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Reptilia

Reptilia

Titel: Reptilia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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brennt. Ich spüre, dass Ihnen dort unten etwas widerfahren ist, was Sie zu einem anderen Menschen hat werden lassen. Ein Gefühl übrigens, das ich bei der Lektüre des Tagebuchs meiner Tochter auch hatte. Ich weiß nicht, was es ist, und ich will es auch nicht wissen, aber es muss ein sehr starkes Gefühl gewesen sein. Der letzte Wunsch meiner Tochter lautete, den See und sein Geheimnis wieder in Vergessenheit geraten zu lassen. Ich habe vor, diesem Willen zu entsprechen.«
    Ich wagte kaum zu glauben, was ich da eben gehört hatte. »Und was wird aus dem Projekt?«
    Ihr Mund wurde schmal. »Das Projekt starb im selben Augenblick, in dem meine Tochter zum letzten Mal die Augen schloss. Genau genommen war es immer ihre Idee gewesen, und außerdem …«, sie zuckte mit den Schultern, »… bin ich in der Zwischenzeit zu der Überzeugung gelangt, dass wir der Natur ihren Lauf lassen sollten. Es ist tröstlich zu wissen, dass der Prozess der Evolution immer noch funktioniert und sich das Leben weiterentwickelt. Auch über den Menschen hinaus.«
    Lady Palmbridge griff in die Tasche ihrer Jacke und zog ein kleines Kühlgefäß heraus, das die letzte blutgefüllte Ampulle enthielt, den einzigen Beweis für den Wahrheitsgehalt unserer Geschichte. » Nehmen Sie sie«, sagte sie und drückte mir die Ampulle in die Hand. Dann schloss sie meine Finger. »Ich brauche sie nicht mehr. Machen Sie damit, was Sie wollen.«
    Sie straffte die Schultern. »Und nun zu der versprochenen Professur, David. Sind Sie sicher, dass Sie mein Angebot nicht annehmen wollen? Ich habe es Ihnen versprochen, und ich halte meine Versprechen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Vielen Dank, ich weiß das wirklich zu schätzen, aber ich muss leider ablehnen. Ich habe auf der Reise meine eigenen Kräfte kennen gelernt und vertraue darauf, dass ich es auch ohne fremde Hilfe schaffen werde.«
    »Davon bin ich überzeugt. Ich würde mein Angebot daher gern an Mademoiselle n’Garong weiterreichen. Es wird dem alten Ambrose zwar nicht gefallen, aber ich denke, er wird es überleben. Wären Sie damit einverstanden?«
    »Von Herzen gern«, sagte ich und beobachtete voller Vergnügen, wie Elieshis Unterkiefer langsam herunterklappte. So sprachlos hatte ich sie noch nie erlebt.
    »Gut, dann wäre das geklärt«, sagte Lady Palmbridge. »Zwei Millionen Dollar zum Schutz der kongolesischen Nationalparks und zur Unterstützung des Animal Listening Projects. Mit Ihnen in einer Führungsposition, Elieshi. Einverstanden?«
    »Ich …«, war alles, was die Biologin herausbrachte. Es dauerte einen Moment, bis die Nachricht zu ihr durchgedrungen war, doch dann hob sie die Arme in den Himmel und stieß einen Freudenschrei aus. Sie tanzte an der Klippe entlang, dass wir schon Sorge hatten, sie würde abstürzen, doch nach einer Weile hatte sie sich so weit beruhigt, dass sie wieder sprechen konnte. » Danke, Lady Palmbridge«, sagte sie, noch immer außer Atem. »Das ist umwerfend. Sie wissen gar nicht, was das für mich und mein Land bedeutet.«
    »Bedanken Sie sich lieber bei David, dass er so selbstlos auf das Geld verzichtet hat«, entgegnete die Lady. Lachfältchen spielten um ihre Augen. »Nehmen Sie es mir nicht übel, David, aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr gewinne ich den Eindruck, dass das Geld bei Elieshi viel besser angelegt ist. Ich weiß nichts über den Kongo und würde ihn gern einmal persönlich kennen lernen. Sie haben doch hoffentlich nichts dagegen, wenn ich Sie von Zeit zu Zeit mal besuche?«
    Die Biologin strahlte übers ganze Gesicht. »Jederzeit. Wann immer Sie wollen. Das gilt übrigens für alle Anwesenden. Oh Mann, ich kann es kaum erwarten, heimzukehren und allen von dieser guten Nachricht zu erzählen. Ich wette, es gibt ein Freudenfest, das man bis nach London hören wird.«
    Lady Palmbridge nickte und sagte: »Schön, dann ist das also auch geklärt. Bitte entschuldigen Sie mich, aber ich würde mich jetzt gern zurückziehen. Sie bleiben doch noch bis morgen, oder?«
    Ich nickte. »Wenn wir dürfen. Danach möchten wir noch ein paar Tage an der Westküste verbringen und uns von den Strapazen der Reise erholen.«
    »Betrachten Sie sich als meine Gäste«, erwiderte die Lady. »Hiller wird sich um alles kümmern und Ihnen eine interessante Tour zusammenstellen. Schön, dann bis heute Abend zum Dinner.« Sie entfernte sich mit langsamen Schritten und ließ uns allein zurück.
    Kaum war sie im Haus, redeten wir alle durcheinander, am

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