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Renner & Kersting 01 - Mordsliebe

Renner & Kersting 01 - Mordsliebe

Titel: Renner & Kersting 01 - Mordsliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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sich an und würgte einen Kaffee hinunter. Sie quälte sich in ihr Auto und fuhr langsam am Westpark vorbei in das Neubaugebiet. Vor einem Haus standen zwei Polizeiwagen. Unentschlossen biss Helga auf ihre Unterlippe bis sie Blut schmeckte, dann hielt sie an. Gerade wurde die Kollegin von zwei Uniformierten zum Auto geführt, während andere das Haus betraten. Mehr wollte Helga gar nicht sehen. Viel zu schnell preschte sie durch die Straße und weiter zur Schule. Sie erinnerte sich nicht mehr, was sie dem Rektor gesagt hatte, doch irgendwie schien plötzlich jeder zu wissen, was geschehen war.
    Auf dem Schulhof sammelten sich Gruppen von Eltern und kannten nur ein Thema. Natürlich. Vor ihren lautstarken Vorwürfen – die Kollegen hätten doch etwas merken müssen! – flüchteten diese ins Lehrerzimmer. Dort herrschten Unglauben und Fassungslosigkeit.
    „Wer übernimmt denn jetzt die Vertretung? Wer geht in Frau Paukens’ Klasse, in die 3a?” Niemand hörte auf die jammernde Stimme des Rektors. Niemand interessierte sich für den Vertretungsplan. Zum ersten Mal blieb der Kopierer vor Unterrichtsbeginn unbenutzt. Jeder dachte ausschließlich an Frau Paukens und was sie bewogen hatte, so Schreckliches zu tun.
    „Das macht der Schulalltag, der Druck von oben, die dauernden Vorwürfe und das mangelnde Verständnis der Eltern, dazu die Unverschämtheiten der Bälger, denen wir ständig ausgesetzt sind. Keine Politesse braucht sich die Schimpfwörter bieten lassen, die wir uns tagtäglich anhören müssen. Ist doch kein Wunder, dass die Frau übergeschnappt ist.” Das kam natürlich von Frau Stellmann, nicht laut, aber deutlich genug, dass die Nahestehenden es mitbekamen. Mit verschränkten Armen lehnte sie am Bücherregal.
    „So ein Quatsch!”, rief Reiser und schaute die ältere Kollegin böse an.
    „Also wirklich, Frau Stellmann, das würde ja bedeuten, dass wir alle in der Gefahr schweben, eines Tages verrückt zu werden. Und dagegen möchte ich mich doch entschieden verwehren. Frau Paukens ist eine Kriminelle, eine Mörderin, mit der ich nicht in einem Atemzug genannt werden möchte.” Linda Kolczewski sprach laut und akzentuiert.
    „Ich verstehe es einfach nicht. Sie liebte ihre Arbeit, und sie mochte Kinder.” Frau Meierfelds Stimme klang zart und hilflos.
    „Meine Damen, Herr Kollege!” Rektor Raesfeld versuchte vergeblich, sich Gehör zu verschaffen. „Bitte denken Sie an den Ruf der Schule. Falls Journalisten auftauchen sollten oder die Polizei noch Fragen haben sollte … bitte denken Sie bei allem, was Sie sagen, an die Schule. Verweisen Sie immer wieder darauf, dass ihre Krankheit sich langsam entwickelte und wir daher gar nichts bemerken konnten. Wir müssen uns ganz besonders anstrengen, um das Vertrauen der Eltern wieder zu gewinnen! Ich bitte um Vorschläge, was wir tun können, um uns von Frau Paukens zu distanzieren. Ich werde gleich zum Schulamt fahren und mit der Verwaltung reden, wie wir uns der Presse gegenüber verhalten sollen.”
    „Typisch, er denkt nur an den Ruf der Schule. Für die arme Frau interessiert er sich überhaupt nicht.” Angela Steinhofer ordnete einen Stapel Arbeitshefte immer wieder neu.
    „Wieso sagst du arme Frau? Immerhin ist sie eine Mörderin.”
    „Ich glaube nicht, dass es aus Bosheit geschah. Es muss einen Grund geben, weshalb sie plötzlich durchdrehte. Außerdem wissen wir nicht mit Sicherheit, ob sie die Täterin ist. Schließlich kann auch die Polizei irren.”
    Schockiert starrten die Kolleginnen Frau Steinhofer an. Daran hatte noch niemand gedacht. Vermutungen und Gerüchte wurden ausgetauscht. Genaues wusste keiner. Und Helga hütete sich, auch nur ein Wort zu sagen.
    „Wer vertritt denn nun die Paukens ?” Rektor Raesfeld klang immer verzweifelter. „Es muss sich doch jemand um die Klasse kümmern, und ich muss dringend zum Schulamt. Von mir wird eine Erklärung erwartet. Dabei verstehe ich gar nicht, wieso? Woher soll ich wissen, was mit der Frau los ist? Sie war seit mehr als fünf Jahren an dieser Schule und … und bis dato eine untadelige Lehrerin.”
    „Frau Meierfeld ist frei. Würden Sie die Klasse allein übernehmen, Frau Meierfeld?” Elli Goppel mischte sich energisch wie immer ein und sorgte allmählich für Ordnung.
    Heute brachte jeder den Unterricht mehr schlecht als recht hinter sich. Sie waren alle erleichtert, als es zum Schulschluss schellte und sie nach Hause konnten. So unwohl hatten sich die Kolleginnen und der Kollege

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