Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras
für eine Polar-Expedition gründlich bekannt waren.
Das Zimmer des dritten Officiers lag innerhalb des falschen Verdecks, welches ein geräumiges Schlafgemach für die Matrosen bildete; die Leute hatten es hier sehr gemächlich, und sie hätten schwerlich an Bord eines andern Schiffes eine so bequeme Einrichtung getroffen. Man bewies ihnen eine Sorgfalt, wie einer Ladung von Werth; ein geräumiger Ofen nahm die Mitte des gemeinsamen Saales ein.
Der Doctor Clawbonny fand alles nach Wunsch; er hatte seit dem 6. Februar, dem Tage nach dem Stapellassen des Forward, seine Cabine in Besitz genommen, und wie ein Kind Vergnügen daran gefunden, sein wissenschaftliches Gepäck in Ordnung zu bringen. Seine Bücher, Herbarien, Meßinstrumente, physikalischen Apparate, seine Sammlung von Thermometern, Barometern, Hygrometern, seine Brillen, Compasse, Sextanten, Karten, Pläne, die Fiolen, Pulver, Fläschchen seiner sehr vollständigen Reise-Apotheke, alles dies war dermaßen geordnet, daß es hätte das British Museum beschämen können. Dieser Raum von sechs Quadratfuß enthielt schätzbare Reichthümer.
Er war stolz auf diese Ausstattung und glücklich in seinem schwimmenden Heiligthume, das leider so enge war, daß es seine zum Besuch hinströmenden Freunde nicht aufnehmen konnte.
Zur vollständigen Beschreibung der Einrichtung des Forward habe ich noch beizufügen, daß die Lagerstätte des Hundes dicht unter dem Fenster der geheimnißvollen Cabine angebracht war; aber ihr wilder Bewohner zog vor, in den Gängen oder dem untersten Schiffsraum umherzustreifen, und bei Nacht hörte man ihn jämmerlich heulen, daß es in den leeren Räumen des Fahrzeugs in unheimlicher Weise wiederhallte.
That er dies aus Sehnsucht nach seinem abwesenden Herrn? oder aus innerm Vorgefühl drohender Gefahren? Die Matrosen waren geneigt das letztere zu glauben.
Der Doctor Clawbonny, dessen Sanftmuth und Liebkosungen einen Tiger zähmen konnten, bemühte sich vergebens um die Gunst dieses Hundes; er verlor Zeit und Mühe.
Da dieses Thier übrigens auf keinen der Namen hörte, welche sich im Hundekalender verzeichnet finden, so kamen die Leute an Bord zuletzt darauf, ihn Kapitän zu benennen, denn er schien die Gebräuche an Bord völlig zu kennen. Offenbar hatte er schon Seereisen gemacht.
Unter den gegebenen Umständen war Richard Shandon nicht ohne Unruhe, und sprach diese am Abend vor der Abreise, dem 5. April, in einer Unterhaltung mit dem Doctor, Wall und Johnson aus.
Diese vier befanden sich im Versammlungszimmer des Hüttendecks beim zehnten Gläschen Grog, ihrem letzten ohne Zweifel, da nach den Vorschriften des Schreibens aus Aberdeen die ganze Mannschaft, vom Kapitän bis zum Heizer an Bord, weder Wein, noch Bier oder geistige Getränke bekommen sollten, außer im Krankheitsfall auf Anordnung des Arztes.
Seit einer Stunde sprach man von nichts als der bevorstehenden Abreise. Den Instructionen des Kapitäns nach mußte Shandon morgen ein Schreiben mit den letzten Anordnungen erhalten.
»Wenn dies Schreiben, sagte der Commandant, mir nicht den Namen des Kapitäns angiebt, muß es uns wenigstens den Bestimmungsort des Schiffes melden. Wohinaus soll man sonst steuern?
– Wahrhaftig, erwiderte der ungeduldige Doctor, an Ihrer Stelle würde ich selbst ohne den Brief abreisen; er würde uns wohl einzuholen verstehen, denk’ ich.
– Sie haben keine Vermuthung darüber, Doctor! Aber in welcher Richtung würden Sie steuern, wenn es beliebt?
– Nach dem Nordpol zu, offenbar! Das versteht sich ja ohne allen Zweifel.
– Ohne allen Zweifel! entgegnete Wall; und warum nicht nach dem Südpol?
– Nach dem Südpol, schrie der Doctor, gewiß nicht!
– Sollte der Kapitän den Gedanken haben, mit einer Brigg durch den ganzen Atlantischen Ocean zu fahren! Denken Sie doch einmal daran, lieber Wall.
– Der Doctor hat auf alles eine Antwort, erwiderte letzterer.
– Gut, also nach Norden, fuhr Shandon fort. Aber, sagen Sie mir, Doctor, meinen Sie nach Spitzbergen? Grönland? Labrador? Oder die Hudsonsbai? Führen diese verschiedenen Wege auch alle zu demselben Ziel, der undurchdringlichen Eisdecke, so wäre ich doch sehr in Verlegenheit, mich für einen oder den anderen derselben zu entscheiden. Können Sie mir darüber eine entschiedene Antwort geben, Doctor?
– Nein, erwiderte dieser in Verlegenheit; aber schließlich, was wollen Sie thun, wenn Sie kein Schreiben erhalten?
– Nichts; abwarten.
– Abfahren nicht?
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