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Renate Hoffmann

Renate Hoffmann

Titel: Renate Hoffmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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Hoffmann erwiderte sein Lächeln. „Er wird sich in Zukunft sicher anders verhalten.“ Er nickte, dann schloss er die Tür hinter sich. Für einen kurzen Moment fragte sich Frau Hoffmann, ob Herr Hofer tatsächlich auf ihrer Seite war, oder es nur vorgab zu sein, weil das eben sein Job war. Sie stellte sich die beiden Herren im Gespräch vor. Sie stellte sich vor, wie sie gemeinsam über sie lachten, so wie es die anderen Kollegen ständig taten. Das Gefühl des Triumphs war nur kurzlebig gewesen. Ein Teil von Frau Hoffmann, ein beträchtlicher nebenbei bemerkt, war sich nämlich sicher, dass Herr Hofer Herrn Walter vermutlich nicht in die Schranken gewiesen hatte. In ihrer Fantasie waren die beiden Männer nämlich eng befreundet. Sie spielten vermutlich regelmäßig samstags Golf, so wie alle Herren der Chefetage. Ein kleiner Zweifel bestand aber dennoch, denn Herrn Hofers Lächeln war aufrichtig gewesen. Er schien Frau Hoffmanns Anliegen tatsächlich ernst genommen zu haben. Und genau das kannte Frau Hoffmann nicht. Vielleicht tat sie Herrn Hofer unrecht. Vielleicht hatte er sich tatsächlich für sie eingesetzt. Und bei diesem Gedanken entwischte Frau Hoffmann ein klitzekleines, kaum sichtbares Lächeln.
    Den restlichen Tag unterliefen Frau Hoffmann keine Fehler mehr. Ihre Gedanken waren nicht mehr bei Herrn Walter. Sie war jedoch nicht so konzentriert, wie man es von ihr gewöhnt war. Ein paar ihrer Gedanken kreisten nämlich um Herrn Hofer. Vor allem um sein Lächeln.
     
Kapitel 9  
    Wie gebannt starrte Frau Hoffmann durch ihr Fernglas. Sie lächelte. Das passierte Frau Hoffmann immer häufiger, seit sie beschlossen hatte, sich umzubringen. Der nackte Herr hieß in Frau Hoffmanns Fantasie inzwischen auch nicht mehr nackter Herr, sondern Herr Peters. Sie war noch nie besonders kreativ gewesen, was sich in Herrn Peters Namen einmal mehr bestätigte. Dennoch passte dieser Name zu ihm. Und das war nicht alles. Er hatte eine Geschichte. Herr Peters arbeitete als freischaffender Journalist. Nach Frau Hoffmanns Auffassung war das ein aufregender und spannender Beruf, der sie immer fasziniert hatte, für den sie jedoch keinerlei Talent mitbrachte. Im Gegensatz zu ihr, schien Herr Peters jedoch im höchsten Maße verbal versiert zu sein. Ein Mann, der nackt auf seinem Hometrainer lief, musste einfach einen außergewöhnlichen Beruf haben. Die Tatsache, dass er allein lebte, schien ihre Theorie zu untermauern. Herr Peters war sein Leben lang beruflich sehr eingespannt gewesen. Auf einer seiner zahlreichen Reisen hatte er zwar sein Herz verloren, doch diese Liebe war nicht von Dauer gewesen. Vielleicht hatte er viele Kinder quer über den Erdball verstreut. Er war ein guter Liebhaber gewesen und vielleicht wäre er es noch. Herr Peters war der typische Eigenbrödler. Er genoss es allein zu sein. Er genoss seine eigene Gesellschaft ebenso, wie die anderer Menschen, wenn nicht noch mehr. Das implizierte jedoch nicht, dass er kein offener und aufmerksamer Mensch war, denn das war er. Doch er war anders. Und er war stolz darauf.
    Eine viertel Stunde später verschwand Herr Peters im Bad. Frau Hoffmann vermutete zumindest, dass er im Bad verschwand. Vielleicht ging er auch gleich zu Bett, oder trank einfach nur einen Schluck kaltes Wasser. Doch in dem Leben, das Frau Hoffmann für Herrn Peters geschaffen hatte, ging er ins Bad. Er duschte sich kühl, dann ging er mit einem Lächeln auf den Lippen zu Bett.
    Das Licht in seiner Wohnung erlosch. Jedes Mal, wenn es bei Herrn Peters dunkel wurde, überkam Frau Hoffmann ein seltsames Bedauern. Sie sah ihn gerne. Er hatte eine Aura, die sie inspirierte. Manchmal wünschte sie sich, ihr Leben wäre ein bisschen mehr wie seines, mit Ausnahme der vielen Kinder, denn die hätte sie schließlich selber bekommen müssen. Die Realität und ihre Fantasie waren inzwischen zu einer Einheit geworden. Die Tatsache, dass Herr Peters vermutlich gar kein freischaffender Journalist und vielleicht sogar kinderlos war, kam ihr nicht ein Mal in den Sinn.
    Sie zündete sich eine Zigarette an. Und dieses Mal musste sie nicht husten. Diese Tatsache erfüllte sie, auch wenn das lächerlich war, und Frau Hoffmann sich dieser Lächerlichkeit durchaus bewusst war, mit Stolz. Sie wanderte zur nächsten erleuchteten Wohnung. Sie entdeckte eine junge Frau, die regungslos auf einem Stuhl saß, das Telefon in ihrer linken Hand. Frau Hoffmann empfand sofort tiefes Mitleid für die junge Frau. Sie war sich

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