Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
herumhängen müssen. Und nach dem, was sie in letzter Zeit in den Zeitungen gelesen hatte, war das vielleicht das Beste. Zwei Angriffe in der vergangenen Woche … Chris und Barry schienen die Gefahr immer noch zu unterschätzen, und das obwohl sie wussten, was das T-Virus mit einem Menschen anrichtete. Barry vertrat die Ansicht, dass Umbrella Raccoon schon aus PR -Gründen „retten“ würde, ehe neue Opfer zu beklagen sein würden. Chris unterstützte diese Meinung, darauf bauend, dass Umbrella, sozusagen, nicht noch einmal in den eigenen „Vorgarten“ scheißen würde, wie unlängst bei der Katastrophe auf dem Spencer-Anwesen geschehen.
Doch Jill war nicht bereit, sich solchen Spekulationen hinzugeben – Umbrellas bisheriges Verhalten hatte gezeigt, dass das Unternehmen nicht in der Lage war, die gefährlichen Folgen seiner Forschungen unter Kontrolle zu halten. Und nach dem, womit Rebecca und David Trapps Team es in Maine zu tun bekommen hatten …
Jetzt war nicht die Zeit, darüber nachzudenken – sie mussten ihren Flug erwischen. Jill schnappte sich die Taschenlampe von der Kommode und war schon fast auf dem Weg ins Wohnzimmer, als ihr einfiel, dass sie nur einen BH dabei hatte. Mürrisch wandte sie sich um, öffnete die Schubladen und begann zu wühlen. Genug Klamotten hatte sie bereits, ausgesucht aus den Sachen, die Brad zurückgelassen hatte, als er aus Raccoon geflohen war. Sie und die Jungs hatten sich für einige Wochen in seinem verlassenen Haus verschanzt, nachdem Umbrella Barrys Haus angegriffen hatte, und wenn auch nichts von Brads Sachen passend für Chris’ hochgewachsene oder Barrys gedrungene Statur war, hatte zumindest Jill sich bedienen können. Damenunterwäsche jedoch war etwas, mit dem der S. T. A. R. S.-Pilot nichts am Hut zu haben schien. Und Jill konnte sich Besseres vorstellen, als in Österreich aus dem Flugzeug steigen zu müssen, um sich mit BH s einzudecken.
„Eitelkeit, dein Name ist Körbchengröße“, murmelte sie leise und grub in dem Haufen. Sie fand das durchscheinende Stück erst beim zweiten Durchwühlen der Schublade und stopfte es in die Tasche, während sie bereits in Richtung des vorderen kleinen Zimmers des gemieteten Hauses eilte. Sie war erst zum zweiten Mal hier, seit sie untergetaucht waren, und sie hatte das Gefühl, dass sie für eine ganze Weile nicht zurückkommen würde. Auf einem der Bücherregale stand ein Bild ihres Vaters, das sie mitnehmen wollte.
Flink huschte sie durch das im Dunkeln liegende Chaos, schirmte die Taschenlampe mit einer Hand ab und richtete den schmalen Strahl in die Ecke, in der das Regal gestanden hatte. Das Umbrella-Team hatte es umgeworfen, sich offenbar aber nicht die Mühe gemacht, die Bücher selbst in Augenschein zu nehmen. Gott allein mochte wissen, wonach sie überhaupt gesucht hatten. Wahrscheinlich nach Hinweisen darauf, wo sich die abtrünnigen S. T. A. R. S.-Mitglieder versteckt hielten. Nach dem Angriff auf Barrys Haus und der verheerend verlaufenen Mission in Caliban Cove machte sich Jill nicht länger vor, dass Umbrella sie einfach ignorieren würde.
Jill fand, wonach sie suchte, ein reißerisch aufgemachtes Taschenbuch mit dem Titel Prison Life – ihr Vater hätte gelacht. Sie hob es auf, blätterte darin und hielt inne, als das Licht auf Dick Valentines schiefes Grinsen fiel. Er hatte das Foto zusammen mit einem seiner Briefe jüngeren Datums geschickt, und Jill hatte es in das Buch gesteckt, damit sie es nicht verlor. Wichtige Sachen zu verstecken war eine Angewohnheit, der sie in jungen Jahren verfallen war – und eine, die sich gerade wieder einmal bezahlt machte.
Sie ließ das Buch fallen; die Notwendigkeit, sich zu beeilen, war mit einem Mal vergessen, als sie auf das Foto hinabblickte. Ein schwaches Lächeln umspielte ihre Lippen. Ihr Vater war vermutlich der einzige Mann, den sie kannte, der im grellorangefarbenen Overall eines Hochsicherheitsgefängnisses gut aussah. Nur für einen Augenblick fragte sie sich, was er wohl von ihrem derzeitigen Dilemma halten würde – um ein paar Ecken herum war er schließlich dafür verantwortlich, jedenfalls dafür, dass sie sich S. T. A. R. S. überhaupt angeschlossen hatte. Nachdem er in den Knast gewandert war, hatte er sie gedrängt, aus dem Geschäft auszusteigen, und sogar eingeräumt, dass es falsch von ihm gewesen sei, sie zur Diebin auszubilden …
Ich wähle also einen legalen Job, arbeite für die Gesellschaft anstatt gegen sie – und in Raccoon
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