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Renner & Kersting 01 - Mordsliebe

Renner & Kersting 01 - Mordsliebe

Titel: Renner & Kersting 01 - Mordsliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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erinnerte sich: Als sie gemeinsam am Kopierer standen, hatte sie ihn auch getragen und einen passenden bunten Seidenschal dazu. Warum fiel ihr das jetzt erst ein?
    Plötzlich erschien die Atmosphäre zum Zerschneiden dick. Sie bekam kaum noch Luft. Mit einer gemurmelten Entschuldigung sprang sie auf und lief nach draußen. Der Hausmeister stand am Zaun gelehnt und unterhielt sich mit Nachbarn. Er warf ihr nur einen kurzen Blick zu, als sie mit langen Schritten über den Schulhof eilte. Sie brauchte jetzt Bewegung. Hinter der Stirn pochte dumpfer Schmerz, der keinen klaren Gedanken zuließ. Um sie schien alles zu verschwimmen.
    Es dauerte lange, bis sie sich soweit beruhigt hatte, dass sie ihren hässlichen Verdacht mit kühlem Kopf durchdenken konnte. Alles deutete auf Beate hin, die Kratzer, der Mantel, ihre Vorliebe für Seidenschals und selbst ihre Hingabe an die Kinder. Sie spazierte oft durch den Westpark, wohnte sogar ganz in der Nähe und war kräftig genug, um problemlos ein Kind festhalten zu können. Es gab nichts, das für sie sprach, nicht einmal ihr Altruismus. Doch noch fehlte der endgültige Beweis. Es war nur ein Verdacht, und vielleicht – hoffentlich – war er falsch und sie unschuldig.
    Bewusst langsam ging Helga ins Lehrerzimmer zurück, wo inzwischen entschieden worden war, Jasmin Frust für eine Woche in die Parallelklasse zu schicken. Stirnrunzelnd blickte Raesfeld sie an, als ihr die Tür aus der Hand rutschte und mit einem lauten Knall ins Schloss fiel, sagte aber nichts.
    Helga Renner war froh, als die Konferenz beendet war und sie endlich gehen konnte. Kurz und etwas unhöflich verabschiedete sie sich von Angela, die sich überschwänglich für ihre Fürsprache bedankte. Doch heute konnte Helga keine Kollegin mehr ertragen. Sie hatte das Gefühl, als lägen ihre Nerven blank. Sie wollte nur noch heim, sich aufs Sofa legen und in Ruhe nachdenken. Dabei wusste sie genau, dass Denken nicht helfen würde. Es gab nur eine Möglichkeit. Allein die Polizei konnte den letzten, endgültigen Beweis erbringen. Helga musste mit Kersting sprechen und ihm alles erklären. Der würde Frau Paukens verhaften, man würde ihr Blut für einen DNA-Test abnehmen, und damit wäre der Fall erledigt. Und wenn sie, Helga, nun doch die Falsche verdächtigte?
     
    Sie musste sich erst mit mehreren Tassen Earl Grey stärken, bevor sie am frühen Abend genügend Mut fand, Kersting anzurufen. Seit seinem Besuch in der Schule hatten sie sich nicht mehr gesehen, und am Wochenende hatte sie vergeblich versucht, ihn zu erreichen – nicht nur, um ihn von ihren und Ilses Schlussfolgerungen zu unterrichten.
    Er hielt sich noch im Büro auf, was das Gespräch nicht leichter machte, da sie nicht wusste, ob sein Kollege zuhörte.
    „Sag mal”, fragte sie nach kurzer Begrüßung, „in der Zeitung steht, dass ihr die Täterin mit Hilfe einer DNA-Analyse überführen könnt, stimmt das?”
    „Das ist richtig.” Seine Bestätigung enthielt einen fragenden Unterton.
    „Erklärst du mir, wie das funktioniert? Ich meine, wenn ihr eine Verdächtige habt, was braucht ihr dann noch?” Sie verhaspelte sich und merkte, dass sie gar nicht so harmlos klang wie gewünscht.
    „Warum fragst du?”
    „Reine Neugier.” Das nun folgende Schweigen drohte unangenehm zu werden.
    „Ich mache mir Sorgen um die Kinder, und ich dachte …
ich hoffte, du würdest mir von euren Fortschritten berichten.”
    „Wir können uns Morgen treffen, und ich erzähle dir, was ich über das Verfahren weiß.”
    Sie hatte zum Telefon gegriffen, weil sie geglaubt hatte, ihn so leichter zu einer Analyse überreden zu können, ohne die Eigentümerin der Probe zu nennen, die sie besorgen wollte.
    „Hast du etwa einen Verdacht?”, fragte er plötzlich misstrauisch.
    „Wie kommst du denn darauf?” Helga versuchte, unschuldig entrüstet zu klingen, aber so ganz schien ihr das nicht zu gelingen. Verflixt, das Gespräch verlief anders als geplant.
    „Ohne Grund würdest du nicht im Büro anrufen”, sagte er ruhig und ohne auf ihre Proteste zu achten. „Also, was ist los? Wer, glaubst du, ist es?”
    Helga wusste nur, dass sie Beates Namen auf keinen Fall erwähnen wollte – noch nicht. Erst musste sie absolut sicher sein.
    „Zugegeben”, sagte sie deshalb, „ich habe einen Verdacht, aber er ist so unglaublich, dass ich ihn nicht aussprechen möchte. Wenn ich dir ein Haar besorge, kannst du dann einwandfrei feststellen lassen, ob die Betreffende die

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