Requiem für einen Rockstar (German Edition)
nicht?»
«John Lauscher ist tot! Begreif doch, Francesco, John Lauscher ist tot!»
Sie hatte Tränen in den Augen. Kommissär Ferrari verstand noch immer nicht.
«John Lauscher von den Devils, der zweite Mann nach Piet Gruber, ist tot! Der Abwart vom St. Jakob-Park hat soeben angerufen. Er hat ihn tot in der Garderobe gefunden. Ermordet!»
Ferrari griff nach seiner Jacke.
«Worauf wartest du noch, Nadine. Es gibt zu tun. Dein Backstageauftritt kommt früher und anders als geplant.»
2. Kapitel
Ferrari hätte sich ohrfeigen können. Weshalb lasse ich mich immer wieder darauf ein, mit Nadine und ihrem Porsche durch die Stadt zu rasen? Vom ökologischen Standpunkt aus betrachtet, ganz zu schweigen. Das Auto war ein Geschenk ihres Vaters, Nationalrat Kupfer aus Bern, ziemlich betucht und sichtlich darauf bedacht, dass seine Tochter nicht nur vom Gehalt einer Polizeiassistentin leben musste. Der Kommissär klammerte sich am Sitz fest, als Nadine einen Gang höher schaltete.
«Angst?»
Sie lächelte ihn spitzbübisch von der Seite an.
«Nein … pass auf, der BMW hat Vortritt!»
Nadine raste rechts am BMW vorbei, was den Fahrer dazu veranlasste, heftig zu hupen, überquerte die Schienen und rammte dabei beinahe ein Tram.
«Der Idiot hätte schon längst bremsen können. Tramchauffeure glauben immer, dass sie Vortritt haben. Genau wie Taxifahrer.»
«Er hatte Vortritt. Der BMW übrigens auch», knirschte Ferrari tief im Sitz versunken. Einerseits, weil er dem Tod nicht ins Auge blicken wollte, andererseits, damit ihn niemand in dieser Situation sehen konnte. Hoffentlich war sein Schutzengel mit von der Partie.
«Männer! Alles Feiglinge, wohin frau auch schaut!»
Nadine parkierte beim Seiteneingang des Fussballstadions. Ferrari kroch mühsam und leise stöhnend aus dem Wagen, heilfroh, die Fahrt in Nadines Sportwagen wieder einmal überlebt zu haben. Zwei uniformierte Polizisten erwarteten sie.
«Er ist unten in der Garderobe des FC Basel. Strub erwartet Sie bereits, Herr Kommissär.»
Peter Strub, Gerichtsmediziner und langjähriger Freund des Kommissärs, ging im Korridor auf und ab.
«Da bist du ja endlich, Francesco. Ich habe noch anderes zu tun, als mir hier die Füsse zu vertreten. Ah, sehr gut, Nadine ist auch mit von der Partie. Welch eine Augenweide! Du siehst heute wieder bezaubernd aus. Das verbessert natürlich meine Laune gewaltig. Soll ich dir den Toten zeigen, Nadine?», flötete Strub.
«Wo liegt er? Und hör auf mit dem Gesäusel. Du bist zu alt für sie», brummte Ferrari barsch.
«Liegen ist das falsche Wort, Francesco. Er sitzt.»
«Er sitzt?», wiederholte Nadine, die sich an ihm vorbei drängeln wollte.
«Wartet eine Sekunde. Es ist kein schöner Anblick.»
«Danke für deine Warnung, Peter, aber ich habe schon einige Tote gesehen.»
«Ich habe das nicht wegen dir gesagt, Nadine. Ich will nur nicht schuld daran sein, wenn dein Partner, der Italiener, umkippt.»
Ferrari biss sich auf die Unterlippe und blickte Strub böse an. Immer wieder wurde er wegen seinen nicht vorhandenen italienischen Vorfahren gehänselt. Er war ein waschechter Basler, Name hin oder her. Gut, wahrscheinlich hatte er Tessiner Vorfahren, was bestimmt über hundert Jahre zurücklag. Je näher sie dem Toten kamen, desto rasender begann sein Herz zu schlagen. Das war Ferraris Achillesferse. Er konnte einfach keine Toten sehen. Schon gar nicht, wenn sie in einer Blutlache lagen. Da muss ich wohl oder übel durch. Zum Glück ging Nadine vor.
«Mein Gott, es ist tatsächlich John!»
«Ohne Zweifel, einer der vier grossen Musiker ist tot», hörte der Kommissär Strub sagen.
Ferrari betrachtete den Toten näher. Er sass mit offenem Mund auf der Spielerbank. Der Kopf lehnte gegen den Garderobenschrank.
«Jemand hat ihm förmlich das Gehirn aus dem Kopf geschlagen. Wahrscheinlich mit einem stumpfen Gegenstand. Mit voller Wucht. Das Blut muss richtig gespritzt haben. Wenn du dich genau umsiehst, kannst du auch Gehirnmasse erkennen …»
Das war des Guten zu viel. Eindeutig. Dem Kommissär wurde schlagartig übel. Er hielt die Hand vor den Mund, drehte sich um und rannte zur Tür raus.
«Draussen rechts und dann die erste Tür links», rief ihm Strub nach.
Fünf Minuten später kam der Kommissär zurück. Noch immer weiss wie ein Leintuch.
«Willst du den Toten nochmals sehen, Francesco?»
«Nein … danke. Du hättest mir sagen können, dass er so übel zugerichtet wurde.»
«Du wolltest ihn ja unbedingt
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