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Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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die Ladung vollzogen.
    »Was will er ohne Kugeln ausrichten? brummte Shandon.
    – Das wird sich zeigen, erwiderte der Doctor.
    – Wir sind fertig, Kapitän, rief Wolsten.
    – Gut, erwiderte Hatteras. Brunton! rief er dem Maschinisten zu, Achtung! Einige Schritte voran.«
    Brunton öffnete die Schieber, und die Schraube setzte sich in Bewegung; der Forward fuhr nahe zu dem gesprengten Berg heran.
    »Richten Sie wohl auf den Fahrpaß!« rief der Kapitän zum Waffenschmied.
    Derselbe gehorchte; als die Brigg nur noch eine halbe Kabellänge entfernt war, rief Hatteras:
    »Feuer!«
    Es erfolgte ein furchtbarer Knall, und durch die Luftbewegung erschüttert, wurden die Blöcke mit einem Mal in’s Meer gestürzt. Die lebhafte Erregung der Luftschichten war schon hinreichend gewesen.
    »Jetzt mit vollem Dampf, Brunton! rief Hatteras. Gerade in den Fahrpaß hinein, Johnson!«
    Johnson hielt das Steuer; die Brigg, vom Dampf getrieben, drang mitten durch die nun offene Bahn. Es war hohe Zeit. Kaum war der Forward hindurchgefahren, so schloß sich die Oeffnung wieder.
    Es war ein ängstlicher Moment, und es befand sich an Bord nur ein einziges ruhiges und festes Herz, – der Kapitän. Darum brach auch die Mannschaft, in freudigem Staunen über das Gelingen, in den einstimmigen Ruf aus:
     
    »Hurrah für John Hatteras!«

Vierzehntes Capitel.
Zur Auffindung Franklin’s.
    Mittwochs, den 23. Mai, setzte der Forward seine abenteuerliche Fahrt fort, indem er mitten zwischen den Eisblöcken und Eisbergen geschickt lavirte, Dank der fügsamen Dampfkraft, welche so vielen Polarmeer-Fahrern abging; es schien für ihn ein Spiel inmitten der schwimmenden Klippen; es war, als erkenne er die Hand des erfahrenen Herrn, und gleich einem Roß unter einem geschickten Reiter, war er dem Gedanken seines Kapitäns dienstbar.
     

    Die Temperatur war wieder im Steigen. Das Thermometer zeigte um sechs Uhr früh sechsundzwanzig Grad (– 3° hunderttheilig), um sechs Uhr Abends neunundzwanzig (– 2° hunderttheilig) und um Mitternacht fünfundzwanzig (– 4° hunderttheilig); es wehte ein leichter Südwest.
    Donnerstags um drei Uhr Morgens kam der Forward gegenüber der Bai Possession an der Küste Amerikas beim Anfang des Lancaster-Sunds; bald sah man Cap Burney. Es fuhren einige Eskimos auf das Schiff zu, aber Hatteras nahm sich nicht die Zeit auf sie zu warten.
    Die das Cap Liverpool beherrschenden Spitzen Byam-Martin, welche man links ließ, verloren sich im Abendnebel; dieser hinderte auch das Cap Hay aufzunehmen, dessen übrigens sehr niedrige Spitze sich unter den Eisblöcken der Küste verlor, ein Umstand, welcher die hydrographische Bestimmung der Polar-Meere oft sehr schwierig macht.
    Die Sturmvögel, Enten, weißen Möven zeigten sich in sehr großer Zahl. Die Breite betrug 74°01’, die Länge 77°15’.
    Die beiden Berge Katharine und Elisabeth ragten mit ihren Schneekappen über dem Gewölk empor.
    Freitags um sechs Uhr fuhr man Cap Warender auf der rechten Küste der Meerenge vorüber, auf der linken vor Admiralty-Inlet, einer von den Seefahrern, die westwärts eilten, noch wenig untersuchten Bai. Das Meer wogte stark, so daß oft das Verdeck der Brigg von den Wellen bespült und mit Eisstücken besprengt wurde. Das Land der Nordküste bot den Blicken merkwürdige Ansichten dar mit fast wagerechten Hochflächen, welche die Sonnenstrahlen zurückwarfen.
     

    Hatteras wäre gern längs den Nord-Ländern gefahren, um desto eher zur Beechey-Insel und der Einfahrt des Wellington-Canals zu gelangen; aber eine zusammenhängende Eisdecke nöthigte ihn, zu großem Bedauern, sich südlicher zu halten.
    Aus diesem Grunde befand sich am 26. Mai, mitten im Nebel mit Schneegestöber, der Forward dem Cap York gegenüber; ein großes und steiles Gebirge machte es kenntlich, da das Wetter ein wenig heller geworden; es zeigte sich gegen Mittag eine Weile die Sonne, so daß man ziemlich gute Beobachtung anstellen konnte: 74°4’ Breite und 84°3’ Länge. Der Forward befand sich demnach am Ende des Lancaster-Sundes.
    Hatteras zeigte dem Doctor auf den Karten den Weg, welchen er einschlug und verfolgen wollte. Die Lage der Brigg war in dem Augenblick interessant.
    »Es wäre mir lieber, sagte er, wir befänden uns weiter nördlich; aber nach dem Unmöglichen muß man nicht streben. Sehen Sie genau unsere Lage.« Es war nicht weit vom Cap York.
    »Wir befinden uns mitten in dem nach allen Richtungen hin offenen Kreuzungspunkt, welcher durch die

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