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Rendezvous im Hyde Park

Rendezvous im Hyde Park

Titel: Rendezvous im Hyde Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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Vor ein paar Jahren
    Er konnte nicht schlafen.
    Das war nichts Neues. Man hätte meinen können, er hätte sich inzwischen daran gewöhnt.
    Aber nein, Sebastian Grey schloss jede Nacht die Augen in der Erwartung, einschlafen zu können. Warum auch nicht?
    Er war geistig wie körperlich völlig gesund und munter. Es gab keinerlei Grund, warum er nicht schlafen können sollte.
    Er konnte es aber nicht.
    Allerdings nicht immer. Manchmal - er hatte keine Ahnung, woran es lag - entschlummerte er selig, sobald sein Kopf das Kissen berührte. Die übrige Zeit wälzte er sich im Bett herum, stand auf, um ein Weilchen zu lesen, trank Tee, wälzte sich wieder, setzte sich auf und sah aus dem Fenster, wälzte sich noch ein wenig, spielte mit den Wurfpfeilen, wälzte sich weiter, gab es schließlich auf und sah die Sonne aufgehen.
    Er hatte schon viele Sonnenaufgänge gesehen. Inzwischen betrachtete Sebastian sich auf diesem Gebiet sogar als Experte. Was die Sonnenaufgänge der britischen Inseln anging, konnte ihm keiner etwas vormachen.
    Unweigerlich setzte dann die Erschöpfung ein, und irgendwann nach der Dämmerung schlief er endlich ein, auf dem Bett oder in seinem Sessel und ein paar unangenehme Male auch mit dem Gesicht an die Scheiben gepresst. Es kam nicht jeden Tag vor, aber doch so oft, dass es ihm den Ruf eines Langschläfers eingetragen hatte. Das amüsierte ihn, gab es für ihn doch kaum etwas Schöneres als einen frischen und energiegeladenen Morgen, und eine befriedigendere Mahlzeit als ein herzhaftes englisches Frühstück musste erst noch erfunden werden.

    Und so übte er sich darin, mit seinem Problem so gut zu leben, wie er konnte. Er hatte es sich angewöhnt, bei seinem Vetter Harry zu frühstücken, teilweise deswegen, weil Harrys Haushälterin eine so hervorragende Morgenmahlzeit auftischte, aber auch, weil sein Vetter inzwischen mit seiner Anwesenheit rechnete. Was bedeutete, dass Sebastian in neun von zehn Fällen tatsächlich auftauchen musste. Was wiederum hieß, dass er es sich nicht mehr erlauben konnte, regelmäßig um halb acht Uhr morgens wegzusacken. Was bedeutete, dass er am folgenden Abend müder als sonst war.
    Und das wiederum hieß, dass er leichter einschlafen konnte, wenn er ins Bett kroch und die Augen schloss.
    Theoretisch.
    Nein, das ist nicht gerecht, dachte er. Es war nicht nötig, sich selbst auf die Schippe zu nehmen. Sein großartiger Plan funktionierte nicht immer, aber manchmal. Er schlief insgesamt etwas besser. Nur eben nicht in dieser Nacht.
    Sebastian stand auf, ging zum Fenster und lehnte die Stirn an die Scheibe. Draußen war es kalt, und die Kälte teilte sich ihm durch das Glas mit. Es fühlte sich gut an. Großartig. Ein lebhafter Gefühlseindruck, der ihn an seine Menschlichkeit erinnerte. Ihm war kalt, deswegen musste er am Leben sein.
    Ihm war kalt, daher brauchte er nicht unbesiegbar zu sein. Ihm war kalt, deswegen ...
    Er richtete sich auf und stieß angewidert die Luft aus. Ihm war kalt, deswegen war ihm kalt. Mehr war an dieser Sache nicht dran.
    Überrascht stellte er fest, dass es nicht regnete. Als er an diesem Abend nach Hause gekommen war, hatte es nach Regen ausgesehen. In seiner Zeit auf dem Kontinent war er recht gut darin geworden, das Wetter vorherzusehen.
    Wahrscheinlich würde es bald zu regnen anfangen.
    Er trat in die Mitte des Zimmers und gähnte. Vielleicht sollte er ein wenig lesen. Davon wurde er manchmal müde. Natürlich war die Müdigkeit nicht das Problem. Manchmal war er sogar todmüde und konnte trotzdem nicht schlafen. Er schloss die Augen, klopfte sich das Kissen zurecht, und dann ... Nichts.

    Er lag einfach da und wartete und wartete. Er versuchte, an nichts zu denken, überzeugt, dass dies der richtige Weg war. Eine leere Leinwand. Ein unbeschriebenes Blatt. Wenn er sich vom absoluten Nichts umfassen ließe, könnte er bestimmt einschlafen. Dessen war er sich sicher.
    Aber es funktionierte nicht. Denn immer wenn Sebastian Grey versuchte, sich im Nichts zu verlieren, kamen die Erinnerungen an den Krieg zurück und überfluteten ihn.
    Er sah ihn. Spürte ihn. Wieder. All die Dinge, die einmal zu erleben wahrhaftig mehr als einmal genug gewesen war.
    Und so schlug er die Augen auf. Denn alles, was er dann sah, war ein ziemlich gewöhnliches Schlafzimmer mit einem ziemlich gewöhnlichen Bett. Die Decke war grün, die Vorhänge waren golden. Sein Schreibtisch war aus Holz.
    Ruhig war es auch. Tagsüber waren die normalen Geräusche der

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