Rendezvous mit Risiko (German Edition)
Cliff ganz recht. Es kam nur selten vor, dass Männer sich um sie bemühten – und wenn doch, so waren es bestimmt keine Männer, die nichts weiter als eine leidenschaftliche Affäre suchten. Denn sexy war sie nie gewesen mit ihrer schroffen Art und ihren üppigen Formen, die so gar nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprachen. Männer, die sie ihrer Firmenanteile wegen heiraten wollten, gab es zu Dutzenden, aber deren Absichten waren alles andere als ehrbar oder schmeichelhaft, was zum Teil der Grund für ihre ablehnende Haltung Männern gegenüber war. Sie hatte beschlossen, unverheiratet zu bleiben, weil sie keinen Mann fand, der ihr gefiel – entweder waren sie skrupellose Mitgiftjäger oder miese Feiglinge.
Sie hatte große Hoffnungen gesetzt in Dillon, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war. Er war völlig anders als die unfähigen Narren, die Cliff sonst einstellte. Er war groß, schlank und sehr athletisch, sah aber nicht so aus, als hätte er sich diese Muskeln in einem Fitnessstudio erworben, sondern eher bei harter körperlicher Arbeit irgendwo im Freien. Und er trug ein sehr starkes Selbstvertrauen zur Schau, als verfügte er über eine Wachsamkeit, die den meisten Männern fremd war.
Er besaß die Art von Stärke, angesichts derer die meisten Frauen sich klein und hilflos vorkamen. Doch Virginia fühlte sich davon nicht bedroht – es gab nichts, was ihr noch Angst machte. Sie war als pummeliges, unscheinbares Kind aufgewachsen und hatte schon frühzeitig gelernt, zu kämpfen für alles, was sie wollte, einschließlich der Zuneigung ihrer Eltern. Den Weg in die Firma und in das Vertrauen ihres Vaters hatte sie sich erzwungen. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern und den Machtkämpfen, die darauf gefolgt waren, gab es kaum noch etwas, was ihr Angst einjagen konnte – nicht einmal Dillons Annäherungsversuche.
Leider hatte er sich als ziemliche Enttäuschung erwiesen, genau wie all die anderen. Ein Wort von ihr, und er überschlug sich, um sie nicht zu verärgern. Warum konnte sie nicht einmal einen Mann finden, der sich nicht von ihr einschüchtern ließ?
Sie war enttäuscht über sein mangelndes Durchsetzungsvermögen, aber nicht genug, um die Affäre zu beenden. Mit ein bisschen Glück würde Dillon sie vielleicht noch überraschen, sobald er merkte, dass sie bei Weitem nicht so herrisch war, wie ihr Verhalten vermuten ließ.
„Hey, Virginia! Hörst du mir überhaupt zu?“ Cliff betrachtete sie prüfend. „Was beschäftigt dich, dass du so zerstreut bist?“
Virginia seufzte. „Ich bin nicht in der Stimmung für deinen Sarkasmus, Cliff. Solltest du dich nicht lieber um deine Gäste kümmern?“
„Das wollte ich gerade dir sagen. Wir haben wichtige Geschäftsfreunde zu Gast.“
„Ach ja? Wie deine persönliche Assistentin? Ich habe gesehen, wie Laura dir gehorsam nachgelaufen ist. Wahrscheinlich sucht sie dich bereits.“
Cliff versteifte sich. „Miss Neil geht dich nichts an.“
Im Grunde genommen interessierte es Virginia nicht, was Cliff mit seiner Freizeit oder seiner Sekretärin tat, obwohl sie den Verdacht hatte, dass er Laura nur befördert hatte, um sie in sein Bett zu kriegen. Aber obwohl sie es nicht guthieß, war es nicht ihre Sache, und so zuckte sie die Schultern. „Du hast recht. Was willst du von mir, Cliff?“
„Ich möchte wissen, was es so Wichtiges dort draußen gab, dass du deine Pflicht vernachlässigst.“
„Wie oft muss ich es dir noch sagen, Cliff? Mein Privatleben geht dich nichts an. Hör auf, mich zu bevormunden, oder du wirst die Folgen tragen müssen.“
Wie nicht anders zu erwarten war, kniff Cliff die Lippen zusammen und wandte sich ab und ging. Es war eine Schande, dass er zuerst geboren war. Und eine noch größere Schande, dass ihr Vater geglaubt hatte, die Firma brauche einen Mann als Leiter, obwohl es Cliff an Rückgrat mangelte, an Intelligenz und an Geschäftssinn. Nur weil sie mit Sportartikeln handelten, hatte ihr Vater ihn als Mann für den geeigneteren Geschäftsführer gehalten.
Dabei hatte Virginia die besseren Voraussetzungen für diese Aufgabe. Sie hatte das Geschäft von der Pike auf gelernt, aber ganz gleich, wie tüchtig sie auch war, sie war kein Mann, und das war das Wichtigste für ihren Vater. Wenigstens hatte er genügend Voraussicht besessen, ihr die Aktienmehrheit zu überlassen. Sie war nicht die Präsidentin, und sie mischte sich auch nicht oft in die Geschäftsabläufe ein, aber größere Entscheidungen konnten nicht
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