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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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als die Plasmakanone scheppernd zu Boden
fällt, bäumt sich Mutters Strafe noch einmal in mir auf: Unerträgliche
Schmerzen schießen durch meinen Schädel; es fühlt sich an, als würden Hunderte
von Bienen in mein Gehirn stechen. Keuchend schließe ich die Augen, umklammere
meinen Kopf und sinke auf die Knie. Das Summen der Bienen übertönt zunächst
jedes andere Geräusch, doch dann lässt es langsam nach, und durch das
undeutliche Brummen hindurch vernehme ich Gavins klar verständliche Stimme. Er
drückt mich fest an seine Brust, während ich in Tränen ausbreche. »Ich liebe
dich auch«, schluchze ich. Und endlich verschwindet auch der letzte Schmerz in
meinem Kopf.
    Ich halte Gavin so
fest, als müsste ich mich davon überzeugen, dass er wirklich hier ist. Erst
dann drücke ich ihm einen Kuss auf die Lippen. »Du bist wahnsinnig. Ich hätte
dich schon allein aus Versehen erschießen können.« Ich bedecke sein Gesicht mit
Küssen. Dann landen seine Lippen auf meinen, und er murmelt: »Das war es wert.«
    Plötzlich knallt es
hinter uns, und als wir uns umdrehen, sehen wir, dass etwas von außen gegen die
verriegelte Tür prallt. Beim nächsten Knall entsteht sogar eine Delle.
    Â»Sie kommen«,
flüstere ich.
    Â»Schnell.« Gavin
hilft mir auf und zieht mich zum Schaltpult. »Du musst die U-Boote
bereitmachen. Wie kriegen wir den Durchgang zu ihnen auf?«
    Ich starre auf die
blinkenden Lichter, die Hebel und Knöpfe. Dann schließe ich die Augen und
versuche, mich an die entsprechende Ausbildungseinheit zu erinnern, aber
irgendetwas stimmt nicht. Die Erinnerungen an meine Vollstreckerinnenzeit, die
gerade noch so klar waren, verblassen. Sensorfeld,
Sensorfeld, Sensorfeld , flüstert meine innere Stimme – aber ich weiß
nicht, was das bedeuten soll.
    Frustriert schlage
ich auf das Schaltpult. »Ich … ich habe keine Ahnung.« Verloren, besiegt. Wir
werden hier sterben, und das nur, weil ich mich nicht erinnern kann. Mutters
letzter Streich war doch noch erfolgreich. Ihre Stimme ist zwar aus meinem Kopf
verschwunden, aber dieser Sieg hatte einen furchtbaren Preis – meine
Erinnerungen.
    Bumm! Als ich mich umdrehe, entdecke ich
den Spalt in der Tür, durch den sich bereits einzelne zierliche Finger
schieben. Sie packen die Ränder der beiden Türflügel und fangen an, sie
gewaltsam aufzuschieben.
    Â»Beeilung, ihr
Idioten, sonst entkommen sie noch!«, schreit Mutter. Mir läuft ein Schauer über
den Rücken. Sie ist hier! Dort, auf der anderen Seite der Tür. In Begleitung
ihrer Elite-Vollstreckerinnen. Nur die sind stark genug, eine solche Tür
aufzubrechen. Es klingt so, als hätte sie alle Vollstreckerinnen mitgebracht,
die ihr noch geblieben sind.
    Voller Entsetzen
starre ich auf die kleinen Hände, unter deren Druck die Tür inzwischen so weit
aufgegangen ist, dass sich schmale, muskulöse Arme durch den Spalt schieben.
Die Tür öffnet sich ein weiteres Stück, und hinter ihr sehe ich Mutter, umgeben
von mindestens einem halben Dutzend Vollstreckerinnen.
    Als Mutter mich
erblickt, verschwindet ihre finstere Miene und sie lächelt. »Komm schon,
Evelyn, du hattest deinen Spaß, aber nun ist es auch gut. Du willst doch gar
nicht an die Oberfläche.« Sie streckt ihren Arm durch den Spalt nach mir aus.
»Du musst keine Angst vor mir haben, Evelyn. Ich habe dich gerettet. Ich habe
dich zu meiner Tochter gemacht, weil ich dich liebe. Nimm einfach meine Hand,
dann werde ich dir helfen. Du kannst mir vertrauen.«
    Ihre Worte sind wie
heilsamer Regen. Doch kann ich ihr vertrauen? Abwägend sehe ich sie an. Dann
mache ich einen Schritt auf sie zu, um ihre Hand zu ergreifen. Schließlich ist
sie meine Mutter.
    Plötzlich werde ich
gepackt, angehoben und herumgewirbelt. Schreiend und tretend versuche ich, mich
zu befreien. »Schhhh, ich bin’s nur«, sagt Gavin direkt neben meinem Ohr. Er
umarmt mich fest und drückt mir einen Kuss auf die Schläfe – und sofort lichtet
sich der Nebel, der sich durch Mutters Worte in meinem Gehirn ausgebreitet hat.
Jetzt weiß ich wieder ganz genau, warum ich ihr nicht trauen kann.
    Â»Gavin«, flüstere
ich dankbar.
    Â»Hör nicht auf ihn,
Evelyn.«
    Ein pulsierender
Schmerz breitet sich aus, als durch ihre Stimme wieder einige tief sitzende
Schalter in meinem Kopf umgelegt werden. Vor meinen Augen

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