Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
Die ultimative Frau
Sie ist bekannt wie sonst nur große deutsche Marken wie Daimler oder Volkswagen. Nach einer Forsa-Umfrage, die der „Stern“ 2009 in Auftrag gab, kennen 96% der Deutschen Heidi Klum. Gibt man ihre Berufsbezeichnung auf Wikipedia ein, erhält man zahlreiche Angaben: Model, Schauspielerin, Fernsehmoderatorin und Fernsehproduzentin, Geschäftsfrau, Künstlerin, Modeschöpferin und „gelegentliche Sängerin“. Diese Beschreibung kann das, wofür die Marke Heidi Klum heute aber steht, nur unzureichend erfassen. Sie ist ein Gesamtkunstwerk, das vor allem aus einem Bild des Menschen Heidi Klum besteht. Ob dieses künstlich oder natürlich, ob es kalkuliert oder zufällig entstanden ist, kann nicht immer zweifelsfrei unterschieden werden. Doch das Gesamtkunstwerk Heidi Klum überzeugt. Es ist das Bild einer dynamischen, lebenslustigen Frau, die beruflichen Erfolg und privates Glück auf beeindruckende Art und Weise miteinander verbinden kann. Ein Weltstar ohne Allüren, der sich mal aufgestylt in der Gesellschaft von Bill Clinton zeigt, sich aber genauso wohl in Bergisch-Gladbach in Schlabberjeans fühlt. Der Fernsehstar, der seinen Kindern die Windeln wechselt. Die Schicke, die keine Zicke ist und trotzdem 18 Millionen Dollar im Jahr verdient, wie Forbes vor einigen Jahren errechnet hat. Es gibt wenig Menschen, die die Phantasie ihrer Mitmenschen in den letzten Jahren so stark beschäftigt hat wie die adrette Bergisch-Gladbacherin, und das vor allem wegen Ihrer klassisch „deutschen“ Eigenschaften, die sonst ganz gerne belächelt werden. Kreativität, Fleiß, Humor, Sachverstand, Offenheit – all das erklärt die Marke Heidi Klum. Mittlerweile wird die Ehefrau des Sängers Seal und Mutter von vier Kindern von den Medien so akribisch beobachtet wie sonst nur große Hollywood-Stars. Wenn hollywood.tv Heidi beim Einkaufen oder beim Besuch eines Parks ablichtet, gibt es danach innerhalb weniger Wochen zehntausendfache Clicks auf YouTube . Verkündet Seal bei Oprah Winfrey eine von Heidis Schwangerschaften, ist das eine Neuigkeit, die sich im Bewusstsein der Fernsehzuschauer an Bedeutung mit einer Parlamentswahl messen kann. Wenn sich ein Modeschöpfer über die Form von Heidis Lippen äußert, hat das tagelange, alle Medien erfassende Berichte die Folge. Im April 2008 werden die Deutschen gefragt, ob sie sich Heidi als Bundesministerin vorstellen können. 47% der Befragten antworten mit Ja.
Wahrscheinlich war im Laufe der letzten zehn Jahre kein anderer Star so häufig auf den Covers von Hochglanzmagazinen zu sehen - und doch gehört gerade Heidis schönes, regelmäßiges Gesicht zu den großen Rätseln ihres Erfolgs. Denn es ist ein Gesicht, das nur in wenigen Aufnahmen sofort mit ihrem Namen in Verbindung gebracht werden kann. Heidis Ehemann Seal bringt es auf den Punkt, wenn er über das Model Heidi Klum sagt: „Wenn ich mir [ihre Bilder] anschaue, dann sehe ich nicht eine, sondern viele Frauen, und jede einzelne ist aufregend und voller Leben.“ Heidis Gesicht deckt das ganze Spektrum der Weiblichkeit ab. Das bedeutet aber auch: Sie sieht sich in den meisten Fällen, vor allem in frühen Jahren, auch nicht selbst ähnlich, hat kein eigenes, unverkennbares Gesicht. Auch heute, wenn sie einmal durchschnittlich geschminkt und normal gekleidet ist, sieht man in ihr nicht das Topmodel, sondern einen Normalo. Als Heidi im April 2009 auf dem Höhepunkt ihres Erfolges in den USA an der versteckten Kamera teilnimmt und dabei in einem Pizza-Laden an der Kasse steht, erkennt sie keiner der Kunden, und das sogar, als sie von sich behauptet, Freunde von ihr würden behaupten, sie sehe aus wie Heidi Klum. „Pah, die ist viel üppiger als du!“ Aber auch eine Frau, die sie wegen ihrer Sandalen in Beverly Hills auf der Straße anspricht, käme von selbst nie auf die Idee, einen Weltstar vor Augen zu haben. Ohne Styling ist Heidi offenbar das, was sie schon vor ihrer Karriere war und was sie eigentlich ist: Ein Mensch wie du und ich, vielleicht etwas hübscher, voller Temperament und Offenheit, mit der sie in den Köpfen der Menschen verschiedenste Projektionsflächen bedienen kann. Manche behaupten, dass deshalb gerade Heidis Durchschnittlichkeit die Wurzel der Faszination sei, die sie auf ihre Mitmenschen ausübt, und zweifelsohne gehört die Tatsache, dass sie jeden Menschen zur Identifikation einlädt, zu einem der zentralen Faktoren, die sie zur Ikone gemacht haben. Dabei sollte man aber nicht
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