Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
Wald. Sie stolperten über Äste und wichen den knorrigen Plastikstämmen aus.
Die Wand … Da ist die Wand!
Und da war die Tür, eine breite Metallluke mit einem Riegel, der rechts unten angebracht war …
… und Leon hörte, nicht weit davon entfernt, das gellende Kreischen in seinen Ohren und spürte den Windstoß über seinen Nacken fahren …
Seine Beine gaben nach, er sank zu Boden und fühlte jähen Schmerz, als etwas ein Büschel seines Haarschopfs packte und es ihm aus der Haut des Hinterkopfes riss.
„Pass auf!“, schrie Leon, als er aufschaute und den riesigen Vogel auf John, der die Tür fast schon erreicht hatte, zuschießen sah, Cole daneben.
John drehte sich um, ohne zu straucheln. Er hob die Pistole und drückte ab – ein Volltreffer. Der Dak fiel, als bestünde er aus Blei, sein winziges Gehirn hatte sich mit einem Mal verflüssigt.
Cole hantierte an der Tür, John zielte immer noch über Leons Kopf hinweg, und Leon hörte ein weiteres Kreischen wie vor Zorn, irgendwo hinter sich …
Die Tür glitt auf. Leon rannte, John gab ihm Deckung, während er hinter Cole her taumelte, aus dem kühlen, dunklen Wald hinein in blendende Hitze. John war direkt hinter ihnen, schlug die Luke zu …
… und dann lag Phase zwei vor ihnen.
Rebecca rannte, außer Atem, erschöpft und ohne stehen bleiben, ohne sich ausruhen zu können. David und Claire rannten mit ihr, stützten sie, aber sie spürte trotzdem, dass jeder einzelne Schritt all ihrer Willenskraft bedurfte. Ihre Muskeln wollten nicht länger kooperieren. Sie war verwirrt, ihr Gleichgewichtssinn gestört, in ihren Ohren hatte sich ein stetes Klingeln eingenistet. Sie war verletzt, und sie wusste nicht, wie schlimm – nur, dass sie angeschossen worden war, dass sie sich irgendwann den Kopf gestoßen hatte und dass sie nicht stehen bleiben konnten, bis sie ein beträchtliches Stück von der Anlage entfernt waren.
Es war dunkel, zu dunkel, um zu sehen, wie der Boden verlief, und es war kalt. Jeder Atemzug stach wie ein Dolch aus Eis in ihre Kehlen, ihre Lungen. Rebeccas war völlig durcheinander; sie wusste, dass sie eine Gehirnfunktionsstörung erlitten hatte, war aber nicht sicher, welcher Art. Während sie dahintorkelte, wurde sie von den verschiedenen Möglichkeiten und deren Konsequenzen heimgesucht. Sie verging fast vor Sorge. Mit der Kugel selbst verhielt es sich einfacher – der heiße, pochende Schmerz verriet ihr, wo sie saß. Es tat schrecklich weh, aber sie glaubte nicht, dass es sich um eine Fraktur handelte, und es floss auch kein Blut aus der Wunde. Andere Dinge bereiteten ihr mehr Sorge.
Schuss durch den linken Gesäßmuskel, steckt im Ischium fest, so ein Glück aber auch … Schock oder Gehirnerschütterung? Gehirnerschütterung oder Schock?
Sie musste stehen bleiben, ihren Puls fühlen, ihre Ohren auf Blut hin untersuchen … oder auf CSF , was etwas war, woran sie nicht einmal denken wollte. Selbst in ihrem verwirrten Zustand wusste sie, dass blutende Cerebrospinalflüssigkeit so ziemlich die schlimmste Folge eines Schlages gegen den Kopf war.
Nach, wie ihr vorkam, sehr langer Zeit und mehr Richtungswechseln als sie zählen konnte, wurde David langsamer, bedeutete Claire, ebenfalls ihr Tempo zu drosseln und Rebecca auf dem Boden abzusetzen.
„Auf die Seite!“, keuchte Rebecca. „Die Kugel sitzt links.“
Vorsichtig betteten David und Claire sie auf den kalten, flachen Erdboden, beide keuchend und um Atem ringend, und Rebecca war noch nie so froh gewesen, sich hinlegen zu können. Als David sie umdrehte, erhaschte sie einen flüchtigen Blick auf den schwarzen Himmel: Die Sterne waren fantastisch, klar und eisig hoben sie sich gegen den tiefschwarzen Ozean des Alls ab …
„Taschenlampe“, sagte sie, als ihr abermals bewusst wurde, in welch merkwürdige Bahnen ihre Gedanken abdrifteten. „Muss nachsehen.“
„Sind wir weit genug weg?“, fragte Claire, und es dauerte einen Moment, bis Rebecca begriff, dass sie mit David sprach.
O Scheiße, das ist nicht gut …
„Ich denke schon. Und wir sehen ja, wenn sie kommen“, erwiderte David und schaltete seine Taschenlampe ein. Der Strahl traf ein paar Zentimeter vor Rebeccas Gesicht auf den Boden.
„Rebecca, was können wir tun?“, fragte er. Sie hörte die Sorge in seiner Stimme, und dafür liebte sie ihn. Sie waren wie eine Familie, seit der Bucht schon; David war ein guter Freund und ein guter Mensch.
„Rebecca?“ Diesmal klang er furchtsam.
„Ja,
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