0268 - Mit Vollgas in den Abgrund
Ich traf den G-man Allan Steve dreißig Meilen vor der Stadtgrenze von New Haven auf einem Parkplatz des Highways 14, der von New York über Bridgeport bis über New London hinaus immer an der Atlantikküste entlangführt. Mit Ausnahme der Strecken durch die Städte gibt es kaum eine Meile auf dieser Autostraße, während der man nicht das Meer im Blickfeld hat.
Allan Steve wartete auf mich am Steuer eines unauffälligen blauen Ford. Ich parkte meinen Jaguar daneben, stieg aus und kletterte in den anderen Wagen.
»Hallo, Allan!«, grüßte ich. »Wie geht’s Ihnen? Und wie geht es James Bash?«
Steve war noch ein junger Mann. Wir hatten uns bei einem Kurs auf der FBI-Akademie kennengelernt. Er war mein Zimmernachbar gewesen. Ein Junge, der es verstand, Spaß zu machen. Allans Antworten, die er auf die manchmal weltfremden Fragen der FBI-Professoren gab, lösten immer wieder schallendes Gelächter aus. Auch Allan selbst lachte immer.
Wo Allan Steve auftauchte, gab es Gelächter, aber es war nicht seine einzige Qualität. Er galt als ausgezeichneter FBI-Agent, und er hatte gute Erfolge zu verzeichnen.
Der Allan Steve, neben dem ich jetzt in dem Ford saß, schien nicht mehr der gleiche Mann zu sein. Er war abgemagert, sein Mund schien das Lächeln verlernt zu haben, und er rauchte ununterbrochen. »Mir geht’s jämmerlich, Jerry«, antwortete er auf meine Frage. »Und wenn es mir jämmerlich geht, muss es Bash ja zwangsläufig gut gehen.«
Allan Steve gehörte zur FBI-Gruppe Connecticut, und James Bash, oberster Boss aller Gangster in New Haven, war der Mann, den Steve zur Strecke bringen wollte.
Ich nahm eine von den Zigaretten, die er mir anbot.
»Lassen Sie den Kopf nicht hängen, Allan«, sagte ich. »Bei jeder Arbeit kommt immer mal eine Durststrecke vor, die durchgestanden werden muss. Sie werden auch Bash schaffen.«
»Vielleicht, wenn er mich nicht vorher schafft. Sie kennen ihn nicht, Jerry. Sobald er das Gefühl bekommen sollte, dass ich ihm zu nahe auf den Fersen bin, werde ich mich nur noch in einem Panzerwagen durch die Stadt bewegen können.«
Ich versuchte, ihn ein wenig in Stimmung zu bringen. »Darauf werden Sie verzichten müssen. Panzerwagen bewilligt die Zentrale wegen der zu hohen Kosten nicht.«
Er zeigte ein flüchtiges Grinsen.
»Sie sollen nicht glauben, dass ich Angst habe, Jerry, aber ich komme an den Kerl nicht ran. Er sitzt wie in einem Panzerschrank, und ich stehe davor und will den Schrank mit bloßen Händen knacken. Ich könnte Ihnen die Liste seiner Verbrechen auswendig aufsagen, aber ich würde dazu eine Stunde benötigen, und kein Verbrechen kann ich beweisen. Ich sagte, dass er in einem Panzerschrank sitzt. Okay, das Bild stimmt. Der Schrank ist gut geschmiedet, aus Gewalt, Angst, Terror, Bestechung, Brutalität und Skrupellosigkeit.«
»Wenn man einen Tresor nicht knacken kann, muss man die Zahlenkombination finden, die das Schloss öffnet.«
»Ungefähr das habe ich mir auch gedacht, aber in New Haven vermochte ich nicht einmal die erste Zahl zu der Kombination herauszubekommen. Das war der Grund, warum ich New York bat, in Bashs Vergangenheit herumzustöbern.«
»Ein guter Gedanke, aber eine scheußliche Arbeit für den Mann, der sie machen musste. Und das war ich.«
»Sind Sie ins Archiv versetzt worden, Jerry?«
»Im Archiv war nichts zu holen, wenigstens zunächst nicht. Bash verließ New York 1936. Damals war Hoover noch dabei, das FBI richtig in Schwung zu bringen, und die Leute, die damals für unseren Verein arbeiteten, hielten sich nicht mit langen Berichten und der Fütterung der Archive auf. Das wurde von ihnen auch nicht verlangt. In dieser Sache gab es verdammt wenig Anhaltspunkte, und alles, was ich schließlich erfuhr, war, dass Bash als Jüngling anscheinend ein bisschen im Alkoholgeschäft mitgemischt hat. Selbstverständlich war er kein Al Capone oder Jack Frathel, sondern nur ein winziger Fisch, der die kleine Arbeit tat. Sie kennen das ja, Allan. Einen Lastwagen voll Schnaps fahren; die Konkurrenz als Lieferanten aus einer guten Kneipe verdrängen; aus vier Fässern Whisky durch Zugabe von Wasser und Methylalkohol acht Fässer Gift machen…, das waren so die Arbeiten der kleinen Gehilfen der großen Bootleggers. Bash hat etwa seit 1934 für Charly Doun gearbeitet, der das Alkoholmonopol für die Bronx erobert hatte. Das sind über fünfundzwanzig Jahre her, und selbst, wenn Sie ihm diese Taten nachweisen könnten, so würde ihn kein Richter
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