Heerden von Bisonochsen und Rennthieren, von welchen Letzteren der Doctor gern einige Exemplare zur Verstärkung der Schlittenbespannung gehabt hätte, doch waren diese sehr scheu und machten es unmöglich, sie lebend zu fangen.
     

    Altamont hat einen Bisonochsen erlegt. (S. 438.)
     
    Am 29. tödtete Bell einen Fuchs, und Altamont war so glücklich, einen kleineren Bisonochsen zu erlegen, wobei er seinen Genossen eine hohe Meinung von seiner Kaltblütigkeit und Geschicklichkeit abnöthigte; wirklich war er ein ausgezeichneter Jäger, und der Doctor, der sich darauf verstand, bewunderte ihn höchlich. Der Ochse ward ausgeweidet und lieferte reichlich frische Nahrung.
    Dieses zufällige Glück guter und nahrhafter Mahlzeiten wurde immer freudig begrüßt; auch wer weniger Feinschmecker war, mußte unwillkürlich einen Blick der Befriedigung auf diese Schnitten saftigen Fleisches werfen. Der Doctor selbst lachte, wenn er sich über der Bewunderung dieser köstlichen Stücken ertappte.
     

    »Wir wollen den Mund nicht zu spitz machen, sagte er da, bei Nordpol-Expeditionen ist die Mahlzeit eine Sache von Bedeutung.
    – Zumal, erwiderte Johnson, wenn sie von einem mehr oder weniger geschickten Schusse abhängt.
     

    Beschwerliche Fahrt über Landeis. (S. 410.)
     
    – Sie haben Recht, mein alter Johnson, versetzte der Doctor, wenn man den Kochtopf regelmäßig im Küchenofen brodeln sieht, denkt man weniger an’s Essen.«
    Am 30. wurde das Land ganz unerwartet sehr uneben, als wenn es durch eine vulkanische Bewegung gehoben wäre; kegelförmige und spitze Erhabenheiten wurden unzählig und erreichten große Höhen. Ein Südostwind begann mit Heftigkeit zu wehen und steigerte sich bald zum tüchtigen Orkane; er verfing sich an den schneebekrönten Felsen und zwischen den Eisbergen, die auf der Ebene die Form von Spitzhügeln und Eisinseln des Meeres nachahmten; ihre Anwesenheit auf diesen Hochebenen war ihnen unerklärlich, selbst dem Doctor, der doch sonst für Alles eine Deutung hatte.
    Dem Sturme folgte warme, feuchte Witterung, ein wahrhaftes Thauwetter; von allen Seiten erscholl das Krachen des Eises, das sich mit dem noch mächtigeren Donner der Lawinen mischte.
    Die Reisenden vermieden sorgfältig, ihren Weg am Fuße der Hügel zu nehmen, ja sogar laut zu sprechen, denn schon das Geräusch der Stimme konnte durch die Bewegung der Luft Katastrophen herbeiführen; sie waren öfters Zeugen furchtbarer Stürze, vor denen sich zu schützen sie gar keine Zeit gehabt hätten; eine wesentlichste Eigenthümlichkeit der polaren Lawinen ist in der That deren erschreckende Schnelligkeit; sie unterscheiden sich damit von denen in der Schweiz und in Norwegen; dort bildet sich zunächst eine Schneekugel, die zuerst wenig beträchtlich, durch den Schnee und wohl auch durch Felsstücke auf ihrem Wege an Größe zunnimmt, mit wachsender Schnelligkeit niederstürzt, Felder verwüstet und Dörfer zerstört, aber immerhin eine gewisse Zeit zum Niederrollen braucht; anders aber ist es in den von arktischem Froste erstarrten Gegenden; die Ortsveränderung von Eisblöcken geschieht hier völlig unerwartet, blitzartig. Ihr Sturz fällt mit dem Augenblicke des Losbrechens zusammen, und wer sie gerade auf sich zustürzen

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