Reiterhof Birkenhain 03 - SOS Pferd verschwunden
Jule und Sally entdeckt hatte, musste er sich wohl darauf einlassen. An der Nasenspitze konnte man ihm ansehen, welchen Horror er vor einem Radiointerview hatte. Aber dann kam ihm die rettende Idee.
»Wissen Sie, was? Axel Rakete, mein Assistent, kann Ihnen viel besser dazu Auskunft geben. Der macht meistens den Unterricht mit den Mädchen.«
Sprach's und ging hastig mit Ankum in den Stall. »Aber kein Wort gegen Jules Eltern«, rief Kai Jensen noch aus dem Dunkel der Stallgasse zurück. »Ich will nicht, dass die mir nachher die Hölle heiß machen.«
Conny, Luisa und Bastian brachten ihre Pferde ebenfalls in den Stall und kamen dann schnell zurück.
»Eins, zwei«, sagte Ronnie Trotz in ihr Mikro, »eins, zwei, eins zwei«, und machte sich dabei ein paar Mal an den Steuerungsknöpfen zu schaffen.
»Nehmen Sie es nicht persönlich, Frau Trotz«, schmunzelte Axel Rakete, »so ist unser Kai Jensen nun mal. Er verabscheut jede Art von Wirbel. Wollen Sie Sallys Box sehen?«
Ronnie Trotz nickte und folgte dem jungen Reitlehrer in den Stall. Hinter ihr der ganze Tross der Reiter. Die Pferde, die gerade noch neugierig durch die Stäbe geguckt hatten, zogen ihre Köpfe zurück. Das war ihnen entschieden zu viel Unruhe!
Frau Trotz legte den Finger auf die Lippen und schaltete das Aufnahmegerät ein.
»Ich bin hier in der Reitschule Birkenhain in Hamburg-Großmoorstedt«, sagte sie in die rote Kugel, »und stehe im Augenblick vor einer leeren Box. Eigentlich ist diese Box das Zuhause der Holsteiner Stute Sally. Aber das Pferd ist seit Freitag verschwunden. Und mit ihm die zwölfjährige Jule Ahrend. Sicher haben viele von Ihnen die Suchmeldung im Radio gehört. Conny . . .«, Frau Trotz zog sie aus den Umstehenden näher zu sich heran, »du bist eine von Jules Freundinnen. Ihr tut ja einiges, um sie zu finden. Erzähl mal von heute.«
Das Mikrofon wurde vor Connys Lippen gehalten. Conny berichtete von den Suchplakaten, dann wurden Bastian und Axel Rakete gefragt.
Zwischendurch schilderte die Reporterin mit viel Einfühlungsvermögen die große Liebe der Mädchen zu den Pferden und dass sie ihren Vierbeinern alles anvertrauen konnten, was Erwachsene nicht verstanden.
Dann war Luisa dran. Zweimal musste sie ihren Satz unterbrechen, weil ihr fast die Stimme versagte, als sie in Sallys leere Box starrte.
Luisa blinzelte heftig, um die Tränen zurückzuhalten. Gott sei Dank wieherte genau im richtigen Moment Lotta, das Pferd links neben Sallys Box. Und Fuchsi, der Wallach rechts von Sally, wieherte zurück. So fiel es gar nicht auf, dass der Satz in der Luft hängen blieb.
»Vielleicht hört Sally ja ihre beiden Pferdefreunde im Radio und will zurück«, beendete Ronnie Trotz ihren Bericht. Zum Schluss sollten alle im Chor rufen: »Jule, komm doch wieder«, und danach kam noch einmal die Reporterin mit: »Das war Ronnie Trotz für 99,3.« »Ganz schön kitschig, was?«, meinte Doris Vogel geringschätzig und verzog das Gesicht.
»Ich wüsste nicht, was daran kitschig sein sollte«, erwiderte die Reporterin ruhig und zog die Schaumstoffkappe vom Mikro. »Ich habe selbst eine Tochter in Jules Alter. Und ich sage Ihnen - wenn jemand so ein Mädchen zurückholen kann, dann nur die Freunde.«
Auf einmal sah sie gar nicht mehr aus wie ein lustiges Streifenhörnchen, sondern ganz ernsthaft. »Erwachsene (den Zusatz »solche wie Sie« verschluckte sie) haben da überhaupt keine Chance.«
So, endlich hatte Frau Vogel mal ihr Fett weg! Immer machte sie schnippische Bemerkungen. Ihre spitze Zunge war gefürchtet im Stall.
»Pah«, sagte Frau Vogel beleidigt, warf ihre Hüften herum und marschierte mit großen Schritten nach draußen. Da schlug man sich den halben Samstag wegen einer entlaufenen Göre um die Ohren und dann musste man sich noch von einer Rundfunktante anmachen lassen! Nicht mit ihr! Sie würde jedenfalls nicht mehr suchen.
In der Stalltür stieß sie fast mit Eberhard Kubelik zusammen.
»Erwachsene sind hier unerwünscht«, sagte Frau Vogel bissig. Der Schmied sah ihr kopfschüttelnd nach, als sie die Tür ihres roten Golfs hinter sich laut zuzog.
»Was habt ihr der denn getan?«, wollte Kubi wissen, als er zu den Reitern stieß, die sich gerade von der Reporterin verabschiedeten.
»Ach, es ging um Jule.« Axel Rakete winkte ab. »Du weißt doch, Doris Vogel ist empfindlich wie eine Mimose.«
»ja . . . empfindlich«, sagte Kubi und legte sorgenvoll seine Stirn in Falten. »Wo wir gerade davon reden: Mein
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