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Resteklicken

Resteklicken

Titel: Resteklicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meschner Moritz
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Gänsehaut. Ich kann nämlich Steffis Haus von hier aus erkennen!
    Es ist mir vorhin gar nicht aufgefallen, dass Silvios Oma nur ein paar Straßen von Steffi entfernt wohnt. Als ich jetzt aber die oberen zwei Stockwerke von Steffis Haus sehe, da wird mir mit einem Mal alles klar: DAS ist der Moment, DAS ist der Ort, DAS ist die Zeit, auf die ich mein gesamtes Leben hingesteuert habe! Der Kreis aus Demütigungen, Fehltritten und Fettnäpfchen-Hopping schließt sich endlich! Hier und heute wird sich alles entscheiden! Mir ist, als wäre dies ein heiliger Augenblick, ein vorherbestimmtes Datum, das nur ich, der Auserwählte, mit einer finalen Handlung zu würdigen weiß.
    Ich konzentriere mich wieder auf den Schornstein, auf die Liebe, die ich für Steffi empfinde, auf Arschfotzenkopf, und auf meinen wie perfekt getimten Harndrang, und ich nehme meine Hände, um die Jogginghose runterzuziehen, und ich rufe in den apokalyptisch wolkenverhangenen Himmel: »Die Prophezeiuuuuuuuuung!!!!«
    Dann verliere ich das Gleichgewicht.
    Als Michael Jackson seinem staunenden Publikum erstmals den von irgendeiner Straßengang geklauten »Moonwalk« vorführte, da wollte er mit diesem Tanzschritt vorgaukeln, er bewege sich quasi vorwärts über ein Laufband, das ihn wiederum zurückziehe. Ich hingegen muss niemandem etwas vorgaukeln: Meine Füße wischen vollkommen real über die Dachziegel wie der Lappen einer Putzfrau, die auf Speed ist. Um meinen Move nun auch genauso getreu zu beenden, wie ich ihn gerade begonnen habe, brauche ich nur noch auf die Fresse zu fallen. Was ich auch tue. Danach noch ein Halleluja auf den Entdecker der Schwerkraft, und ich rutsche das Dach hinab und finde mich gleich darauf an der Rinne hängend wieder, wie in einem launigen Jim-Carrey-Film.
    »Moritz!«, höre ich Max noch kreischen, aber da hänge ich schon und spüre die Zähne von Witwe Boltes Hund in meinem Turnschuh, der im Übrigen ein bisschen zu groß ist, also der Schuh, weil ich den vorhin ebenfalls aus An­drés Kleiderschrank entleihen musste, und wir nicht die gleiche Größe haben.
    Und plumps, und ab ist der Schuh.
    Das scheint Wolfshund Rico aber nur noch mehr anzuspornen, denn schon hängt er wieder an mir, also der Rico, genauer gesagt, an meiner etwas zu weiten und fluf­figen Jogginghose, und es dauert nicht lange, da rutscht auch die Hose runter und der zweite Schuh gleich mit, und ich baumle nur noch in Socken und Stringtanga vom Dach wie ein albernes menschliches Leckerli. Das ergäbe ein tolles Foto, das wieder mal meinem Facebook-Profil würdig wäre! Doch wo ist die BILD -Zeitung, wenn man sie tatsächlich mal braucht?!
    »Moritz!«,ruft Max wieder, und Rico fängt an zu kläffen wie ein Wilder, und ich ziehe meine Beine etwas an, damit er nicht an sie herankommt. »Fall bloß nicht runter!«
    »Danke für den Tipp, du …«
    Bevor mir noch etwas Schlagfertiges einfällt, stürze ich auch schon in die Tiefe. Vermutlich einen ganzen halben Meter. Trotzdem knicke ich um, lande auf allen vieren und starre Rico mitten zwischen die Zähne.
    »Na, bist du auch bei Facebook?«
    »Kläff!«
    »Wir könnten ja Freunde werden!«
    » KLÄFF !«
    In Gedanken mache ich mein Testament: Meine Wohnung vermache ich dem Messie-Fanclub, meine Leber geht an eine Medizinstudentengruppe mit ’nem Faible für Panoptikum-Ausstellungsstücke, und den Stringtanga bekommt Laura zurück. Falls Rico ihn mir nicht vom Arsch knabbert.
    »Hunde, die bellen, beißen nicht!«, schallt es vom Dach.
    Ach ja, und Max kriegt eins in die Fresse!
    » KLÄFF !«
    Ein Gutes hat die Sache hier vielleicht: Ich werde doch nicht unmittelbar an meinem Alkoholismus sterben. Nur an seinen Auswirkungen. Gott, was habe ich nur wieder für eine Scheiße gebaut!
    »Okay, iss mich«, flüstere ich der Hundeschnauze zu und schließe die Augen. »Ich habe es ja nicht anders verdient.«
    » RICO ! … AUS !«
    Eine große Pranke reißt Rico am Halsband zurück, und was eben noch eine schwarze Fletsch-Bestie war, ist nun nur noch ein fiependes Stück Resthund, das mit den Vorderpfoten nach Bodenhaftung sucht.
    Ich schaue in das verwirrte Gesicht von Silvio Arschfotzenkopf.
    »Du … du bist doch Steffis Exfreund. … Moritz, oder?«
    »Ja«, sage ich und höre Max mit einem »Hüüülfeee«-Schrei ins Blumenbeet klatschen, gefolgt von einem heiseren »Autsch«.
    »Und wer bist DU nu wieder?«
    »Max. … Moritz ist ebenfalls mein Exfreund.«
    Das bedeutet also der Spruch »vom Regen

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