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Rendezvous im Hyde Park

Rendezvous im Hyde Park

Titel: Rendezvous im Hyde Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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wollen, der höchstwahrscheinlich nun sie heiraten wollte.

    Du lieber Himmel.
    „Bald ist er ja tot", fuhr ihre Großmutter fort. „Mehr kann man nicht verlangen."
    „Ich glaube, nun nehme ich doch einen Sherry", kündigte Annabel an.
    „Annabel", protestierte Louisa entsetzt und warf ihrer Cousine einen fassungslosen Blick zu.
    Lady Vickers nickte beifällig und goss ihr ein Glas ein.
    „Verrat es aber nicht deinem Großvater", mahnte sie und reichte ihr das Glas. „Er hält nichts davon, wenn Damen unter Dreißig zu geistigen Getränken greifen."
    Annabel nahm einen großen Schluck. Heiß rann er ihr die Kehle hinab, doch aus irgendeinem Grund brachte sie das nicht zum Husten. Zu Hause hatte sie nie Sherry bekommen, zumindest nicht vor dem Abendessen. Aber hier und jetzt brauchte sie ein wenig Stärkung.
    „Lady Vickers", ertönte die Stimme des Butlers, „Sie hatten mich gebeten, Sie daran zu erinnern, wenn es Zeit wird, zu Mrs Marstons Zusammenkunft aufzubrechen."
    „Ach, ja", sagte Lady Vickers und kam stöhnend auf die Füße. „Eine schrecklich langweilige alte Schwätzerin, aber man tafelt bei ihr immer vortrefflich."
    Annabel und Louisa standen auf, als ihre Großmutter hinausging. Sobald sie draußen war, sanken sie wieder auf ihren Platz zurück, und Louisa fragte: „Was ist passiert, während ich weg war?"
    Annabel seufzte schwach. „Ich nehme an, du meinst Lord Newbury?"
    „Ich war nur vier Tage in Brighton." Louisa warf einen raschen Blick zur Tür, um sich zu vergewissern, dass niemand in der Nähe war, und fuhr dann in dringlichem Flüsterton fort: „Und jetzt will er dich heiraten?"
    „Direkt gesagt hat er es noch nicht", erwiderte Annabel, was eher ein frommer Wunsch war als die Wahrheit. Den Aufmerksamkeiten nach zu urteilen, die Lord Newbury ihr in diesen vier Tagen erwiesen hatte, würde er Ende der Woche nach Canterbury aufbrechen, um sich dort eine Sondergenehmigung zu holen.
    „Kennst du seine Geschichte?", fragte Louisa.

    „Ich glaube schon", erwiderte Annabel. „Teilweise zumindest."
    Gewiss nicht so gut wie Louisa. Louisa war in ihrer zweiten Saison, und vor allem war sie in diese Welt hinein-geboren. In Annabels Stammbaum mochte zwar ein Großvater vertreten sein, der Viscount war, aber sie war durch und durch Tochter eines Landedelmannes. Louisa hingegen hatte jeden Frühling und Sommer ihres Lebens in London verbracht. Ihre Mutter - Annabels Tante Joan - war vor einigen Jahren gestorben, doch der Duke of Fenniwick hatte mehrere Schwestern, die alle eine führende Rolle in der Gesellschaft spielten. Louisa mochte schüchtern sein und die Letzte, von der man erwarten würde, dass sie Klatsch verbreitete, aber sie wusste einfach alles.
    „Er braucht dringend eine Frau", sagte Louisa.
    Annabel zuckte mit den Schultern, selbstkritisch, wie sie hoffte. „Ich brauche ja auch dringend einen Mann."
    „So dringend wohl nicht."
    Annabel widersprach nicht, doch sie wusste, wenn sie sich nicht bald gut verheiratete, war nicht abzusehen, was aus ihrer Familie würde. Reich waren sie nie gewesen, aber zu Lebzeiten ihres Vaters waren sie immer zurechtgekommen. Sie war sich nicht sicher, wie sie es sich hatten leisten können, alle vier Brüder aufs Internat zu schicken, doch sie waren alle in Eton, um dort standesgemäß erzogen zu werden, genau, wie es sein sollte. Annabel wollte nicht schuld daran sein, dass sie das Internat verlassen mussten.
    „Seine Frau starb vor einigen Jahren, wann genau, weiß ich nicht", fuhr Louisa fort. „Aber das hatte nichts zu bedeuten, da er bereits einen vollkommen gesunden Sohn hatte.
    Und dieser Sohn hatte wiederum zwei Töchter, was bewies, dass die Frau nicht unfruchtbar war."
    Annabel nickte und fragte sich, warum immer die Frau diejenige sein sollte, die unfruchtbar war. Konnte ein Mann nicht auch zeugungsunfähig sein?
    „Doch dann starb sein Sohn. An einem Fieber, glaube ich."
    Diesen Teil kannte Annabel bereits, doch war sie sicher, dass Louisa mehr als sie wusste, und so fragte sie: „Hat er denn keinen anderen Erben? Es muss schließlich irgendwo einen Bruder oder Vetter geben."
    „Er hat einen Neffen", erklärte Louisa. „Sebastian Grey. Aber Lord Newbury hasst ihn."
    „Warum?"
    „Weiß ich nicht", meinte Louisa und zuckte mit den Schultern. „Keiner weiß warum. Vielleicht Eifersucht? Mr Grey ist furchtbar attraktiv. Die Frauen liegen ihm alle zu Füßen."
    „Das würde ich ja zu gern sehen", murmelte Annabel und stellte

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