Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott
Prolog
Die Etablierung der Rettungsabteilung des
Freien Raumcorps ist nur unter großen Schwierigkeiten gelungen: Ein ausrangierter
Kreuzer und eine planlos zusammengestellte, zum Teil völlig unerfahrene
Besatzung wurde in eine Feuertaufe geschickt, die beinahe in einer Katastrophe
geendet hätte. Trotz aller Intrigen, die sich im Hintergrund unheilvoll
zusammenbrauen und sich bereits in einem hinterhältigen Angriff offenbart
haben, steht die Mannschaft der Ikarus hinter ihrem Auftrag: Zu helfen, wo sonst
niemand zur Hilfe eilen kann, egal, wie schwierig die Situation ist. Die Gefahren
ihrer Arbeit wurden schnell offensichtlich: Sally McLennane, die Leiterin der
Abteilung, fiel beinahe einem Mordanschlag zum Opfer, und bei der Rettungsaktion
um das »weiße Raumschiff« wurden die Crewmitglieder mit im Geheimen
operierenden Waffenhändlern konfrontiert. Auf der abstürzenden Spielhölle,
einer Raumstation voller Ganoven und Vergnügungssüchtiger, hatte die
Crew der Ikarus Daten über ein Sonnensystem außerhalb des erforschten
Raumes gewonnen – und die Neugierde darauf, was in diesem Sonnensystem
zu finden war, führte schließlich zum »Requiem«, zur Vernichtung
der Ikarus I. Gebeutelt und von Selbstvorwürfen geplagt, ist die Mannschaft
des Rettungskreuzers nach Vortex Outpost zurückgekehrt. Dort konnte sie
sich bei der Verteidigung eines Konvois und schließlich beim Angriff auf
die Station durch die Gegner Sallys im Raumcorps Verdienste erwerben: Die Verschwörung
brach zusammen, und Sally wurde wieder zur Corpsdirektorin ernannt. Zum neuen
Chef der Rettungsabteilung wurde Captain Roderick Sentenza befördert. Nach
turbulenten Ereignissen auf Cerios III, die die Crew mit der Chance auf eine
– leider – verhängnisvolle Unsterblichkeit in Berührung
brachte, streben die Ereignisse einem Höhepunkt entgegen – auf der
Asteroidenstadt Seer'Tak City, wo man erstmals auf die Hintermänner einer
galaktischen Verschwörung trifft und auf die Outsider, deren genaue Pläne
noch im Dunkeln liegen. Bevor man sich diesem Problem widmen kann, taucht gleich
ein weiteres auf – das der »Erleuchteten«, die sich jeder Hilfe
verschlossen. Die verschollenen Jason Knight und Shilla hat es ins Nexoversum
verschlagen und nachdem die Crew der Ikarus mit dem »Leid der Schluttnicks«
konfrontiert worden war, musste sie die überraschende Rückkehr der
totgeglaubten An'ta verkraften. Nach dem Kampf um die Pronth-Hegemonie und einem
schicksalshaften Ausflug ins Nexoversum werden wir nun mit dem »Anande-Komplott«
konfrontiert ...
1.
Leise Musik klang durch den dämmerdunklen Raum, ein beruhigendes Gewebe
aus spröden Flöten und tiefen Klangschalen. Hin und wieder mischten
sich andere Töne hinein: ein scharfes elektronisches Signal, das eine Eingabe
bestätigte, das hochfrequente Summen einer kleinen Energieeinheit, die
kurz aus dem Standby erwachte, ihre Aktion ausführte und wieder in Stille
versank.
In der Mitte der Krankenstation der Ikarus bildete ein sanfter Schein
eine Insel aus Licht. Schattenhaft zeichnete sich die Gestalt von Doktor Jovian
Anande vor dem Operationstisch ab, auf dem der spindeldürre Körper
einer Patientin lag.
Die magere Frau, die sie aus dem havarierten Frachtraumer geborgen hatten, war
mit einer enganliegenden metallischen Folie bedeckt – die darin eingebetteten
Sensoren überwachten die schwachen Körperfunktionen und regulierten
zugleich die Temperatur der Verletzten. Sie war die einzige Überlebende
der fünfköpfigen Besatzung der Tempra .
Der Frachter war aus noch ungeklärten Gründen nach Explosionen im
Antrieb manövrierunfähig geworden. Der Bordcomputer hatte schwere
Schäden genommen und nicht einmal mehr ein Notsignal ausgesandt. Erst als
sich der Empfänger der Fracht über die Verzögerung seiner Lieferung
zu wundern begann und keinen Kontakt mit der Tempra aufnehmen konnte,
wandte er sich an die Rettungsabteilung des Raumcorps. Fast zwei Tage dauerte
es, bis die Ikarus das still im Weltraum treibende Frachtschiff aufspüren
konnte. Zu diesem Zeitpunkt war außer dem Lageroffizier Ula Eow niemand
mehr am Leben.
Ihre Verbrennungen waren schnell behandelt – als einzige hatte sie sich
weit genug vom Antrieb entfernt aufgehalten, um nicht durch die Explosionen
zu sterben. Aber die Wucht der Detonation hatte sie gegen ein Schott geschleudert
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