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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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verbunden hat, heruntergespielt und sind sogar während entscheidender zehn Tage verschwunden. Wir erwarten jetzt Ihre uneingeschränkte Kooperation. Andernfalls könnten wir uns überlegen, Anklage wegen Behinderung laufender Ermittlungen zu erheben.»
    «Aber Sie können doch nicht …»
    «Noch einen Augenblick, Miss Anderson. Lassen Sie mich ausreden. Wir verlangen heute eine exakte Schilderung des Todes von Carol Truman von Ihnen – und weitere Angaben. Sie möchten vielleicht einen Anwalt dabeihaben, aber ich muss Sie warnen. Angesichts der Verzögerungen und Unannehmlichkeiten, die Sie uns schon bereitet haben, sowie der Dringlichkeit unserer Ermittlungen werden wir keine weitere Zeitverschwendung akzeptieren. Und jetzt», Cooper klang völlig emotionslos, «dürfen Sie sprechen.»
    Octavia Anderson sah ihn mit offenem Mund an. Drehte sich zu Fenwick um, zuckte aber sichtlich zusammen, als sie seine erbarmungslose Miene sah. Die Polizisten schwiegen beharrlich. Da er sie mit neuen Augen sah, war Fenwick klarsichtig – und mit Verspätung auch objektiv – genug, trotz ihres offensichtlichen Schocks die Berechnung in ihren Augen zu erkennen. Wo er einst vermutet hätte, dass sie verletzt und bestürzt sei, konnte er jetzt die eiserne Beherrschung sehen, mit der sie ihre Emotionen unter Kontrolle hielt. Er war ein Narr, dass er sich je der Täuschung hingegeben hatte, sie könnte ihn brauchen. Ohne Rücksichtslosigkeit und Entschlossenheit wäre sie die Karriereleiter niemals so weit hinaufgestiegen, wie groß ihr Talent auch sein mochte.
    Er spürte einen leichten, hartnäckigen Schmerz. Dies alles würde ihm mehr wehtun, als er geglaubt hatte. Aber auch er war zu eiserner Selbstbeherrschung fähig, und er hatte zu viel Übung darin, Herr seiner Gefühle zu sein, als dass er sich jetzt einen Schnitzer geleistet hätte. Der Anflug von Mitleid erstarb, ehe er den ersten Atemzug getan hatte.
    «Das alles kommt ziemlich überraschend, Sergeant. Ich – ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll. Ich … sollte ich vielleicht meinen Anwalt anrufen? Ich bin nicht sicher.»
    «Das bleibt ganz Ihnen überlassen, Miss, aber entscheiden Sie sich schnell, wir haben es eilig.»
    Sie versuchte es noch einmal mit Verwirrung, dann kamen die Tränen, und dann ging ihr auf, dass sie auf sich allein gestellt war.
    Nun war Fenwick an der Reihe. «Octavia.» Er suchte noch nach dem richtigen Tonfall, versöhnlich, aber fest entschlossen. «Es war ein ziemlicher Schock, ich weiß, aber Sie müssen mit uns reden. Es ist sehr wichtig, und wenn Sie sich weigern, könnten wir tatsächlich gezwungen sein, Sie aufs Revier mitzunehmen.»
    Das verwirrte sie noch mehr. Offensichtlich suchte sie in seinem Gesicht nach Spuren von Berechnung, fand aber keine.
    «Also gut. Aber wollen Sie sich nicht bitte setzen? Es wird eine lange Geschichte.»
    Sie schilderte die Ereignisse, die zu Carols Tod geführt hatten, nahezu genau so wie in ihrer ursprünglichen Aussage, an manchen Stellen bis in die einzelne Formulierung hinein.
    «Worüber haben Sie sich auf dem Spaziergang unterhalten?» Cooper kam zur ersten ihrer abgesprochenen Unterbrechungen.
    «Daran kann ich mich nicht erinnern, Sergeant. Ich schätze, über alles Mögliche – Musik, Pläne für die Ferien, gemeinsame Freundinnen.»
    «Pläne für die Zukunft?»
    «Möglich, ich erinnere mich wirklich nicht. Könnten Sie das noch nach all den Jahren?»
    «Es wäre denkbar, wenn es das letzte Gespräch mit meiner besten Freundin gewesen wäre.»
    Seine Bemerkung veranlasste Anderson zu einem erschrockenen Stöhnen: «Das war unnötig, Sergeant. Warum?»
    «Weil mir nicht gefällt, dass Sie Spiele mit mir spielen, Miss Anderson. Andere aus der Gruppe erinnern sich deutlich, dass Sie eine hitzige Debatte mit Carol Truman hatten, sogar einen regelrechten Streit, bei dem es um ihre Berufswahl ging.»
    «Ich … ich weiß das wirklich nicht mehr im Einzelnen. Das sind sehr schmerzliche Erinnerungen für mich.» Ihre Stimme klang wieder tränenreich, während sie scheinbar versuchte, sich zu erinnern. «Sie haben Recht, wir hatten wahrscheinlich einen Streit, aber so etwas möchte man nicht als letztes Andenken behalten. Ich glaube, wir haben uns wegen der Musik gestritten. Ja, wegen ihrer Pläne, Musikerin zu werden. Es war ein dummer Einfall. Sie war sehr intelligent, die Klügste in der Klasse – und das alles der Musik wegen wegzuwerfen, das war verrückt!»
    «Sie haben das getan.» Fenwick

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