Reiterhof Birkenhain 09 - Spuk im Stall
Wieder das Eisengelächter. Dann ist Ruhe. So schnell, wie er gekommen war, ist der Spuk verschwunden.
Luisas Herz schlug bis zum Hals. Was war das? Und vor allem - wer war das? Sie hatte nicht mal herausgehört, ob das eine Mädchen- oder Jungenstimme war.
Sie holte tief Luft. Ruhig bleiben, sagte sie sich. Luisa blickte sich um. Die Pferde hatten den Schreck bereits verdaut. Als sei nichts gewesen, zermalmten sie das Stroh in ihren Boxen. Auch Paula stand wieder ruhig auf der Stallgasse.
Mit weichen Knien ging Luisa zum Ausgang und stieß die Tür auf. Vorsichtig spähte sie nach draußen. Nichts zu sehen. Wenn sie wollte, konnte sie ganz schnell zu Familie Löwe hinüberlaufen, deren Garten an den Reiterhof grenzte. Luisas Kopf glich einem brodelnden Hexenkessel. Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Langsam ging sie zurück zu Flecken-Paula. Misstrauisch äugte sie nach rechts und links.
Allmählich fasste Luisa sich wieder. Da oben - war das nicht Connys Vampirmantel gewesen? Der Umhang, der spurlos verschwunden war? Hatte sie nicht weiße Flecken an den Ärmeln bemerkt? Die Schminkeflecken! Was hatte Conny gejammert, als sie den Mantel am Tag nach Halloween nicht mehr fand, während die anderen Kostüme noch an ihrem Platz hingen. Jemand musste ihn heimlich weggenommen haben.
Das hieß also ... eine aus ihrer Halloween-Gruppe trieb da oben ihr Unwesen. Aber wer konnte schon auf so einen grottenschlechten Scherz kommen?
Luisa schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. Doch wohl nur die Nervis. Natürlich! Die Nervis wollten sie lächerlich machen, um vom Stallgespräch Nr. eins abzulenken, von ihrem peinlichen Kürbisauftritt beim Hallo-ween-Reiten.
»Na wartet!«, rief Luisa nach oben. Die Schreckstarre hatte sich gelöst, dafür kochte jetzt Wut in ihr hoch. Dass die Zwillinge sie erschreckten, das ließ sie sich ja noch gefallen. Aber die Pferde in Panik zu versetzen, nein, da hörte der Spaß auf.
Rasch schloss Luisa die Schnallen von Paulas Bauchgurt.
»Ganz ruhig, Paula«, sagte Luisa und rannte die Dachbodentreppe hinauf. Immer zwei Stufen auf einmal. Oben wurde ihr mulmig. Und wenn sie jetzt einem Fremden gegenüberstand? Einem Einbrecher? Ach was, beruhigte sich Luisa. Notfalls war ja Herr Jensen nicht weit. Und die anderen Mädchen kamen auch jeden Augenblick.
Zentimeterweise öffnete Luisa die eiserne Feuerschutztür zum Heuboden und lugte hinein. Gähnende Leere. Das hieß aber nichts. Natürlich konnte man sich leicht hinter den hochgestapelten Stroh- und Heuballen verstecken. Aber sollte sie ganz allein den Dachboden durchsuchen? Dazu fehlte ihr nun doch der Mut.
Luisa wollte schon die Tür schließen, da hörte sie ein deutliches Klappern. Der Schreck fuhr ihr bis in die Beine, aber im nächsten Moment wusste sie, woher das Geräusch kam: Das Dachfenster hinten am Giebel stand einen Spalt offen und klapperte gegen den Rahmen. Hastig schlug Luisa die schwere Tür zu und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Sie holte tief Luft. Getürmt. Der Unbekannte war durchs Dachfenster getürmt. Das war leichter, als es sich anhörte. Sie selbst hatte sich mal mit einer langen Longe nach unten auf den Hof abgeseilt, damals, als der Stall unter Wasser stand.
Den Fenstertrick kannten die Nervis auch. Luisa schien es immer wahrscheinlicher, dass die Gerlach-Zwillinge hinter dem Streich steckten. Na, die sollten sich wundern.
Luisa stürmte die Treppe hinunter. Sie musste endlich das Voltigierpferd fertig machen. Danach wollte sie mit Conny und Jule beratschlagen, wie man es den Nervis heimzahlen konnte. Vielleicht kam heute sogar Bastian. Der 14-Jährige gehörte auch zu ihrer Clique, er hatte immer so gute Ideen.
Auf der letzten Stufe stolperte Luisa in die Gruppe von lachenden Reitern, die gerade ankamen. Jule, Conny, Bastian. Und wen sah sie dahinter? Luisa traute ihren Augen nicht: Die Nervis, also Mia-Mathilde und Dina-Doro-thee Gerlach, kamen ebenfalls gerade erst herein. Verstört blickte sie den Gerlach-Zwillingen nach, als sie durch die Stallgasse zu ihren Außenboxen marschierten. Luisa war überzeugt gewesen, dass die beiden längst im Stall waren, um sie zu erschrecken.
»Wo habt ihr die Nervis getroffen?«, fragte Luisa die anderen.
Conny steckte den Fahrradschlüssel ein und schälte sich aus ihrer Jacke. »Leider schon direkt vor unserem Haus, an der Ginsterau. Wir hatten sie die ganze Zeit auf dem Schutzblech, sie sind ständig hinter uns hergefahren.« »Ach«, sagte Luisa
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