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Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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wusste, all seinen
fachlichen Qualifikationen zum Trotz? Die ganze Geschichte hatte Meilen gegen
den Wind nach Ärger gerochen. Es hatte schon damals kein Zweifel bestanden,
dass Anande mit seinen Fertigkeiten und seinem Wissen ganz oben in irgendeiner
Forschungsliga mitgespielt haben und dort in Ungnade gefallen sein musste. Und
so was passierte nicht wegen des Diebstahls von ein paar Reagenzgläsern.
    Sally McLennane runzelte die Stirn und starrte blicklos auf den Monitor, der
das übernächtigte Gesicht von Captain Roderick Sentenza zeigte. Sie
warteten beide auf das Eintreffen des eben verständigten Doktor Anande.
    Wenn er sich als Arzt der Ikarus in all den letzten Monaten unfähig
oder charakterlich brisant gezeigt hätte, stünde sie jetzt nicht vor
solchen Schwierigkeiten. Vielleicht würde sie ihn dann als Schachfigur
geopfert, öffentlich ihre Uninformiertheit bedauert und Überraschung
oder Erschrecken geheuchelt haben. Sie war nicht in ihre jetzige Position gekommen,
weil sie jedem Bekannten auf dem Weg das Händchen gehalten hatte, sondern
weil sie wusste, dass manchmal harte Maßnahmen die einzig erfolgreichen
waren.
    Aber Jovian Anande hatte sich, ganz gleich, welche Sünden in der Vergangenheit
er begangen hatte, als höchst zuverlässig, kompetent und korrekt erwiesen.
Er war ein Teil des Teams – vielleicht mehr, als er selber wusste –
und wenn er jetzt zerstört werden sollte, dann würde das auch auf
den Rest der Crew sehr negative Auswirkungen haben.
    Er war nicht der einzige mit dunklen Flecken in seinem Lebenslauf. Die Rettungsabteilung
hatte ihnen allen die Chance auf einen neuen Anfang gegeben, eine Aufgabe, für
die es sich zu arbeiten und auch zu kämpfen lohnte, und gemeinsam hatten
sie mehr Schwierigkeiten überwunden als einen havarierten Frachter in einem
Asteroidenfeld oder einen komplizierten Splitterbruch. Sie spielten ein großes
Spiel, viel größer vermutlich, als irgendwer von ihnen ahnen konnte,
und hatten eine wichtige Rolle darin. Die Ikarus bot ihnen Sicherheit,
einen respektierten Platz in der Gesellschaft, die sie um ein Haar wie einen
faulen Apfel ausgespuckt hätte. Wenn einer von ihnen von seiner Vergangenheit
eingeholt wurde, lag es nahe, dass die anderen befürchten mussten, es würde
ihnen auch passieren können. Und das war ein so hoher Preis, dass Sally
McLennane ihn nicht zu zahlen bereit war.
    Ihre grimmigen Gedanken wurden unterbrochen, als Sentenza sie wieder anblickte
und kurz nickte.
    »Er ist da«, sagte er und stellte den Erfassungsbereich der Kamera
so ein, dass Sally nun beide Männer sehen konnte. Anande wirkte auf den
ersten Blick gefasst und so korrekt gekleidet, als habe er schon stundenlang
auf den Anruf seines Captains gewartet. Nur das stetige Zucken der kleinen,
weißen Narbe unter seinem Auge zeigte seine innere Anspannung.
    »Doktor Anande«, begrüßte McLennane ihn knapp. »Ich
werde keine langen Umschweife machen, denn Sie möchten sicher gleich hören,
worum es geht.«
    Der Arzt nickte nur.
    »Wie Captain Sentenza Ihnen bereits mitgeteilt hat, geht es um Ihre Vergangenheit
und um ein Verbrechen, das Sie damals begangen haben sollen. Sie werden angeklagt
und vor Gericht gestellt wegen verbotener gentechnischer Experimente, verbunden
mit wesentlichen Verstößen gegen allgemeine Wesenrechte. Das ist
eine sehr ernsthafte Anschuldigung.«
    »Gibt es mehr Details?« Anandes Stimme klang so ruhig, als fragte
er einen Patienten nach seinem Wohlbefinden.
    »Einige wenige. Die Informationen, die ich jetzt habe, sind höchst
inoffiziell und somit leider auch lückenhaft – deswegen aber nicht
minder korrekt. Was ich Ihnen jetzt erzähle, ist noch nicht völlig
in Gang gesetzt worden, und vielleicht können wir es sogar noch verhindern.
Aber ich sage gleich, dass die Chancen dafür nicht wirklich gut stehen.«
    »Ich verstehe.« Jovian Anande fühlte sich angespannt wie eine
Bogensehne. Alles, was er seit so langer Zeit gefürchtet, erhofft oder
vermutet hatte, verdichtete sich jetzt zu einem einzigen Punkt. Seine gesamte
Aufmerksamkeit richtete sich auf seine ehemalige Vorgesetzte und auf das, was
sie ihm gleich sagen würde. Sie hatte ihn damals eingestellt, den mysteriösen
Umständen zum Trotz, und er hatte immer vermutet, dass sie mehr wusste,
als sie ihm gesagt hatte. Jetzt würde er es erfahren, und plötzlich
war er sich nicht sicher, ob

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