Reiterhof Birkenhain 06 - Rettung in letzter Minute
kaufen wir Möhren, Herr Jensen. Wo die Pferde doch jetzt so wenig Gras bekommen.« Jensen warfeinen abschätzenden Blick auf die bezahlten Helfer, die zufrieden im Sand wühlten, und sagte: »Einverstanden.«
»Warum habt ihr eigentlich nur 70 Mark kassiert? Es sind doch acht Mann«, wollte Jule wissen. »Schaufelt da etwa einer umsonst?«
»Einer hatte kein Geld dabei.« Imke suchte in ihrer Jackentasche. »Wir haben uns breitschlagen lassen, das hier zu nehmen... «
Sie kramte zwei zerdrückte Tüten Gummibärchen und drei Päckchen Kaugummi hervor.
Kai Jensen zog die Augenbrauen hoch. »Teilen. Aber etwas plötzlich!«
Man hätte die Mietschaufel-Aktion der Nervis als Ausnahme-Erfolg hinnehmen und abhaken können.
Wenn nicht wenig später ein Wagen des NDR-Femse-hens vorgefahren wäre, um Aufnahmen vom Feuerwehr-Einsatz zu machen. Im Grunde war es gut, dass das Hochwasser ins Fernsehen kam, um auf das Problem des begradigten Flusses hinzuweisen. Schlecht war, dass die Nervis mit ihrem Trick ebenfalls groß herauskamen. Und, was noch schlimmer war - die Gerlach-Zwillinge und Imke Zavelstein wurden als einzige Helfer in Großaufnahme für die Abendsendung gefilmt. Ärgerlich fanden das die anderen Mädchen, zu ärgerlich.
»Einmal haben die eine gute Idee«, schimpfte Jule, »und schon sind sie die großen Stars. Das ist einfach ungerecht.«
Schließlich drückten sich die Nervis sonst vor jeder Arbeit. Die Abendsendung des NDR guckten sich alle zusammen auf Jensens Uralt-Apparat an. Die meisten fuhren anschließend durch den Regen, der unvermindert anhielt, nach Hause. Nur die Feuerwehr und der »harte Helfer-Kern« blieben im Stall.
Kurz nach dem Film klingelte das Telefon in der Sattelkammer. Kai Jensen nahm ab, winkte dann Jule, Conny und Luisa heran und stellte auf Mithören.
Es war Henning Harms!
Auf seinem Hof an der Nordsee hatten die Mädchen und Herr Jensen kürzlich Reiterferien verbracht. Mit den Harms-Drillingen Rita, Rike und Ronja waren sie seitdem dick befreundet. Henning Harms hatte im Fernsehen die Sendung über den Reiterhof Birkenhain gesehen und spontan zum Hörer gegriffen. »Mach bloß einen Notfallplan für die Pferde, Kai«, beschwor er seinen Kollegen. Als Küstenbewohner besaß er reichlich Erfahrung mit Hochwasser. »Zwanzig Pferde unterzubringen, das ist kein Pappenstiel.«
Im Hintergrund hörte man ungeduldiges Murmeln bei Harms'. Schließlich übertönten laute Mädchenrufe die Stimme des Vaters.
»Waren das im Film eure Nervis?«
»Was macht Santana?«
Ein Indianergeheul erhob sich auf der Stallgasse. Die Drillinge!
»Santana geht es klasse«, schrie Luisa. Die braune Stute hatte Herr Jensen von Harms gekauft.
»Wann kommt ihr endlich nach Hamburg?«, brüllte Jule in Richtung Hörer.
»Soll mir das Trommelfell platzen?«, fragte Herr Jensen und rieb sein Ohr. »Ruhe jetzt oder ich stelle wieder auf leise.«
Er ließ den Lautsprecher aber doch an.
So hörten die Mädchen, dass Herr Harms morgen beruflich nach Hamburg käme. Er schlug Kai Jensen vor, die Fjordpferde Kalle und Oie vorübergehend mit nach Westerdeich zu nehmen. »Die verstanden sich doch so gut mit unseren Fjordies«, sagte Harms. »Und du musst zwei Pferde weniger in Sicherheit bringen, Kai.«
5. Kapitel
»Ho, ho, ho - unser Feind ist H 2 0!«
» . . . und was macht Herr Jensen nun? Schickt er die Fjordpferde an die Nordsee oder nicht?«
Hilla Steffen goss Luisa, ihrer Enkelin, einen Becher Milch ein. Sie ließ es sich nie nehmen, mit ihrer Enkelin zu frühstücken, auch wenn die schon morgens um sieben in den Stall wollte wie am heutigen Samstag. »Gestern Abend konnte ich ja nicht mehr viel aus dir herausbekommen. Sandschaufeln macht müde, was?«
Luisa gähnte zur Bestätigung und zog den Frühstückskorb mit aufgebackenen, duftenden Brötchen zu sich heran.
»Das kann man wohl sagen.«
Sie schnitt ein Brötchen durch und bestrich die Hälften mit Nuss-Nugat-Creme. Luisa dachte an die Arbeit, die heute vor ihr lag, und bediente sich ein zweites Mal aus dem Glas.
»Klar, Herr Harms soll die Fjordies mitnehmen«, antwortete sie und häufte die Creme zu einem Berg an. »Mensch, Oma, es ist so klasse, dass die Drillinge kommen. Endlich kann ich denen Flecken-Paula zeigen. Blöd ist nur . . . « - Luisa unterbrach den Satz, um in das knusprige Brötchen zu beißen - » . . . dass sie gleich wieder zurückmüssen.«
Das dunkelhaarige Mädchen reckte sich, um einen Blick durch die Gardine nach
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