Reiterhof Birkenhain 03 - SOS Pferd verschwunden
und Traber könnten wirklich Zwillinge sein.« Bastian konnte das Sticheln nicht lassen. »Sie sehen sich ja zum Verwechseln ähnlich. Ungefähr wie Kraniche und Wellensittiche.« Conny warf ihm einen warnenden Blick zu. »Du bist ziemlich blöd, Bastian Bachmann. Ich wette, du könntest einen Kranich nicht von einem Reiher unterscheiden, wie Daniel.«
Bastian merkte, dass Conny sich in Wut redete, dabei wollte er doch nur ein bisschen frotzeln.
»Okay, okay«, lenkte er ein. »Sorry! Lass uns zum Thema kommen - dein Wasserproblem.«
Jetzt bemerkten auch Jens Witt und Daniel die nasse Reithose. »Oie hat mich abgesetzt«, erklärte Conny, jetzt wieder grinsend, »mitten in die Alster. Daniel, leihst du mir deine Jeans? Ich schwöre, du kriegst sie zurück, wenn du nächstes Mal kommst.« Seufzend fügte sie hinzu: »Bis dahin haben wir Jule hoffentlich gefunden.« Daniel tauschte seine hellblauen Jeans gegen einen alten Overall von Jens Witt aus. Conny schlüpfte in seine Jeans, die ihr zu weit und viel zu lang waren. Aber sie hatte das Gefühl niemals schönere Hosen getragen zu haben.
Daniels Jeans ...
Kapitel 10
Wiehern im Radio
Jedenfalls war Conny wieder so vergnügt, dass sie auf dem ganzen Heimweg vom Er-lenmoor vor sich hin summte. Sie malte sich aus, wie es sein würde, Daniel bei seinem nächsten Besuch in Hamburg zu treffen. Wie sie mit ihm die Kranichjungen beobachten würde. Vielleicht durfte sie sogar wieder im Bauwagen übernachten?
Conny hörte erst mit dem Summen auf, als sie auf dem Reiterhof Birkenhain eintrafen, als letzte Gruppe der Suchtrupps.
Ach ja - Jule! Die Wirklichkeit holte sie wieder ein.
Die anderen Pferde standen bereits in den Boxen. Auf dem Hof herrschte großes Gedränge. Zuerst erkannte Conny nicht, warum.
Erst als sie mit Oie vor dem alten Bauernhaus anhielt, sah sie eine junge Frau, die ein technisches Gerät an einem Lederriemen über der Schulter trug und sich angeregt unterhielt - mit den Killerbienen, den Ner-vis, den Quadrille-Mädchen. Auch mit den Erwachsenen.
Als Conny und die anderen abstiegen, hantierte die Frau in der Leinenhose an einem Mikrofon, das sie in der Hand hielt. Ihr kurzes Haar war ungewöhnlich gefärbt, in zwei verschiedenen Brauntönen. Wie das Fell eines asiatischen Streifenhörnchens. Die Frau stülpte gerade eine rote Schaumstoffkugel mit der Aufschrift »99,3« über das Mikro.
»Oha«, sagte Herr Jensen, zog die Steigbügel hoch und öffnete Ankums Nasenriemen. »Das sieht verdammt nach Rundfunk aus. Sicher wegen Jule.«
Die Reporterin bahnte sich durch die Gruppe der Killerbienen einen Weg zu Herrn Jensen, den sie gleich als »denjenigen, welchen« erkannt hatte.
»Ronnie Trotz«, stellte sich das Streifenhörnchen vor und lächelte freundlich. »Vom Hamburg-Sender 99,3. Im Polizeibericht stand heute etwas über ein Mädchen, das verschwunden ist. Eine tragische Geschichte . . . Eins Ihrer Schulpferde soll auch dabei sein. Sie sind doch Kai Jensen?«
»Hmmm«, knurrte Herr Jensen.
Es gab nichts, was er mehr hasste als in der Öffentlichkeit zu stehen. Mal abgesehen von Zahnarztbesuchen.
»99,3 möchte gern ein Interview bringen. In der Abendrundschau. Mit Ihnen und einigen Freundinnen von ... wie hieß sie doch gleich?« Die Reporterin zog einen
Block aus der Jacke und studierte stirnrunzelnd ihre Notizen. »Julia, Jule Ahrend.«
Die Reiter waren schwer beeindruckt, dass Jules Flucht jetzt sogar durchs Radio kommen sollte. »Wer ist denn Jules beste Freundin?«, fragte Ronnie Trotz in die Runde.
Conny und Luisa meldeten sich. »Bastian gehört auch dazu«, sagte Luisa.
»Ja, echt, Bastian ist eine tolle Freundin«, kicherten die Nervis. Man sah ihnen an, wie sehr sie in diesem Moment bedauerten, dass sie sich nicht besser mit Jule verstanden. Das wäre mal eine Gelegenheit gewesen, groß herauszukommen.
Genau das dachte Conny. Aber im nächsten Moment schimpfte sie mit sich selber. Nichts gegen die Zwillinge und Imke Zavelstein! Heute waren die doch echte Kumpel gewesen - mit ihrer Suchaktion. Man musste sich nur erst an den Gedanken gewöhnen, dass die Nervis auch gute Seiten hatten . ..
»Sind Sie damit einverstanden, dass ich hier ein Interview mache?«, fragte Ronnie Trotz und stellte bereits an ihrem Aufnahmegerät Ton und Lautstärke ein. »Wenn das gesendet wird, vergrößert sich doch die Möglichkeit, dass die Vermissten gefunden werden.«
Kai Jensen guckte gequält. Da offenbar keiner seiner Reiter eine Spur von
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