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Reiterhof Birkenhain 09 - Spuk im Stall

Titel: Reiterhof Birkenhain 09 - Spuk im Stall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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1. Kapitel
    Antraben, Graf Dracula!

    Der erste schwere Herbststurm heulte um den Reiterhof Birkenhain. Die altersschwachen Dachbalken ächzten und krachten. Nasse Birkenzweige peitschten gegen den Giebel.
    »Wahnsinn, dieses Wetter. Da kriegt man glatt eine Gänsehaut.«
    Conny Clasen schüttelte sich wohlig und winkte ihren Freundinnen auf der anderen Seite des langen Heubodens zu. Ein klasse Gruselabend war das.
    Das zwölfjährige Mädchen warf einen Blick durch das tief heruntergezogene Dachfenster in die Dämmerung. Sie rüttelte am Fenstergriff, um zu kontrollieren, ob er fest geschlossen war. Stallbesitzer Jensen hatte sie wegen des Sturms nach oben geschickt, um nach dem Rechten zu sehen.
    Conny klopfte sich den Staub von ihrem schwarzen Vampirumhang. Ein kurzer Windstoß plusterte die weiten Ärmel auf.
    Durch die Ritzen des Dachs pfiff und zog es. Lange, schwarze Fledermaus-Girlanden schaukelten zwischen den Deckenbalken. Einzelne Strohhalme wirbelten hoch und segelten auf das Schild »Monsterbar« herab, das über einem Tresen aus Strohballen hing. Getränkedosen und Gebäck mit Spinnenglasur stapelten sich darauf, daneben verbreiteten ausgehöhlte Kürbisse gespenstisches Licht. Die Mädchen hatten kleine Taschenlampen hineingelegt, die die eingeschnitzten Fratzen richtig zur Geltung brachten.
    Jetzt, nach Einbruch der Dunkelheit, war es aufregend unheimlich auf dem Heuboden. Conny sah sehr zufrieden aus. Wie in einem Geisterhaus überzogen hunderte von Spinnweben Balken und Dachpfannen. Der kleinste Luftzug brachte die Seidengespinste zum Schwingen. Die weißen Fäden wehten im spärlichen Licht der Deckenleuchte.
    »Igitt.«
    Mit dem Ärmel rieb Conny sich übers Gesicht. Ein paar Spinnennetzfäden flogen ihr direkt vor die Augen. Eklig war das, aber gleichzeitig schaurig-schön.
    »Mist«, murmelte Conny, als sie bemerkte, dass sie die weiße Schminke, mit der ihr Gesicht bleich gefärbt war, auf den Ärmel gewischt hatte. Sie beschloss sich nicht zu ärgern. Nicht an diesem herbeigesehnten Halloween-Abend.
    Neben Conny knackte und raschelte es in allen Ecken. Geräusche, die sie sonst nie hörte. Dafür kannte sie ein anderes nur zu gut: das Kichern von Jule und Luisa. Es kam von der Treppe. Hinter dem Holzpfosten zwängten sich ihre Freundinnen in Werwolf-Kostüme.
    »Genauso habe ich mir die Halloween-Nacht vorgestellt«, rief Conny ihnen zu.
    Heute, am Vorabend des 1. November, durfte die Jugend-Reitgruppe in Horrorverkleidung reiten. Danach war Monsterparty auf dem Dachboden angesagt. Conny raffte ihren Dracula-Mantel über der Reithose zusammen und stelzte in hohen Storchenschritten über die Strohballen hinweg. Dahinter lag eine kleine, offene Luke im Fußboden, durch die abends Heu auf die Stallgasse geworfen wurde.
    Conny verharrte kurz.
    Sollte sie die verbotene Abkürzung an der gähnenden Öffnung vorbei nehmen? Das war nicht ungefährlich. Ein falscher Schritt und man stürzte auf die Stallgasse.
    Andererseits - konnte man ernsthaft von ihr verlangen, noch einmal über die hohen Heuberge zu steigen, um zur Treppe zu gelangen? Wie ihr glänzender, schwarzer Umhang danach aussah, konnte sie sich lebhaft vorstellen - total zugestaubt. Außerdem piksten die Halme. Nein, danke.
    Rasch sah Conny sich um. Heute hatte sie Lust, waghalsig zu sein. Reitlehrer Jensen war nirgends zu entdecken. Also los. Conny legte den linken Arm um einen Pfosten und griff mit der rechten Hand zum nächsten. In einer haarsträubenden Kletteraktion hangelte sie sich an der Fußbodenöffnung entlang. Zwischen zwei eng stehenden Pfählen musste Conny sich ganz dünn machen. Jetzt ein Bein nach vorn. Warum ging es nicht weiter? Der Umhang ... er hing fest.
    Conny brach der Schweiß aus. Haltlos baumelte ihr linkes Bein über dem düsteren Loch. Mit einem Auge schielte Conny nach unten. Drei Meter unter ihr lag der Betonboden der Stallgasse. Sie linste zu Jule und Luisa hinüber. Nein, die konnten ihr nicht helfen. Bis die sich zu ihr vorgerobbt hätten, das dauerte viel zu lange. Hektisch zerrte Conny an ihrem Umhang. Nichts. Noch ein Ruck. Wenn sie nicht bald das andere Bein aufsetzte, würde sie einen Krampf bekommen.
    Da . .. endlich!
    Mit einem hässlichen Ratschen riss der Dracula-Mantel ein. Egal. Hauptsache, sie konnte sich wieder bewegen. Aufatmend setzte Conny ihre Füße auf sicheren Grund. Wenn Reitlehrer Kai Jensen das gesehen hätte oder ihre Mutter, dachte sie, wären beide tot umgefallen. Aber sie selbst,

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