Requiem für einen Rockstar (German Edition)
Ferrari, ich dispensiere sie und schicke sie nach Bern zurück. Jawohl.»
«Nun regen Sie sich doch nicht so auf, Herr Staatsanwalt. Sie ist in der Tat ab und zu impulsiv …»
«Impulsiv?! Sie ist eine unanständige, unkultivierte, arrogante, launische Tussi!»
«Das würde ich so nicht unterschreiben, Herr Staatsanwalt. Ich arbeite gern mit Nadine zusammen. Sie ist sehr intelligent, denkt analytisch, hat eine gute Kombinationsgabe und bringt einen Fall sehr schnell auf den Punkt.»
«Ha! Da reden wir wohl von zwei verschiedenen Kupfers. Auf jeden Fall habe ich die Nase voll von dieser … dieser Person.»
Ferrari sah den Staatsanwalt abwartend an und trommelte erneut mit dem Kugelschreiber auf den Tisch.
«Suchen Sie sich eine neue Assistentin! Die Kupfer muss weg. Das ist mein letztes Wort.»
«Kommt nicht in Frage!», entgegnete der Kommissär ruhig, aber bestimmt.
«Was?! Ich höre wohl nicht richtig. Sie widersprechen mir?»
«Ganz richtig. Nadine bleibt! Wo führt das denn hin, wenn jemand einfach entlassen wird, nur weil Sie die Person nicht mögen. Ich habe bisher geglaubt, dass Kompetenz und Loyalität ausschlaggebend seien.»
«Das ist doch die Höhe!»
«So ist es! Das ist die Höhe! Ich verstehe, dass Sie sich über Nadine geärgert haben. Sie ist jung und forsch. Manchmal vielleicht übermotiviert. Aber das ist noch lange kein Grund, sie abzuservieren. So viele fähige Leute laufen hier im Kriminalkommissariat auch wieder nicht rum. Und Nadine ist höchst fähig. Fähiger als manch ein anderer.»
«Vorsicht, Ferrari, Vorsicht!»
Borer kniff seine Augen zusammen, während Ferrari sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte.
«Anwesende selbstverständlich ausgenommen. Oder halten Sie sich selbst für unfähig, Herr Staatsanwalt?»
«Nehmen Sie sich in Acht, Ferrari. Auch Sie können sich nicht alles erlauben. Und hören Sie mit dem blöden Kugelschreibertrommeln auf. Das macht mich ja ganz nervös.»
Der Kommissär stellte sein Kugelschreiberstakkato ein. Zumindest eine Übereinstimmung zwischen Nadine und Borer. Wenn auch die einzige.
«Nadine wird sich bei Ihnen entschuldigen. Und dann vergessen wir die Angelegenheit. Einverstanden?» Borer dachte angestrengt nach. Sekunden vergingen, einzig das leise rhythmische Klopfen eines Kugelschreibers war erneut zu vernehmen.
«Also gut. Aber ich warne Sie, noch ein solcher Auftritt und ich sorge dafür, dass sie hochkant rausfliegt. Sie werden mich nicht noch einmal umstimmen können. Haben wir uns verstanden, Ferrari?»
«Sie sind nicht zu überhören, Herr Staatsanwalt. Nun, da wir dieses Problem aus der Welt geschafft haben, kommt schon das nächste. Ich muss eine Möglichkeit finden, Nadine am Konzert der Devils einzusetzen. Backstage, versteht sich. Sie wissen nicht zufällig, wer …»
«Das ist eine Unverschämtheit! Sie wagen es …»
Borers Zorn kannte keine Grenzen. Er schlug mit der Faust auf Ferraris Tisch, dass der Aktenberg gefährlich ins Wanken kam.
«Sie wagen es, das Thema nochmals anzuschneiden? Ungeheuerlich. Wenn ich die Befugnis dazu hätte, würde ich diese … diese arrogante Kuh nicht einteilen. Unter gar keinen Umständen. Aber es liegt nicht in meiner Kompetenz.»
«Sondern?»
«Robi Hänger leitet den Einsatz.»
«Der umschwärmte Röbi?»
«Hm, genau der. Ich habe nie begriffen, was die Frauen an ihm finden.»
«Er sieht zwar nicht besonders gut aus, aber er ist ein Charmeur. Das lieben die Frauen. Nadine kann ihn bestimmt leicht um den Finger wickeln. Bestens. Damit ist das Thema wohl endgültig vom Tisch, Herr Staatsanwalt. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?»
Ferrari wartete geduldig, bis Staatsanwalt Borer sein Büro verlassen hatte. Dann suchte er die Telefonnummer von Robi Hänger heraus. Zehn Minuten später war Nadine dem persönlichen Stab von Hänger zugeteilt. Dem Backstageauftritt stand also nichts mehr im Weg. Ferrari ordnete fein säuberlich den schiefen Aktenberg und verzog unwillkürlich das Gesicht. Wie er diese Arbeit hasste. Er war einfach keine Bürowühlmaus. Den Erfinder von Akten sollte man ermorden! Am besten ermorden lassen.
Gut gelaunt erhob sich der Kommissär. Doch bevor er dazu kam, Nadine die frohe Botschaft zu verkünden, riss sie die Tür zu seinem Büro auf.
«Pfui! Du hast gelauscht, Nadine!», scherzte Ferrari. Erst beim zweiten Hinsehen bemerkte er, dass seine Assistentin aschfahl im Gesicht war.
«John ist tot!», sagte Nadine leise.
«Wer … ich verstehe
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