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Reptilia

Reptilia

Titel: Reptilia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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mich, was diese dunklen Worte zu bedeuten hatten. Der Whisky war wie zu erwarten ausgezeichnet. Weich und ölig rann er die Kehle hinab und erzeugte im Magen eine wohlige Wärme.
    »Nun, David, erzählen Sie. Wie gefällt Ihnen das Leben an der Universität? Ist es immer noch dieselbe Mühle wie zu meiner Zeit?«
    Ich blickte verlegen in die Runde. »Das zu beurteilen, fällt mir schwer, Madam, aber ich denke, es hat sich nicht viel verändert, seit Sie studiert haben. Es ist eine sehr träge Institution für jemanden, der etwas bewegen möchte. Immerhin durfte ich vor kurzem meine erste Gastvorlesung über intrazelluläre Signalwege halten. Ein gewaltiger Durchbruch.«
    Lady Palmbridge wandte sich an Maloney, der mich mit einer Mischung aus Skepsis und Belustigung anschaute.
    »Zu Ihrer Information, mein lieber Stewart: David strebt eine Professur am Imperial College in London an. Das Imperial College ist die zweitbeste Eliteuniversität Englands, wohlgemerkt. Noch vor Oxford, aber leider hinter Cambridge.«
    »Nun, ich hoffe, dass wir diesen Missstand in den nächsten Jahren beheben werden«, warf ich augenzwinkernd ein.
    »Da bin ich mir sicher. David hat übrigens über ein Thema aus der strukturellen Biologie promoviert, ein sehr viel versprechender neuer Forschungszweig aus dem Bereich der Genetik. Wenn wir mehr Zeit haben, würde ich mich mit Ihnen darüber gern noch ausführlich unterhalten.«
    »Mit Vergnügen«, entgegnete ich und nahm einen weiteren Schluck. Währenddessen fuhr Mrs. Palmbridge fort: »David tritt in die Fußstapfen seines Vaters, einem der großartigsten Taxonomen und Artenkundler, der je gelebt hat. Mit dem Unterschied, dass Ronald ein Weltenbummler war. Ihn zog es hinaus, er musste immerzu unterwegs sein. Ich habe noch nie einen so rastlosen Menschen erlebt wie ihn. Mein Mann und er waren Kollegen. Die beiden haben, so viel darf ich ohne falsche Bescheidenheit hinzufügen, wichtige Grundlagenforschung betrieben. Doch genug von der Vergangenheit und zurück zu Ihnen, David. Sie scheinen so ganz anders veranlagt zu sein.«
    »Stimmt«, gab ich unumwunden zu. »Vater hat mich lang genug um den halben Erdball geschleift, dass ich mir darüber klar werden konnte, dass dies nicht das Leben ist, was mir vorschwebt. Ich halte mich am liebsten in meinem Labor auf, mache die Tür hinter mir zu und forsche in Ruhe.«
    Lady Palmbridge lächelte wissend, ehe sie sich wieder Maloney zuwandte. »Sie können sich nicht vorstellen, welch dorniger Pfad zwischen einer Assistentenstelle und einer Professur liegt. Einem Mann wie Ihnen, der aus der Feldforschung kommt, wenn ich das so formulieren darf, muss die Universität vorkommen wie ein fremder Planet.«
    »Für mich wäre das nichts«, brummte Maloney in sein Glas. »Bei allem Respekt, aber ich halte es da eher mit ihrem Vater, Mr. Astbury. Ich brauche frische Luft in den Lungen und Adrenalin im Blut. Mit Büchern und Vorlesungssälen kann ich nichts anfangen.«
    »Interessant«, hakte ich mit leicht bissigem Unterton nach. »Was für eine Art Feldforschung betreiben Sie denn?«
    »Mr. Maloney und sein Assistent sind zwei der besten Großwildjäger auf diesem Planeten«, schaltete sich Lady Palmbridge ein und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu: »Sie sind sozusagen dafür zuständig, dass den Universitäten ihre Untersuchungsobjekte nicht ausgehen. Sie gehören zu den wenigen Menschen, die jemals ein lebendes Okapi in freier Wildbahn gesehen und gefangen haben. Was, würden Sie sagen, war der schwierigste Fang Ihres Lebens, Mr. Maloney?«
    Maloney zögerte, und ich sah, wie seine Kaumuskulatur unter der perfekt rasierten Haut arbeitete. Er schien unentschlossen zu sein. Schließlich sagte er: »Das war vor drei Jahren auf Borneo, in der Nähe von Ketapang. Ein sechs Meter langes Leistenkrokodil, ein unglaubliches Monstrum. Für ein lebendes Exemplar dieser Größenordnung bekommt man heute auf dem freien Markt umgerechnet eine halbe Million Dollar. Es sah aus wie der Gott der Krokodile.«
    »Stammen daher die Verletzungen?« Ich deutete auf seine Unterarme.
    »Nein«, sagte er. Für einen kurzen Moment glaubte ich wieder dieses Funkeln in seinen Augen zu bemerken, dann fuhr er fort: »Ich hatte dem Biest drei Betäubungsgeschosse in den Bauch gejagt. Es schlief wie ein Baby, jedenfalls glaubten wir das. Wir wollten es gerade mit einer aufwendigen Hebevorrichtung aus dem Wasser in eine Holzkiste hieven, als es aufwachte, sich befreite und wild um sich

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