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Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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schließlich. Ich schaue auf, kann auch im Halbdunkel erkennen, dass er mich mit besorgtem Blick betrachtet.
    »Ja«, antworte ich. »Alles okay so weit.« Ich lächle, aber es fühlt sich angespannt an, und ich kann es kaum aushalten, ihm so nahe zu sein, ohne ihn zu berühren.
    Adam nickt. Zögert. Sagt dann: »War ein höllischer Abend.«
    »Und der Tag morgen wird nicht besser«, flüstere ich.
    »Ja«, sagt Adam und sieht mich an, als suche er nach etwas, nach der Antwort auf eine unausgesprochene Frage. Ich frage mich, ob er etwas Neues in meinen Augen entdeckt hat. Er grinst ein bisschen. Sagt: »Ich sollte wohl mal gehen« und weist mit dem Kopf auf den schlafenden James in seinen Armen.
    Ich nicke. Weiß nicht, was ich sonst tun soll. Was ich sagen soll.
    Alles ist so unklar.
    »Wir stehen das durch«, sagt Adam, als habe er meine Gedanken gelesen. »Das alles. Wir schaffen es. Und Kenji wird wieder gesund.« Er berührt meine Schulter, streicht leicht über meinen Arm, hält vor meiner unbedeckten Hand inne.
    Ich schließe die Augen, versuche den Moment zu genießen.
    Und dann streifen seine Finger meine Haut, und ich reiße die Augen auf, und mein Herz tobt in meiner Brust.
    Er starrt mich an, als würde er noch etwas ganz anderes tun wollen, wenn er nicht James im Arm hätte.
    »Adam –«
    »Ich werde einen Weg finden«, sagt er. »Ich werde einen Weg finden, wie wir das hinkriegen. Ich verspreche es dir. Ich brauche nur ein bisschen Zeit.«
    Ich wage es nicht zu sprechen. Weil ich nicht weiß, was ich sagen oder tun könnte. Weil ich mich fürchte vor der Hoffnung, die in mir heranwächst.
    »Gute Nacht«, flüstert er.
    »Gute Nacht.«
    Hoffnung ist für mich allmählich nur noch etwas Gefährliches, das mir Angst macht.

62
    Ich bin vollkommen erschöpft, als ich in mein Zimmer komme, und ziehe halb benommen die Sachen an, in denen ich jetzt schlafe: ein Trägerhemd und eine Pyjamahose. Beides habe ich von Randa bekommen. Tana und Randa meinen, dass ich meinen Anzug nachts ausziehen und Luft an meine Haut lassen soll.
    Ich will gerade unter die Decke schlüpfen, als es leise an der Tür klopft.
    Adam
    ist mein erster Gedanke.
    Aber als ich dann die Tür einen Spalt öffne, muss ich sie sofort wieder zumachen.
    Das kann nur Einbildung sein,
    »Juliette?«
    Oh. Gott.
    »Was machst du hier?«, raune ich durch die geschlossene Tür.
    »Ich muss mit dir sprechen.«
    »Jetzt sofort. Du musst jetzt sofort mit mir sprechen.«
    »Ja. Es ist wichtig«, antwortet Warner. »Ich habe gehört, wie Kent sagte, dass diese Zwillinge heute Nacht in der Krankenstation bleiben würden, und dachte mir, das wäre ein guter Moment für eine ungestörte Unterhaltung mit dir.«
    »Du hast mein Gespräch mit Adam mitgehört?« Ich frage mich panisch, wie viel er wohl mitbekommen hat.
    »Ich habe nicht das geringste Interesse an deinen Unterredungen mit Kent«, sagt Warner, und seine Stimme klingt jetzt flach und neutral. »Sobald ich gehört habe, dass du heute Abend hier alleine sein wirst, habe ich mich entfernt.«
    »Oh.« Ich atme aus. »Und wie bist du überhaupt an den Wachen vorbeigekommen?«
    »Du solltest vielleicht die Tür öffnen, damit ich es dir erklären kann.«
    Ich rühre mich nicht von der Stelle.
    »Bitte, Süße, ich werde dir nichts antun. Das solltest du doch inzwischen wissen.«
    »Ich gebe dir fünf Minuten. Dann muss ich schlafen, okay? Ich bin völlig erledigt.«
    »Geht klar«, erwidert er. »Fünf Minuten.«
    Ich hole tief Luft. Öffne die Tür einen Spalt. Blinzle.
    Er lächelt. Scheint keinerlei Schuldgefühle zu haben.
    Ich schüttle den Kopf.
    Warner drängt sich an mir vorbei ins Zimmer, findet mein Bett und setzt sich.
    Ich schließe die Tür und setze mich auf Tanas Bett. Mir wird plötzlich bewusst, wie wenig ich anhabe und dass ich mich extrem entblößt fühle. Ich verschränke die Arme vor der Brust – obwohl Warner mich im Dunkeln gar nicht genau sehen kann – und versuche nicht zu frösteln. Ich vergesse immer, wie präzise mein Anzug meine Körpertemperatur regelt.
    Der Anzug war eine geniale Erfindung von Winston.
    Winston.
    Winston und Brendan.
    Oh, ich hoffe so sehr, dass sie wohlauf sind.
    »Also … worum geht es?«, frage ich in die Dunkelheit hinein. »Du bist abgehauen, vorhin im Tunnel. Obwohl ich dich gebeten hatte zu warten.«
    Stille.
    »Bequemes Bett«, sagt er leise. »Viel bequemer als meines. Mit Kissen. Und sogar mit einer Decke.« Er lacht. »Du lebst hier wie eine

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