Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras
wurde erbaut, ausgerüstet, bemannt. Hatteras hütete sich wohl, seinen Namen bekannt zu geben, sonst hätte er keinen einzigen Begleiter gefunden. Daher entschloß er sich, das Commando der Brigg nur unter gebieterischen Umständen und wenn seine Mannschaft so weit sich eingelassen, um nicht mehr zurückzukommen, selbst zu übernehmen. Er hatte, wie gesehen, den Rückhalt, seinen Leuten solche Geldanerbietungen zu machen, daß nicht ein einziger sich weigern würde, ihn bis an’s Ende der Welt zu begleiten.
Und das Ziel, wohin er strebte, war ja auch das Ende der Welt.
Nun waren kritische Umstände eingetreten, und Hatteras gab sich unverzüglich zu erkennen.
Sein Hund, der treue Duk, der Gefährte seiner Fahrten, war der Erste, welcher ihn erkannte, und zum Glück für die Muthigen, zum Unglück für die Verzagten, wurde es gehörig festgestellt, daß John Hatteras der Kapitän des Forward war.
Dreizehntes Capitel.
Des Kapitän Hatteras Pläne.
Die Erscheinung dieses kühnen Mannes machte auf die Mannschaft einen verschiedenen Eindruck; die Einen schlossen sich enge an ihn an, sei’s aus Kühnheit oder Geldliebe; Andere ergaben sich drein, und behielten sich vor, später zu protestiren. Uebrigens schien es im Augenblick doch schwierig, einem solchen Manne Widerstand zu leisten. Also begab sich Jeder wieder an seinen Posten. Der 20. Mai war Sonntag, für die Mannschaft ein Ruhetag.
Beim Kapitän fand eine Berathung der Officiere statt: Hatteras, Shandon, Wall, Johnson und der Doctor bildeten die Versammlung.
»Meine Herren, sagte der Kapitän in dem zugleich sanften und gebieterischen Ton, welcher ihm eigen war, mein Vorhaben, bis zum Pol zu dringen, ist Ihnen bekannt; ich wünschte Ihre Ansicht über diese Unternehmung zu hören. Was halten Sie davon, Shandon?
– Es kommt mir nicht zu, Kapitän, erwiderte Shandon kalt, darüber zu denken, sondern zu gehorchen.«
Hatteras wunderte sich nicht über die Antwort.
»Richard Shandon, versetzte er ebenso kalt, ich bitte, sich über unsere Aussichten auf Erfolg auszusprechen.
– Nun, Kapitän, erwiderte Shandon, die Thatsachen sprechen an meiner Statt; bis jetzt sind alle Versuche der Art gescheitert; ich wünsche, wir möchten besseren Erfolg haben.
– Wir werden ihn haben. Und Sie, mein Herr, was halten Sie davon?
– Ich meinestheils, sagte der Doctor, halte Ihren Plan für ausführbar, Kapitän; und da es klar am Tage liegt, daß die Seefahrer früher oder später einmal zum Nordpol gelangen werden, so sehe ich nicht ein, warum wir nicht so glücklich sein sollten.
– Und es sind Gründe vorhanden zu glauben, daß eben uns dies Glück zu Theil wird, erwiderte Hatteras, denn wir haben demnach unsere Maßregeln ergriffen und werden die Erfahrungen unserer Vorgänger benutzen.
Und in dieser Hinsicht sage ich Ihnen, Shandon, meinen Dank für die Sorgfalt, womit Sie die Ausrüstung betrieben haben; es sind zwar unter der Mannschaft einige schlimme Gesellen, ich werde sie aber zur Vernunft zu bringen wissen, aber im Ganzen hab’ ich Sie nur dafür zu beloben.«
Shandon machte eine kühle Verbeugung. Er war in eine falsche Stellung gekommen, da er an Bord des Forward das Commando zu führen meinte. Hatteras verstand ihn, und setzte ihm nicht weiter zu.
»Und Sie, meine Herren, sprach er darauf zu Wall und Johnson, ich hätte keine Officiere zur Mitwirkung finden können, die mehr, wie Sie, sich durch Muth und Erfahrung auszeichnen.
– Wahrhaftig! Kapitän, ich bin Ihnen mit Leib und Seele ergeben, erwiderte Johnson, und obwohl mir Ihre Unternehmung etwas kühn vorkommt, können Sie doch bis auf’s Aeußerste auf mich bauen.
– Und auf mich ebenfalls, sagte James Wall.
– Ihren Werth, Herr Doctor, weiß ich zu schätzen.
– So, da wissen Sie mehr wie ich, erwiderte der Doctor lebhaft.
– Jetzt, meine Herren, fuhr Hatteras fort, sollen Sie erfahren, auf welche unbestreitbare Thatsachen sich meine Behauptung stützt, daß wir am Pol anlangen werden. Im Jahre 1817 kam der Neptun aus Aberdeen im Norden von Spitzbergen bis zum zweiundachtzigsten Grade. Im Jahre 1826 fuhr der berühmte Parry nach seiner dritten Reise in die Polar-Meere, ebenfalls vom Ende Spitzbergens aus mit Schlittenbarken bis hundertundfünfzig Meilen nordwärts. Im Jahre 1852 drang der Kapitän Inglefield, im Smith-Sund bis zu 78°35’ Breite. Alle diese Schiffe waren englische und von Engländern commandirt.«
Nach einer Pause fuhr er fort.
»Hinzufügen muß ich, daß
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