Requiem für einen Rockstar (German Edition)
jedes Jahr eine neue Mannschaft. Ist ja klar, dass die Spieler eine gewisse Zeit brauchen, bis sie zusammen harmonieren und ein geschlossenes Ganzes entsteht. Wenn das in der nächsten Saison … he, warte Nadine, warte auf mich!»
3. Kapitel
Staatsanwalt Borer machte einen bekümmerten Eindruck.
«Weshalb immer bei uns, Ferrari? Immer bei uns. Die Kriminalität nimmt ständig zu. Mord und Totschlag, wohin man blickt. Und dann meist berühmte Leute. Dieser Frank Brehm vor zwei Jahren. Zum Glück haben wir den Fall gelöst. Und jetzt ein weltberühmter Musiker. Was ist das nur für eine Welt, in der wir leben?»
Daher wehte der Wind. Berühmte Tote waren dem Staatsanwalt ein Gräuel.
«Was wissen Sie über diesen John Lauscher?»
«Eigentlich nichts. Nur das, was man so aus der Regenbogenpresse kennt.»
«Und ihr Schatten? Die weiss doch immer alles. Sie ist ja ganz vernarrt in diese Devils.»
«Nadine klärt im Augenblick ab, in welchem Hotel die Band wohnt.»
«Im ‹Radisson›», kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen.
«Sind Sie sicher?»
«Natürlich bin ich sicher, Ferrari. Schliesslich bin ich mit Hans Kessler vom ‹Radisson› befreundet. Und gestern Abend hatten wir ein Bankett. Da hat er es mir erzählt. Sie hätten mich nur fragen müssen.»
Ferrari verliess kopfschüttelnd Borers Büro. Da will man den Kerl nur kurz orientieren und im Nebensatz informiert er mich, als ob es das Selbstverständlichste auf der Welt wäre. Eine halbe Stunde später tauchte Nadine auf.
«Sie wohnen im ‹Radisson›.»
«Woher weisst du das?»
«Von Borer.»
«Was? Und woher weiss der Arsch das?»
«He, he. Einer seiner Freunde ist der Kessler vom ‹Radisson›.»
«Typisch Basel. Es tauchen immer die gleichen Personen auf, die sich alle irgendwie zu kennen scheinen.»
«Ist das in Bern anders?»
«Nein, eigentlich genauso. Nur heissen sie anders. Von Suri, von Graffenried oder von Gunten.»
«Bevor wir ins ‹Radisson› gehen eine Frage: Was weisst du über die Band?»
Nadine wusste einiges, sie schien sich schon länger für die Jungs zu interessieren. Am Anfang bestand die Band nur aus Piet Gruber und John Lauscher, die mit mässigem Erfolg durch die Gegend tingelten. Piet war die charismatische Figur im Vordergrund, John der stille Partner. Einige Jahre später hatten sie ihren ersten Auftritt als Devils im «Atlantis». Erfolgreich, wenn auch nur in der Region. Das war vor acht Jahren gewesen. Damals waren Mark Moser als Gitarrist und Alf Graf als Drummer dazugekommen. Es folgte ein grosser Auftritt am Open Air in Frauenfeld, wo sie vom Agenten Hanno Helmers entdeckt und unter Vertrag genommen wurden. Danach ging es steil bergauf. Erst füllten sie kleinere, dann immer grössere Hallen. Die Zeiten im «Atlantis» oder im «Hirscheneck» gehörten nun endgültig der Vergangenheit an. Unter der Bezeichnung Boy Group stellte sich Ferrari eigentlich etwas anderes vor. Softies, die auf der Bühne schnulzige Songs sangen und Mädchenherzen zum Schmelzen brachten. Ganz anders die Devils. Sie waren eine Mischung aus Softies und Heavy Metal. Sanfte Ohrwürmer und wilder Metal. Musikexperten konnten die Devils nicht einordnen und waren davon überzeugt, dass die Jungs innerhalb eines Jahres vom Markt verschwunden seien. Das Gegenteil war der Fall. Als es Hanno Helmers mit einem klugen Schachzug gelang, die Devils als Vorgruppe von Bryan Adams auftreten zu lassen, gab es kein Halten mehr. Statt Lokale füllten sie Hallen und jetzt sogar Fussballstadien.
«Gibt es eigentlich irgendwelche Skandale um die Devils?»
«Da war was … warte mal. Ja genau, in Stockholm ist ein Fan mit einem Messer auf die Bühne gerannt und auf Piet losgegangen. Zum Glück konnte er gerade noch rechtzeitig überwältigt werden.»
«Was war der Grund für diese Attacke?»
«Seine Freundin hatte ihn wegen Piet verlassen. Sie reiste den Devils von Konzert zu Konzert nach, um ihr Idol kennenzulernen.»
«Ein Groupie!»
«So viel ich weiss, kannte Piet das Mädchen nicht einmal. Also keinerlei Skandale im eigentlichen Sinne. Ausser, dass sie während der Show die halbe Bühne kurz und klein schlagen.»
«Nichts Neues. Das haben bereits die Stones in den 1960er-Jahren im Zürcher Hallenstadion gemacht.»
«Einiges vor meiner Zeit. Aber du musst es wissen, ist ja deine Generation.»
«Hm!»
Nadine zwinkerte dem Kommissär versöhnlich zu.
«Wer ist der Kopf der Band?», nahm Ferrari das Gespräch wieder auf.
«Ganz
Weitere Kostenlose Bücher